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Boxen: Der Milliardenkampf

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Mayweather vs. McGregor Der teuerste (und sinnloseste) Kampf der Geschichte

Sollte Box-Superstar Floyd Mayweather jr. tatsächlich gegen UFC-Champion Conor McGregor in den Ring steigen, wäre das sportlich völlig irrelevant. Zu kümmern scheint das niemanden - es winken Rekordgagen.

"Irgendwann wird es jemanden geben, der einen Kampf um eine Milliarde Dollar bestreitet", sagte Mike Tyson im September 1995 in einem Interview . Gut 20 Jahre später scheint es so weit zu sein. Nach "Forbes"-Berechnungen  könnte ein Duell zwischen dem ungeschlagen zurückgetretenen Box-Superstar Floyd Mayweather jr. und UFC-Champion Conor McGregor einen zehnstelligen Umsatz erzielen, "wenn wir sehr großzügig rechnen".

Dafür müsste der Kampf aber erst stattfinden. Seit über einem Jahr wird spekuliert, ob "Money" Mayweather und "The Notorious" McGregor tatsächlich gegeneinander in den Ring steigen. "No Chance. Zero", antwortete ESPN-Box-Experte Dan Rafael im Dezember  auf diese Frage. Laut Rafael sprächen "eine Million Gründe" gegen den Kampf, "nicht zuletzt die Tatsache, dass Mayweather, wenn er denn kämpft, der beste Boxer auf dem Planeten ist und McGregor sein Profidebüt als Boxer geben würde".

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Sportlich hätte der charismatische Ire, der sein Geld mit Mixed Martial Arts verdient, in einem reinen Boxkampf schlicht keine Chance. Dasselbe würde für Mayweather bei seinem ersten Ausflug ins MMA-Oktagon gelten, in dem das klassische Boxen mit Elementen aus dem Kickboxen, Ringen, Judo, Jiu-Jitsu und so ziemlich jeder anderen Kampfsportart vermischt wird. Klar war von Anfang an, dass Mayweather nur boxen und sich nicht auf einen Käfigkampf einlassen würde. Deswegen galt McGregors Arbeitgeber lange als mögliche Hürde für das Event.

Der Ire wurde von den Verantwortlichen der Ultimate Fighting Championship (UFC) zum globalen Superstar aufgebaut. UFC-Präsident Dana White betonte in der Vergangenheit, dass Boxen langweilig sei und sich echte Kämpfer im Oktagon beweisen müssten. Wie sähe es da aus, wenn einer seiner größten Helden ausgerechnet von einem Boxer vorgeführt werden würde?

Trotz dieser Vorbehalte will McGregor die Herausforderung annehmen. Weil er einer der besten Boxer im UFC-Kader und zudem mit einer beachtlichen Hybris ausgestattet ist, glaubt er möglicherweise, dass er sich mit Mayweather messen kann. Vielleicht ist dem 28-Jährigen aber auch nur klar, dass dieser eine Kampf im Ring ihm selbst im Falle einer Niederlage mehr Geld einbringen könnte als all seine Auftritte im Käfig zusammen. In jedem Fall sorgte er Mitte Mai für Schlagzeilen, als er öffentlich bekanntgab, sich mit den UFC-Verantwortlichen geeinigt und den Kampfvertrag unterschrieben zu haben.

Inzwischen hat auch Mayweather angedeutet, dass er sich vorstellen könnte, für ein Duell mit McGregor aus dem Ruhestand zurückzukehren. "Ich bin Geschäftsmann", sagt er. "Ich mache das, was mir am meisten Geld bringt." Das wäre momentan fraglos ein Kampf gegen den Iren, der bei seinen vergangenen vier UFC-Auftritten jeweils über eine Million Pay-per-View-Einheiten verkaufte.

