Freiwasser-Drama
DSV-Chefin fordert neue Rettungs-Regeln
Nach dem Schock um die besinnungslose polnische Freiwasserschwimmerin Natalie Charlos fordert der DSV eine schnelle Änderung der Regeln. Es müsse gewährleistet sein, dass Retter früher eingreifen könnten.
Hamburg - Nach der dramatischen Rettungsaktion der polnischen Freiwasserschwimmerin Natalie Charlos zum Europameisterschafts-Auftakt in Berlin hat DSV-Präsidentin Christa Thiel eine Regeländerung gefordert. "Man sollte den Sicherheitskräften ermöglichen, sofort einzugreifen", sagte die Chefin des Deutschen Schwimm-Verbandes. Beim Zehn-Kilometer-Rennen am Mittwoch war Charlos erst aus dem Wasser gezogen worden, nachdem sie bereits das Bewusstsein verloren hatte.
Die Regeln des Weltverbandes Fina sehen vor, dass Schwimmer ein Handzeichen geben müssen, ehe die Helfer eingreifen dürfen. "Die, die mit dem Schwimmen nichts zu tun haben, denken, die haben einen Sprung, so eine Regelung zu haben", sagte Thiel. In einer solchen Notlage seien die Athleten "sowieso im Tunnel und haben überhaupt keine Orientierung mehr".
Die 21-jährige Charlos drohte wenige Meter vor dem Ziel zu ertrinken. Erst nach lauten Rufen der Trainer eilte ein DLRG-Rettungsschwimmer zur Hilfe. Die deutschen Schwimmerinnen Angela Maurer und Svenja Zihsler, die gerade ins Ziel gekommen waren, halfen bei der Rettungsaktion. Der deutsche Mannschaftsarzt Alexander Beck leistete die Erstversorgung. Charlos wurde zu weiteren Untersuchungen und 24-stündiger Überwachung ins Krankenhaus gebracht. Sie soll am Donnerstag entlassen werden.
Europäischer Verband verweist auf Fina-Regeln
Nach Aussagen von Beck hatte sich Charlos schon vor dem Rennen nicht fit gefühlt. "Mir haben Mediziner gesagt, sie sei sowieso im Tunnel gewesen", erklärte Thiel zu Fragen, warum sich die Schwimmerin nicht an der Leine festgehalten habe. "So schlimm das auch klingt: Sowas ist immer auch hilfreich für die Zukunft, es besser zu machen", sagte Thiel mit Blick auf mögliche Regeländerungen.
Der europäische Verband Len verwies auf das Regularium. "Wir müssen uns an die Regeln der Fina halten, das ist passiert", sagte Len-Präsident Paolo Barelli. Thiel erinnerte an den Todesfall des Amerikaners Francis Crippen 2010, nach dem unter anderem ein Sicherheitsbeauftragter bei den Freiwasserrennen eingeführt worden war. "Man kann noch mehr tun, um es in Zukunft sicherer zu machen", sagte die DSV-Präsidentin.