Dokumentation Die Bestechungsliste der ISL

12 Jahre, rund 142 Millionen Schweizer Franken: Für mehr als ein Jahrzehnt sind Schmiergeldzahlungen der ehemaligen Marketingfirma ISL an Vertreter wichtiger Sportverbände dokumentiert. Erstmals wird hier komplett die geheime Bestechungsliste der ISL-Gruppe veröffentlicht.

Das größte Bestechungssystem der olympischen Sportgeschichte wurde von der einstigen Marketingfirma ISL geprägt. Die ISL-Gruppe, die 2001 wegen Misswirtschaft Konkurs anmelden musste, beherrschte von 1982 bis 2001 die Branche und hielt milliardenschwere Sponsoren- und TV-Verträge mit dem Internationalen Olympischen Komitee (IOC), dem Fußball-Weltverband Fifa und anderen Weltverbänden.

Um an derlei Verträge zu gelangen, hatte die ISL zwei Jahrzehnte lang Schmiergeld an hohe Sportfunktionäre gezahlt und ein weltweites System von Tarnfirmen und Stiftungen ("Nunca", "Sunbow S. A.") in Steueroasen wie den British Virgin Islands etabliert. Rund 142 Millionen Franken Schmiergeld sind gerichtsfest dokumentiert - das ist aber nur die Spitze des Eisberges, nur ein Teil der korrupten Geschäfte, die sich aus den Akten rekonstruieren ließen. Die tatsächlichen Bestechungssummen könnten ein Vielfaches betragen.

SPIEGEL ONLINE veröffentlicht nun erstmals die Liste sämtlicher nachweisbarer ISL-Zahlungen, die seit Jahren weltweit Schlagzeilen macht. Sie können die Liste sortieren, nach Datum, Betrag, Begünstigtem - oder dem Bezug zu ehemaligen Fifa-Funktionären. Bei diesen handelt es sich im Einzelnen um:

João Havelange (Renford Investments, Direktüberweisung),

Ricardo Terra Teixeira (Sanud-Stiftung, Renford Investments)

Nicolas Leoz sowie

Issa Hayatou.

João Havelange war von 1974 bis 1998 Fifa-Präsident, er trat wegen der ISL-Affäre im Dezember 2011 aus dem IOC zurück. Teixeira, ehemaliger Schwiegersohn von Havelange, trat 2012 unter auf Druck von Brasiliens Staatspräsidentin Dilma Rousseff als Langzeit-Präsident des brasilianischen Fußballverbandes CBF, Organisationschef der Fußball-WM 2014 und Fifa-Exekutivmitglied zurück. Nach einem Deal mit der Staatsanwaltschaft des Kantons Zug wurde im Sommer 2010 das Verfahren gegen Havelange und Teixeira eingestellt. Sie zahlten insgesamt 2,5 Millionen Franken Wiedergutmachung, verneinen aber eine strafrechtliche Verantwortung.

Leoz, der sich gerade erst auf Lebenszeit zum Präsident der südamerikanischen Fußballkonföderation Conmebol gekürt hatte, trat am 23. April 2013 aus dem Exekutivkomitee zurück. Laut Fifa waren "persönliche und gesundheitliche Gründe" ausschlaggebend. Tatsächlich wollte Leoz, wie zuvor Havelange und Teixeira, nur einer Bestrafung durch die Ethikkammer der Fifa entgehen.

Hayatou, Afrikas Fußballchef, hat das Geld im Februar 1995 vom ISL-Geldboten Jean-Marie Weber erhalten (damals in französischen Francs). Das IOC-Exekutivkomitee sprach gegen ihn im Dezember 2011 eine Verwarnung aus.

Die Empfänger von mehr als 110 Millionen des Schmiergelds bleiben unbekannt. Sie stammen allesamt aus jenen Verbänden und Organisationen, mit denen die ISL Verträge abgeschlossen hatte.

Hinweise zur Funktionsweise der Liste: Sie können die Spalten sortieren. Die laufenden Nummern sowie das Datum lassen sich jeweils auf- und absteigend anzeigen. Die Begünstigten können Sie alphabetisch geordnet sortieren, die Liste beginnt dann mit den Beträgen, die keinem konkreten Namen zugeordnet werden können. Unter den Geldbeträgen (alle Angaben in Schweizer Franken) finden Sie drei negative Werte, damit sind Rückbuchungen gemeint. Schließlich gibt es noch die Möglichkeit, sich nur die Zahlungen anzeigen zu lassen, die ehemalige oder noch aktive Fifa-Funktionäre und/oder deren Stiftungen oder Firmen betreffen.

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