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Mit einem Jahreseinkommen von 34 Millionen Dollar steht McGregor laut aktueller "Forbes"-Liste der bestverdienenden Sportler der Welt  auf Platz 24. Damit liegt er vor dem zurzeit bestbezahlten Boxer Saúl "Canelo" Álvarez (28,5 Millionen Dollar/Rang 43). So etwas hätte es zu Mayweathers aktiven Zeiten nicht gegeben. Dreimal führte er die Liste an und verdiente 2015 mit nur zwei Kämpfen 300 Millionen Dollar . Dafür muss Cristiano Ronaldo dreieinhalb Jahre Fußball spielen.

Wie ESPN am Dienstag berichtete , soll es inzwischen einen Kampftermin geben. Demnach wollte Mayweather am Mittwoch bei der zuständigen Nevada State Athletic Commission eine Boxveranstaltung für den 26. August anmelden, die live beim US-Sender Showtime übertragen werden soll. Der Antrag sei zwar zunächst zurückgezogen worden, weil die Details mit Showtime noch nicht geklärt seien, aber letztlich sei die Anmeldung "üblicherweise eine Formalität".

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Das schreibt derselbe Rafael, der noch vor einem halben Jahr sicher war, dass die Commission "so ein gefährliches Mismatch" nicht genehmigen würde. Eine Milliarde Dollar scheinen doch schwerer zu wiegen als eine Million guter Gründe. Der britische "Mirror"  will erfahren haben, dass Mayweather für den 26. August die MGM Grand Garden Arena gebucht haben soll, also die Veranstaltungsstätte, in der er seine vergangenen zwölf Kämpfe bestritten und dabei einen Umsatzrekord nach dem anderen gebrochen hat.

Dass Verhandlungen über den Mega-Kampf laufen, bestätigte inzwischen auch der TV-Partner, ohne sich konkret zu äußern. "Die Gespräche bleiben vertraulich, bis wir eine Einigung erzielt haben", sagte der Vizepräsident von Showtime Sports, Stephen Espinoza. Die offizielle Bekanntgabe steht also noch aus. Und die Indizien dafür, dass der Kampf tatsächlich in zehn Wochen stattfindet, könnten auch bewusst gelegte falsche Spuren sein, um die Diskussion um das mögliche Duell zwischen Mayweather und McGregor am Leben und das öffentliche Interesse hochzuhalten.

Denn es wäre sehr ungewöhnlich, ein derart großes Event mit nur zwei Monaten Vorlaufzeit auszurichten. Mayweathers Duell mit Pacquiao, mit einem Umsatz von über 600 Millionen Dollar die bislang ertragreichste Boxveranstaltung der Geschichte, wurde ein halbes Jahr vor dem Kampftermin offiziell verkündet. Schließlich müssen Tickets und Pay-per-Views verkauft sowie Deals mit internationalen TV-Partnern und Sponsoren geschlossen werden. Allein die PR-Tour mit Pressekonferenzen in verschiedenen Städten kostet Zeit und will gut vorbereitet sein. "Ein großer Kampf muss marinieren", besagt ein beliebtes Zitat von Promoter-Legende Bob Arum.

Sollte es wirklich zum Schnellschuss kommen und die Veranstaltung für den 26. August bestätigt werden, wäre dies auch ein Angriff auf Oscar De La Hoya. Dessen Golden Boy Promotion richtet am 16. September in Zusammenarbeit mit dem Klitschko-Stall K2 den langersehnten Kampf zwischen Álvarez und Gennady Golovkin aus. Im Gegensatz zu Mayweather gegen McGregor verspricht das Duell zwischen dem Mexikaner und dem Kasachen sportlich hochwertig zu werden. Trotzdem ließe sich der "Milliarden-Kampf" deutlich besser vermarkten als die Mittelgewichts-WM. "Mayweather gegen McGregor wäre eine Schande für den Boxsport", sagt De La Hoya  und meint damit vor allem: schlecht für Golden Boy, Álvarez, Golovkin - und alle anderen, die nicht mitverdienen.

Hinweis der Redaktion: In einer früheren Version hatten wir geschrieben, Conor McGregor sei Schotte. Tatsächlich kommt McGregor aus Irland. Wir haben den Fehler korrigiert und bitten um Entschuldigung.

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