Schach-Champion Carlsen Märchen aus hundertundeiner Partie

Magnus Carlsen scheint aktuell unbesiegbar zu sein. Der Schachweltmeister hat auf der Isle of Man einen neuen Rekord aufgestellt. Erneut beweist der Norweger, warum er der derzeit beste Spieler der Welt ist.
Magnus Carlsen eilt von Erfolg zu Erfolg

Magnus Carlsen eilt von Erfolg zu Erfolg

Foto: FIDE DPA

101 Spiele ohne eine einzige Niederlage: Schachweltmeister Magnus Carlsen arbeitet weiter an seinem Ruf als bester Schachspieler seiner Zeit. In der letzten Runde des Turniers auf der Isle of Man spielte der Norweger gegen Lewon Aronjan Remis und sicherte sich damit den Rekord.

Als erster Spitzenspieler der Schachgeschichte ist Carlsen seit 101 klassischen Partien unbesiegt. Zuletzt hatte er am 31. Juli 2018 eine Partie verloren, damals gegen Shakhriyar Mamedyarov aus Aserbaidschan.

"100 ist eine magische Zahl. Ich hätte nie gedacht, dass ich das schaffe", sagte Carlsen nach der letzten Partie, gab sich jedoch selbstkritisch: "Die Serie ist schön, aber die Leistung war bestenfalls mittelmäßig." Der Norweger belegte am Ende den sechsten von 154 Plätzen mit 0,5 Punkten Rückstand auf Gewinner Wang Hao aus China. Durch den Sieg qualifiziert sich Hao für das Kandidatenturnier 2020, bei dem der kommende WM-Herausforderer Carlsens ermittelt wird.

Liren verliert Rekord nach wenigen Monaten

Carlsen hatte den alten Rekord des Chinesen Ding Liren von 100 Partien ohne Niederlage bereits am vergangenen Sonntag eingestellt. Lirens Bestmarke aus dem November 2018 war nur wenige Monate alt. Bis dato galt die 1974 aufgestellte 95 Spiele lange Serie des lettisch-sowjetischen Weltmeisters Mikhail Tal als schier ewiger Rekord.

In der Weltspitze ist Carlsens Serie unerreicht. Den Weltrekord für die längste Serie ohne Niederlage reklamieren aber mindestens zwei weitere Spieler für sich: Der Kroate Bogdan Lalic und der Russe Sergey Tiviakov beanspruchen für sich, 110 Spiele ungeschlagen zu sein. Da diese Serien aber nicht auf dem höchsten Niveau erzielt wurden, wird Carlsens Leistung von Experten und Fachmedien wie der Zeitschrift "New in Chess" als Rekord eingestuft.

Der Weltmeister erlebt die wahrscheinlich beste Phase seiner Karriere. Bis zum 31. Juli 2019 gewann er jedes Turnier mit klassischer Bedenkzeit, an dem er in diesem Jahr teilnahm, darunter die renommierten Turniere in Baden-Baden und in Wijk an Zee. Als er auch das Turnier in Zagreb gewann, stellte er zudem seinen Elo-Weltrekord von 2882 Punkten aus dem Jahr 2014 ein. In Elo wird die Leistung von Schachspielern gemessen, danach richtet sich auch die Weltrangliste.

Carlsens neuer Stil

Carlsen spielt 2019 vor allem so erfolgreich, weil er seinen Spielstil umgestellt hat. Statt eines eher taktischen Stils, bei dem er seine Gegner in langen Partien zu Fehlern zwingt, spielt der Norweger riskanter. Schon in der Eröffnung wählt der 28-Jährige wagemutige Varianten und stellt seine Konkurrenten früh vor Probleme, für die sie oft keine Lösungen finden. Für die Veränderung seiner Strategie sind vor allem zwei neue Inspirationsquellen verantwortlich: das Schachprogramm AlphaZero und Carlsens Helfer Daniil Dubow. Lesen Sie hier, wie Magnus Carlsen vom Schachcomputer AlphaZero und einem neuen Sekundanten inspiriert wird.

Carlsen könnte seine Serie bei den nächsten klassischen Schachturnieren noch ausbauen. Als nächstes spielt er aber ab kommenden Sonntag die WM im Fischer-Random-Schach, eine neue offizielle Variante, bei der die Figuren auf der Grundlinie zufällig positioniert werden. Ende Oktober könnte sich Carlsen zum ersten offiziellen Weltmeister in dieser Variante krönen.

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