America's Cup Finale der fliegenden Schiffe
Sie sind der Titelverteidiger, haben das größte Budget, den derzeit wohl besten Skipper der Welt in ihrem Team - und nun so was. "Wir sind die Underdogs", sagt James Spithill vom Team Oracle, Sieger der letzten America's-Cup-Auflage und eben jener Segler, der als der aktuell beste auf dem Globus gilt.
Am Samstag startet das 34. Finale der bekanntesten Segelregatta der Welt in der Bucht von San Francisco, Oracle gegen Herausforderer Team Neuseeland mit Skipper Dean Barker. Dieser sitzt vor dem Beginn des großen Duells mit Gegner Spithill auf einem Podium, und beide schlagen eher leise Töne an.
Spithill sagt, es werde wohl ein enges Duell werden. Man könnte das auf den ersten Blick für Werbung halten, um Spannung zu erzeugen. Aber es ist ja tatsächlich so, dass sich Team Oracle aus den USA und Team Neuseeland bestens kennen, die Stärken und Schwächen des Gegners. Dabei galten die Amerikaner mit ihrem 200-Millionen-Euro-Budget vor einem Jahr noch als großer Favorit, diesen Status haben sie aber nun endgültig verloren. Wie konnte es dazu kommen?
Zuerst wurde der Titelverteidiger durch eine Regelinterpretation kalt erwischt. Eigentlich sollten die Rahmenbedingungen das Segeln auf Tragflächen verhindern. Aber die Neuseeländer fanden eine Lücke im Regelwerk, in der sie den Flugmodus entwickeln konnten. Oracle hatte sein erstes Schiff schon für den traditionellen Schwimm-Modus konstruiert und musste hektisch umbauen, um das Abheben zu erlernen.

America's Cup: Showdown in der Bay
Die finanziellen und materiellen Ressourcen waren kein Problem, aber die Zeit lief den Amerikanern davon. Sie schienen den Rückstand fast aufgeholt zu haben, da kam es im Oktober 2012 zum Kenter-Desaster unter der Golden Gate Bridge. Der AC-72-Katamaran überschlug sich und wurde größtenteils zerstört. Erneut ging wichtige Entwicklungszeit verloren. Erst im Februar dieses Jahres segelte der reparierte und modifizierte Katamaran wieder in der Bucht von San Francisco.
Im April wurde der zweite Oracle-Katamaran dann zu Wasser gelassen, seitdem holten die Amerikaner rasant den Vorsprung der Neuseeländer auf. Bei den Trainingstagen auf dem Wasser steht es sogar 110 zu 100 für Oracle. Die Neuseländer konnten zwar in der Vorausscheidung unter Wettkampfbedingungen segeln. Allerdings war das Team Luna Rossa kein adäquater Gegner, der sie hätte weiterbringen können.
Team Oracle startet mit zwei Minuspunkten
Oracle schien zuletzt leicht im Vorteil zu sein - wurde dann aber von einem aufgedeckten Betrugskandal erschüttert. Teammitglieder wurden für schuldig befunden, in der eigentlich bedeutungslosen Vorserie mit den kleineren AC-45-Katamaranen das Material manipuliert zu haben. Versteckte Bleisäckchen und veränderte Beschläge wurden gefunden, die eine verbesserte Leistungsfähigkeit des Bootes zur Folge haben.
Da die Rennserie der kleinen Katamarane auch unter dem Mantel des America's Cup gesegelt wurde, hat die ausgesprochene Strafe auch eine Auswirkung auf die eigentlichen Cup-Rennen. Neben der Geldstrafe von 250.000 Dollar wurden Oracle schon vor der Finalserie gegen Neuseeland zwei Punkte aberkannt. Die Amerikaner starten also mit zwei Minuspunkten in die Rennen und müssen somit elf statt neun Matches gewinnen, um den Cup zu verteidigen. Pro gewonnenem Rennen gibt es einen Punkt.
Noch schwerwiegender dürfte für Oracle aber die Sperre für Dirk de Ridder sein, der als Wingtrimmer eine Schlüsselposition auf dem Boot bekleidete. Der Niederländer wurde als Hauptschuldiger für die Manipulation ausgemacht und von der Regatta ausgeschlossen. Wie sehr Oracle dadurch geschwächt wird, ist noch nicht klar.
"Der einzige Grund, warum wir hier sind, ist, den America's Cup zu gewinnen", sagt Neuseeland-Skipper Barker. Seine Chancen stehen so gut wie nie.
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