WM-Talk bei "Hart aber fair" Tote Frösche im Bergwerk

Die Koalitionskrise? Ein Autoboss in U-Haft? Trumps Lügen-Tweet gegen Deutschland? Ach was, wir haben andere Probleme! Frank Plasberg diskutierte über die deutsche WM-Pleite gegen Mexiko - ob das gegen Schweden hilft?
Moderator Plasberg (r.) mit seinen Gästen

Moderator Plasberg (r.) mit seinen Gästen

Foto: WDR/Dirk Borm

Die Redaktion von "Hart aber fair" war diesmal ein wenig voreilig und hatte ihre Themen und Gäste noch vor der deutschen Niederlage gegen Mexiko angekündigt: Da ging es neben Fußball auch noch um "Ist Putin böse?", die Sängerin und Russlanddeutsche Julia Neigel sollte dazu Stellung beziehen. Nach der Auftaktpleite war Putin aber offensichtlich herzlich egal, es ging um das große Ganze: Die Titelverteidigung ist in Gefahr. "Der Ball rollt, noch ist alles drin", hieß dann das Motto der Sendung. Ein Satz, den man gerne von Mesut Özil in einem Interview nach der Partie gehört hätte - am besten noch mit einem kleinen Augenzwinkern. Natürlich nur, um hinterher die Reaktionen der kochenden Volksseele zu bestaunen.

So war Julia Neigel nicht mit in der Runde, Moderator Frank Plasberg setzte auf einen kleinen "Expertenkreis" aus bewährten Kräften aus dem "Sport1-Doppelpass", Mario Basler und Marcel Reif, einem "Was macht der eigentlich gerade"-Gast (Christoph Daum) und auf Célia Sasic, ehemalige Nationalspielern und DFB-Integrationsbeauftragte. Wie das jedoch oft ist mit Frauen in einer Männerrunde, die über Fußball diskutiert, kam sie leider viel zu selten zu Wort.

Das ist auch kein Wunder, wenn Mario Basler mit am Tisch sitzt. Für einige Zuschauer mag er noch einer der letzten Typen in dem glattgebügelten Fußballgeschäft gewesen sein, der schon immer tolle Sprüche klopfte und auch nach seiner aktiven Karriere nie ein Blatt vor dem Mund nahm. Mittlerweile geht es ihm offensichtlich nur noch darum, noch hohlere Phrasen zu dreschen und noch absurdere Vergleiche heranzuziehen. Özil mag er überhaupt nicht, das weiß man, deshalb beschied er ihm die Körpersprache "eines toten Frosches", Khedira hätte man "die Schuhe im Laufen besohlen können", es habe "fünf oder sechs Totalausfälle" gegeben und zu Plattenhardt: "Da hätte auch ich hinten links spielen können."

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Die Lacher und den Applaus hatte er damit auf seiner Seite, auch wenn sein Auftreten im Prinzip schon nach der zweiten Wortmeldung langweilig wird. Und für ernsthafte Analysen ist in Baslers Welt sowieso kein Platz. Denn obwohl das Spiel schon überall im Fernsehen, bei SPIEGEL ONLINE und auch im direkten Kontakt zu Freunden und Kollegen rauf- und runterdiskutiert wurde, versuchte sich auch Plasberg noch mal daran: Woran lag's? Stand Kimmich zu hoch? Rückte Hummels zu früh raus? Und wie soll das denn jetzt klappen gegen die Schweden?

Da durfte er schon froh sein, dass Marcel Reif in der Runde saß. Reif macht ja schon beim "Doppelpass" immer den Eindruck, als ob ihn etwas zwingt, dort zu sein, was nicht "Geld" heißt, und auch bei Plasberg fummelte er ständig ein wenig gelangweilt an seinem Armband herum, wenn die anderen sprachen. Aber wenn er dann das Wort ergriff, war das pointiert und eloquent. Er sprach den Tabubruch von Hummels an, die Mitspieler öffentlich zu kritisieren, er hinterfragte Müllers Rolle als Rechtsaußen, er vermisste Gier und Hunger bei der deutschen Elf und warnte vor dem nächsten Gegner Schweden: "Da wird man runter ins Bergwerk fahren müssen." Übersetzung: Es wird Schwerstarbeit. Seine Wortmeldungen waren geschmeidig wie der Konter der Mexikaner zum 1:0.

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Ein wenig holpriger lief es bei dem Mann, der eine Diplomarbeit mit dem Titel "Die Wichtigkeit und Bedeutung von pädagogischen und psychologischen Maßnahmen eines Fußballtrainers" verfasste und nicht nur deshalb in der Runde saß: Christoph Daum. Bevor Sie jetzt googeln, er ist derzeit nirgendwo Trainer, zuletzt coachte er die rumänische Nationalelf recht erfolglos. Sein Problem: Ihm fehlt jegliche Eloquenz, gegen seine Sätze sind die von Edmund Stoiber fast schon klare Aussagen. Aber im Kern steckte dort auch das eine oder andere Wissenswerte drin. Der Zuschauer muss sich nur durch all die "Ääähs" kämpfen und sich auch an Daums Mimik und Gestik gewöhnen, die auf einem Fernseher mit über 1,50 Meter Diagonale und Full HD sicherlich ein ganz besonderes Erlebnis ist.

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War da nicht noch was? Außer dem 0:1? Doch! Özil und Gündogan bei Erdogan, das gab es ja noch nicht in der Diskussion. Endlich durfte dann auch Célia Sasic zum "Integrations-Vorzeigeprojekt DFB" (Plasberg) ein paar mehr Worte zur Runde beitragen. Sasic, die vor ihrer Heirat Célia Okoyino da Mbabi hieß, einen Vater aus Kamerun hat, eine Mutter aus Frankreich, Deutsche ist und in 111 Länderspielen 63 Tore schoss, nahm die beiden in die Pflicht, aber auch in Schutz. "Man muss schon darauf achten, welche Signale man nach außen sendet", sagte sie und erinnerte an die Vorbildfunktion.

Dennoch könne sie verstehen, wenn zwei Herzen in einer Brust schlagen: "Nur weil ich die deutsche Nationalhymne mitgesungen habe, heißt es nicht, dass ich die Franzosen nicht mag. Und wenn die Franzosen gegen ein anderes Team spielen, summe ich die französische Hymne auch mit."

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Ein wenig von dieser Leichtigkeit, die ŠŠSasic in dieses Thema brachte, würde man der deutschen Elf gegen Schweden wünschen. Das könnte dann wirklich helfen.

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