
52. Handballbundesligasaison: Wer wird Meister? Was ist neu?
Handballbundesliga 16 Freunde dürft ihr sein
Es war der 4. Juni, der wichtigste internationale Vereinstitel wurde vergeben, in Köln - und die Handballbundesliga war erstmals seit Bestehen des Final Four der Champions League (2006) mit keinem Klub vertreten. Damit sich das nicht wiederholt, hat die deutsche Liga einiges bewegt.
Am Abend beginnt die 52. Saison mit den Spielen zwischen Ludwigshafen und Göppingen sowie Stuttgart gegen Melsungen (beide 19 Uhr). Wo Sie die Spiele verfolgen können? Warum die Partie von Melsungen spannender wird, als es vielleicht klingt? Und ob die Rhein-Neckar Löwen ihren dritten Meistertitel in Folge holen können? Die wichtigsten Antworten vor dem Ligastart.
Wer ist der Top-Favorit auf die Meisterschaft?
"Wir sind Kiel", unter diesem Motto will der THW Kiel nach zwei Jahren ohne Meistertitel wieder ganz oben stehen. Das spricht dafür: Der Klub hat mit 9,5 Millionen Euro den höchsten Etat der Bundesliga und mit dem slowenischen Spielmacher Miha Zarabec einen vielversprechenden Spieler verpflichtet. Der 25-Jährige sorgte zuletzt mit dem Gewinn der Bronzemedaille für eine Überraschung bei der WM in Frankreich. Was abseits des auch sonst gut besetzten Kaders (unter anderem mit Torwart Andreas Wolff oder dem nach einer Knie-OP zurückkehrenden Top-Star Domagoj Duvnjak) für Kiel spricht, sind die Probleme des größten Konkurrenten.
Denn die Rhein-Neckar Löwen, Meister 2017 und 2016, müssen unter anderem den Abschied von Kim Ekdahl Du Rietz verkraften. Der 28 Jahre alte Schwede aus dem linken Rückraum beendete überraschend seine Karriere - und ist nun zu einer Weltreise statt zur dritten Jagd auf die Meisterschaft aufgebrochen. Außerdem gibt es ein noch unkalkulierbares Risiko: Trainer Nikolaj Jacobsen wird künftig in Doppelfunktion die Mannheimer und die dänische Nationalmannschaft betreuen, mit der er bei der Handball-EM in Kroatien im Januar für mehrere Wochen unterwegs sein wird. Vor dem Saisonstart sagt Jacobsen: "Die dritte Meisterschaft darf keiner erwarten." Immerhin: Das Supercup-Finale gegen Kiel haben die Löwen am Mittwoch im Siebenmeterwerfen gewonnen.
Ein weiterer Meisterkandidat ist die SG Flensburg-Handewitt. Aber auch hier gibt es Fragezeichen: Wie wird der Verein den Abgang von Startrainer Ljubomir Vranjes verkraften? Er betreut ab dieser Saison den ungarischen Spitzenklub Veszprem. Spannend werden auch die Rollen der Füchse Berlin und vom SC Magdeburg, der Deutsche Meister von 2001 hat in der vergangenen Rückrunde kein Spiel verloren.
Wer ist der Geheimfavorit?
Die Melsunger Turngemeinde wird von vielen Experten als Geheimfavorit dieser Saison genannt. Feststeht: Seit Melsungen 2005 in die Bundesliga aufgestiegen ist, machte das Team stetig Fortschritte. In der Saison 2014/2015 spielte der Klub erstmals international, 2016 reichte es für einen vierten Platz in der Bundesliga, zuletzt wurde die Mannschaft allerdings nur Siebter. Das soll sich nicht wiederholen, daher rief der Verein die Agenda 2020 aus.
Konkret bedeutet das: Die 13.000-Einwohner-Gemeinde aus Hessen will spätestens in drei Jahren in der Champions League spielen. Bereits in diesem Sommer wurde einiges für das große Ziel unternommen: Mit Tobias Reichmann vom polnischen Spitzenklub Kielce, Julius Kühn aus Gummersbach und Finn Lemke vom SC Magdeburg kamen drei Nationalspieler. Außerdem neu sind der starke Däne Lasse Mikkelsen und der verlässliche Torwart Nebosja Simic.
