Doping-Vorwürfe Armstrong fordert Benennung der Zeugen

Ehemaliger Radprofi Armstrong: "Ich denke, es sind einige Fragen zu beantworten"
Foto: NATHALIE MAGNIEZ/ AFPHamburg - Der siebenmalige Tour-de-France-Sieger Lance Armstrong erwägt rechtliche Schritte gegen die US-Anti-Doping-Agentur (Usada). Nach der neusten Anklage kritisiert der 40-Jährige die Ermittlungsmethoden und will Transparenz in dem Verfahren.
In einem Schreiben an die Anti-Doping-Agentur fordert Armstrongs Anwalt die klare Benennung der Zeugen, die den ehemaligen Radprofi mit ihren Aussagen in Bedrängnis gebracht haben. "Wir können die Rechte von Herrn Armstrong nicht schützen, wenn wir nicht wissen, wer was gesagt hat und welche vermeintlichen Ereignisse über die Dauer von eineinhalb Jahrzehnten vorgefallen sind", teilte sein Anwalt mit.
Die Usada verweigert die Veröffentlichung von Zeugennamen zu diesem Zeitpunkt, um diese vor dem Versuch der Einflussnahme zu schützen. Armstrong meint, die Vorgehensweise, den Zeugen selbst Immunität bei gestandenem Dopingmissbrauch zu garantieren, zeige ihm gegenüber eine Vorverurteilung. "Ich wäge alle meine Optionen ab, das beschränkt sich nicht nur auf die Usada. Ich denke, es sind einige Fragen zu beantworten", sagte Armstrong.
"Die Usada verliert ihre Fälle fast nie"
Die Usada hatte Armstrong des Dopings angeklagt und sich auf Zeugenaussagen berufen, denen Anonymität und Immunität versprochen wurde. Es handelt sich um mehr als zehn namentlich nicht genannte Fahrer und Teamangestellte. Das geht aus einem Schreiben an Armstrong und fünf enge Vertraute, darunter Johan Bruyneel, sein Teamchef bei allen Tour-Erfolgen hervor.
Armstrong wurde umgehend für alle Wettkämpfe gesperrt - auch für die Triathlon-Rennen, an denen er seit dem Ende seiner Radsport-Laufbahn teilnimmt. Bei einer Verurteilung droht dem Amerikaner neben einer lebenslangen Sperre auch die Aberkennung seiner sieben Tour-Triumphe.
US-Medien bewerten die Dopinganklage als bislang "ernsthafteste Bedrohung" für Armstrong. "Die Usada verliert ihre Fälle fast nie", schrieb die Tageszeitung "Washington Post". "Das ist der richtige Ort, um herauszufinden, ob eine der größten Ikonen des US-Sports in Wahrheit ein Betrüger ist", schrieb "USA Today".
Ins Zwielicht gerät auch der Radsportweltverband UCI: Laut der Usada soll eine Urinprobe aus der Tour de Suisse 2001 Armstrong des Epo-Dopings überführt habe. Usada-Mitarbeiter hätten dazu Martial Saugy befragt, den Direktor des Anti-Doping-Labors in Lausanne. Nicht nur Saugy habe von der positiven Probe gesprochen - laut der Zeugen auch Armstrong selbst. Das Testergebnis sei aber vertuscht worden.