America's Cup World Series Operetten-Inszenierung in Venedig

Segel-Team "Energy": Sieg in Venedig
Foto: Andrea Merola/ dpaDer zweite Abstecher der America's Cup-Tour nach Italien hat einen überraschenden Sieger hervorgebracht. Auf dem spektakulären Rennkurs in Venedig siegte das Energy-Team mit dem Altmeister Loick Peyron (52) vor Tausenden Zuschauern. Der Franzose war Anfang des Jahres noch im 40-Meter-Trimaran "Banque Populaire" in 45 Tagen um die Welt gerast, nun trieb er im 14-Meter-Katamaran bei Flaute an den Konkurrenten vorbei.
Größer kann ein Spagat beim Segeln nicht sein. Umso mehr freute sich Peyron über den unerwarteten Erfolg seines Teams, das zu den absoluten Underdogs im Feld zählt. Doch die World Series, das Vorgeplänkel zum traditionsreichen America's Cup, hat wenig mit der im September 2013 in San Francisco startenden Veranstaltung zu tun.
Die World Series wird auf kleinen, exakt gleichen, AC45 Katamaranen ausgetragen, der eigentliche America's Cup muss aber mit den deutlich größeren und nach strengen Regeln selbst gebauten AC72 Zweirümpfern bestritten werden. In Italien herrschte Flaute, in San Francisco ist dagegen Starkwind fast gewiss.
Finalrennen bei absoluter Flaute
So glich der Aufbau des AC-Segelzirkus vor der hübschen, engen Venedig-Kulisse eher einer Operetten-Inszenierung, denn einer ernsthaften Segel-Veranstaltung. Die neun Katamarane trieben besonders im Finalrennen bei absoluter Flaute durch den Parcours vor dem Markusplatz.
Trotzdem waren die Fans vor Ort, wie schon beim ersten europäischen Akt in Neapel, begeistert. Das traditionelle Interesse der Italiener am Segelsport hat sich noch verstärkt seit Prada-Chef Patrizio Bertelli sein Luna-Rossa-Team ins Rennen geschickt hat. Es war ein wichtiges Signal und eine Rettung in höchster Not für den America's Cup, den Milliardär Larry Ellison mit seinem CEO Russell Coutts stark reformiert hatte, und damit heftige Kritik erntete.
Der Umstieg von den langsamen Einrumpf-Yachten zu den rasanten Katamaranen lockte zuerst zahlreiche Neulinge, schlug dann aber doch nicht so ein wie gewünscht. Die Zahl von ehemals 13 Herausforderern wird bis zum Ende des Monats wohl auf vier, wenn nicht drei geschrumpft sein.
Ende des Monats verstreicht der Meldeschluss, bis zu dem 200.000 Dollar (umgerechnet 156.000 Euro) gezahlt werden müssen. Es gilt als sicher, dass Team New Zealand, Artemis und Luna Rossa am Start sein werden.
Cup-Teilnahme nur für Teams mit großem Geldbeutel erschwinglich
Bisher wurde angenommen, dass 80 Millionen Euro für eine konkurrenzfähige dreijährige Kampagne nötig sind. Prada hat für den zweijährigen Kurzeinsatz 40 Millionen Euro avisiert. Nur ein Design-Deal mit den Neuseeländern macht es für sie möglich, noch spät in den Bau der großen 72-Fuß-Katamarane einzusteigen.
Nahezu undenkbar ist es derzeit, dass Teams aus Korea oder China noch wie versprochen ein Boot bauen werden. Besonders den Chinesen laufen die Skipper reihenweise weg, da es Probleme mit der Bezahlung gibt. Inzwischen steuert der 25-Jährige Phil Robertson aus Neuseeland. Zuvor musste das zweite französische Team Aleph ebenso aufgeben wie GreenComm aus Spanien.
Das kleinere Teilnehmerfeld führte schon zu Abspeck-Maßnahmen in San Francisco. Die Stadt stellt ein deutlich kleineres Areal zur Verfügung als zuvor geplant. Und auch die TV-Übertragungs-Offensive wurde zurückgefahren. Die Bilder von der America's Cup World Series sind nach wie vor besser als alles, was man bisher vom Segelsport erwarten konnte, aber der ursprüngliche Aufwand war dann doch zu teuer.
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