Interview mit DBB-Boss "Mehr können wir für unseren Sport nicht tun"
Die deutschen Basketballer reisen mit einer Bronzemedaille nach Hause zurück. Wie fühlen Sie sich?
Roland Geggus: Ich bin happy. Das ist ein großer Tag für uns nach großem Sport und gleichzeitig eine Entschädigung dafür, dass wir das Finale um Fingernagelbreite verpasst haben. Wer hätte das vor der WM gedacht? Das ist ein Erfolg, der richtig gut tut.
Nach Platz vier bei der EM in der Türkei im vergangenen Jahr hat die Mannschaft dem Druck des kleinen Finals diesmal Stand gehalten ...
Geggus: Diese Erfahrung damals war so brutal, aber die Mannschaft hat daraus gelernt und diesmal konzentriert durchgespielt. Dass wir die WM mit der höchsten Punktzahl in einem Spiel dieses Turniers abschließen konnten, steht als Beweis.
Was bewerten Sie höher, den EM-Triumph von 1993 oder die Bronzemedaille von Indianapolis?
Geggus: Angesichts des Durchnittsalters dieser Mannschaft wiegt der Platz drei auf WM-Ebene für mich einen Tick mehr als der Gewinn der EM. Damals war die Mannschaft am Zenit, diese hat ihr Potenzial noch nicht ausgeschöpft. Aber jetzt müssen wir uns für die EM 2003 qualifizieren. Dort erwartet uns ein knüppelhartes Turnier um vier Olympia-Tickets.
Damals, nach dem EM-Triumph, wurde es verschlafen, einen Nutzen aus dem Erfolg zu ziehen. Wie geht der Verband mit dem WM-Erfolg um?
Geggus: Wir werden kontinuierlich weiterarbeiten. Aufgrund der Leistungsdichte in Europa befindet man sich auf einer ewigen Gratwanderung. Beispiel Frankreich: Der Silbermedaillen-Gewinner von Sydney war bei der WM nicht dabei, auch nicht Italien, Kroatien oder Litauen.
Welche Auswirkungen hat die Bronzemedaille auf den deutschen Basketball?
Geggus: Die Bedeutung ist enorm. Natürlich erhoffe ich mir nun mehr Aufmerksamkeit der Sponsoren und mehr Fernsehpräsenz. Mehr können wir derzeit für unseren Sport nicht tun. Auch die Bundesliga wird davon profitieren. Was das Fernsehen angeht, bin ich Realist geworden. Aber mir schwebt auf Sicht eine strategische
Partnerschaft mit einem Sender vor, wie es die ARD mit den Radfahrern praktiziert.
Und auch sportlich will der Verband langfristig planen und den Vertrag mit Bundestrainer Henrik Dettmann verlängern ...
Geggus: Das ist richtig. Der Vertrag läuft mit der WM aus. Wir haben Vorgespräche geführt und wollen den Coach bis zur EM 2003 mit der Option auf ein weiteres Jahr bis zu den Olympischen Sommerspielen 2004 in Athen binden.
Aufgezeichnet von Günter Bork, sid