Ullrichs Dopingbeichte Eigenblut? Epo!

Jan Ullrich beichtet im "Focus" Eigenblut-Doping - mehr aber nicht. Dabei ist längst klar, dass er mindestens auch mit Epo seine Leistung steigerte. Das hat der ehemalige Masseur Jef D'hont zuletzt noch einmal vor Gericht ausgesagt - im Prozess des SPIEGEL gegen Ullrich.
Ullrichs Dopingbeichte: Eigenblut? Epo!

Ullrichs Dopingbeichte: Eigenblut? Epo!

Foto: ERIC GAILLARD/ REUTERS

Hamburg - Die Geschichte zwischen Jan Ullrich und dem SPIEGEL ist eine ganz besondere. Schließlich war es das Magazin aus Hamburg, das 1999 die Doping-Machenschaften beim Team Telekom aufdeckte. Es war der SPIEGEL, der 2007 einen Vorabdruck des Buches von Jef D'hont druckte, in dem der ehemalige Ullrich-Masseur schilderte, wie er dem deutschen Radstar Epo spritzte und in dem er beschrieb, dass Ullrich auch Wachstumshormone genommen habe. Und es war der SPIEGEL, der von Ullrich und seinen Rechtsbeiständen 14 Jahre lang juristisch belangt wurde.

Seit kurzem ist der Rechtsstreit beendet. Gewonnen hat der SPIEGEL.

"Ich habe zu keinem Zeitpunkt verbotene Dopingmittel - insbesondere auch nicht Epo - konsumiert, gespritzt oder auf andere Art und Weise zu mir genommen."

Diese eidesstattliche Versicherung gab Jan Ullrich 1999 ab, als die Vorwürfe gegen ihn bekannt wurden. Sie sorgte dafür, dass der SPIEGEL im selben Jahr eine Gegendarstellung drucken musste, in der Ullrich wesentlichen Teilen des Artikels "Die Werte spielen verrückt" widersprechen durfte. Ich habe nicht mit Epo gedopt, das war Ullrichs Wahrheit an Eides statt.

"Bei ihm mussten es immer die Ärzte machen"

Aber es half alles nichts. Nach 14 Jahren darf endlich die richtige Wahrheit geschrieben werden, diese: Jan Ullrich hat mit Epo gedopt. Das Interview, das Ullrich dem "Focus" gegeben hat, ist deshalb eine Farce. Denn er behauptet, dass er nur Eigenblut-Doping betrieben, jedoch "keine anderen Dopingmittel als sein eigenes Blut verwendet" habe.

Am 19. April 2013 hat Jef D'hont vor dem Hamburger Landgericht ausgesagt. Es ging um die Frage, ob Jan Ullrich gedopt hat oder nicht, und es ging um die eidesstattliche Versicherung, die der ehemalige Radsportler einst abgegeben hatte. D'hont bestätigte die Aussagen, die er bereits in seinem Buch "Erinnerungen eines Radfahrer-Pflegers" gemacht hatte.

D'hont, 71, sagte aus, dass...

  • das Team Telekom 1993 damit begann, Epo zu nehmen,
  • die Mannschaftsärzte Schmid und Heinrich die Spritzen zu den Wettkämpfen mitbrachten,
  • sich manche Fahrer die Spritzen selber verabreichten, aber meistens die Ärzte dafür verantwortlich waren.

Der Belgier erklärte auch, dass Ullrich sich nie etwas selber gespritzt habe, "bei ihm mussten es immer die Ärzte machen. Das habe ich selbst gesehen. Ich musste auch die Einheiten aufschreiben".

Auf die Frage der Richterin, ob er Jan Ullrich selber einmal eine Spritze verabreicht habe, antwortete D'hont: "Bei Jan Ullrich habe ich das einmal gemacht, weil die Ärzte nicht da waren. Deshalb hat er mich darum gebeten. Es waren 10.000 Einheiten Epo. Das war 1996, vielleicht ein, zwei Monate vor der Tour de France." Außerdem habe Ullrich "auf jeden Fall Wachstumshormon benutzt, das weiß ich ganz genau".

Bei der Verhandlung vor dem Hamburger Landgericht wurde auch klar, dass Jan Ullrich wegen D'honts möglicher Aussage offenbar sehr besorgt war und versuchte, ihn über einen Mittelsmann zu kontaktieren. Während der mehr als dreistündigen Verhandlung wurde die Mailbox von Jef D'honts Mobiltelefon abgespielt, es ging um insgesamt vier Anrufe von Rudy Pevenage, ebenfalls Belgier und einst mit D'hont und Ullrich beim Team Telekom. "Jef, Jan möchte, dass du dringend zurückrufst. Er ist sehr beunruhigt", sagte Pevenage nach SPIEGEL-Informationen auf der Mailbox.

Ende Mai, fünf Wochen nach der Verhandlung, schickte Ullrichs Verteidigung eine Erklärung im Namen ihres Mandanten. Ullrich erklärte darin, der Zeuge D'hont habe "unehrlich und mit deutlich erkennbarem Belastungseifer" ausgesagt, aber er wolle "endlich seine Ruhe". Am Ende der Erklärung verzichtet Ullrich "auf die Rechte der einstweiligen Verfügung" aus dem Juni 1999. Und gibt dem SPIEGEL damit recht.

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