Lance Armstrong im US-Fernsehen Perfekt vermarkteter Betrug

Lance Armstrong gibt zu, dass er ohne die Beweise der Dopingfahnder immer weitergelogen hätte - perfektes Marketing für sein Buchprojekt. Er inszeniert selbst seinen Status als Betrüger. Und ist so seinem Ex-Rivalen Jan Ullrich weit voraus.
Ex-Superstar Armstrong: "Komplett ohne Bullshit"

Ex-Superstar Armstrong: "Komplett ohne Bullshit"

Foto: LUCAS JACKSON/ REUTERS

Ein Lügner gibt zu, dass er gelogen hat. Und dass er immer weitergelogen hätte, "mit der gleichen Überzeugung wie vorher", wenn ihm die Ermittler der US-Anti-Doping-Behörde nicht auf die Spur gekommen und erdrückendes Beweismaterial gegen ihn zusammengetragen hätten. Zumindest mit dieser Aussage ist Lance Armstrong einmal ehrlich gewesen.

Für viele war Armstrong ein Held, er war ein, nein, DER Superstar des internationalen Sports. Lance Armstrong - er war der Mann, der erst den Krebs besiegt hat und anschließend all seine Konkurrenten bei der Tour de France. Heute ist er ein überführter Betrüger. Seine sportliche Lebensleistung, die überragende Dominanz im Radsport, die sieben Siege bei der schwersten Radrundfahrt der Welt, all dies ist als Lug und Trug entlarvt. Sein zweites Lebenswerk, die Lifestrong-Stiftung zur Bekämpfung der Krebskrankheit, hat einen dunklen Schatten bekommen.

Der US-Amerikaner hat selbst dann noch geleugnet, als ehemalige Teamkollegen längst schon gegen ihn ausgesagt und ihn schwer belastet hatten. Armstrong hat bis zuletzt sein Bollwerk aus Lügen und Verleumdungen aufrechterhalten. Dass er sein Geständnis, als es nicht mehr anders ging, als Quotenhit im US-Fernsehen zelebriert hat, passt ins Bild.

Der Bestseller mit Ansage

Armstrong hat im Talkshowsessel bei Oprah Winfrey zugegeben, was ohnehin nicht mehr zu leugnen war. Er ist dabei allerdings deutlich weitergegangen als sein langjähriger sportlicher Rivale Jan Ullrich, der beim Herausrücken der Wahrheit noch stärker tröpfchenweise vorgeht als Armstrong. Geholfen hat das dem früheren deutschen Idol nicht. Ullrich sitzt als von der Öffentlichkeit Geächteter in der Schweiz und darf in Deutschland nicht einmal an einem banalen Jedermann-Rennen teilnehmen.

Ullrich und Armstrong - wie schon am Berg in den Alpen ist der US-Amerikaner dem Deutschen voraus. Armstrong bringt es auch noch fertig, selbst seine Lügen publikumswirksam zu vermarkten. Er hat jetzt ein Buch über seine Dopingzeit angekündigt, "ein Buch mit dem richtigen Tonfall, komplett ohne Bullshit". Es braucht nicht viel Fantasie, sich auszumalen, dass das Werk auf den vorderen Plätzen der Bestsellerliste auftaucht.

Als Sportler hat Armstrong immer attackiert, wenn ihm der Zeitpunkt gekommen schien, und gewöhnlich war es genau der richtige Moment. Ullrich hat meist nur reagiert. Beider sportlicher Ruhm ist zerstört. Aber der US-Amerikaner zieht daraus sogar noch so etwas wie einen Vorteil, und wenn es nur die Anteilnahme des Publikums ist. Ullrich dagegen ist nur noch ein erledigter Fall.

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