Ein Angriff auf die vordersten Plätze wäre trotzdem eine Überraschung. Trainer Michael Roth sagt zwar: "Wir wollen mit dieser Mannschaft in allen Bereichen den nächsten Schritt machen." Coach Roth muss aus den vielen guten Verpflichtungen aber erst einmal eine Mannschaft formen.

52. Handballbundesligasaison: Wer wird Meister? Was ist neu?
Wie kann ich die Handballbundesliga verfolgen?
Ab der kommenden Saison wird sich die Handball-Liga von Sport1 zunehmend ins Bezahlfernsehen verlagern: Sky hat sich die Liverechte für alle 306 Partien gesichert (Teil des Sportpakets, aktueller Preis: 19,99 Euro pro Monat), über den Sky-Newskanal werden zudem vier Partien pro Jahr frei empfangbar sein. Insgesamt sind die Ambitionen beim Pay-TV-Sender - wahrscheinlich auch wegen des Teilverlusts der Fußball-Bundesligarechte - groß: von Trainerlegenden wie Martin Schwalb und Heiner Brand bis Ex-Nationalspieler Stefan Kretzschmar (der auch einen eigenen Handball-Talk bekommen wird) und zahlreichen weiteren ehemaligen Top-Spielern bietet Sky eine namhafte Besetzung rund um seine Berichterstattung. Zudem wird es - wie aus der Fußball-Bundesliga bekannt - erstmalig eine Konferenz geben, in der mehrere Spiele gleichzeitig gezeigt werden.
Für eine bessere Vermarktung bekommt die Liga neue und feste Anwurfzeiten. So soll der Spieltag in der Regel aussehen:
- vier Partien pro Spieltag am Donnerstag (19 Uhr),
- vier Partien pro Spieltag am Sonntag (12.30 Uhr, hier in der Konferenzschaltung),
- Top-Partie des Spieltags am Sonntag (15 Uhr).
Die ARD hat sich die Übertragungsrechte für zwölf Livepartien pro Saison und Highlights gesichert, Höhepunkte des Spieltags werden auch im ZDF gezeigt. Der neue TV-Vertrag läuft zunächst bis 2021 - und beschert den Bundesligisten deutliche Mehreinnahmen. Jeder Klub soll künftig 140.000 Euro Fernsehgeld erhalten, zuvor lagen die Einnahmen aus diesem Bereich bei etwa 45.000 Euro pro Verein.
Gibt es Regeländerungen?
16 statt 14 - das ist die wichtigste Änderung der kommenden Saison. Jeder Erstligist darf in Zukunft 16 statt 14 Akteure pro Partie einsetzen, in anderen internationalen Ligen (oft sind diese auch kleiner als die Bundesliga mit 18 Teams) gibt es solche Möglichkeiten schon länger. Diese neue Regel soll vor allem den Top-Klubs helfen, die international vertreten sind und schon länger die zu hohe körperliche Belastung im Ligaalltag beklagen. Im Umkehrschluss könnte die Regel auch das internationale Ansehen der Liga fördern: Zwar kommt der aktuelle EHF-Cup-Sieger mit Göppingen aus Deutschland - in der Champions League wurden die deutschen Spitzenklubs zuletzt aber von der internationalen Konkurrenz abgehängt. Die größeren Rotationsmöglichkeiten sollen für mehr Kraft im internationalen Titelendspurt sorgen.
Welche Chancen haben die Bundesligaklubs in der Champions League?
Mehr Geld aus der TV-Verwertung, weniger körperliche Belastung durch Personalaufstockung - die Bedingungen für ein erfolgreicheres Jahr in der Königsklasse scheinen besser geworden zu sein. Ein Titel in der Champions League bleibt für die deutschen Klubs trotzdem unwahrscheinlich. Ein Grund dafür ist der ausgeglichener gewordene Kampf um die hiesige Meisterschaft, der viel Kraft erfordert.
Ein zweiter Grund ist das international herrschende finanzielle Ungleichgewicht: Paris, Barcelona, der mazedonische Klub Vardar Skopje oder Veszprem aus Ungarn kämpfen um den europäischen Thron - mit dem doppelten Etat der Kieler.