Marathon Zuschauer zerrt Führenden von der Strecke

Stefano Baldini hat sich die letzte Goldmedaille der Olympischen Spiele in Athen geholt. Allerdings kam es kurz vorm Ziel zu einem Eklat, als ein Zuschauer den in Führung liegenden Marathonläufer Vanderlei Lima aus Brasilien von der Strecke zog und ihn um den Sieg brachte.

Athen - Nach 2:10,55 Stunden war der letzte Wettkampf der Olympischen Spiele von Athen für den Sieger beendet. Es war die zehnte Goldmedaille für Italien und die erste für Stefano Baldini, der im Ziel 34 Sekunden Vorsprung vor dem US-Amerikaner Mebrahtom Keflezighi und 1:16 Minuten vor dem Brasilianer Lima hatte.

Der Südamerikaner hatte sich bei Kilometer 20 vom Feld abgesetzt und einen zwischenzeitlichen Vorsprung von knapp 50 Sekunden herausgelaufen. Bei Kilometer 36 wurde Lima jedoch von einem Zuschauer bedrängt und sogar von der Strecke gezerrt. "Wenn mir der Mann nicht in den Weg gelaufen wäre, wer weiß, was passiert wäre. Vielleicht hätte ich sogar gewonnen, sagte der fassungslose Brasilianer, "der Zwischenfall hat mich sehr behindert. Für mich war die Situation schwierig, weil ich nicht wusste, was er wollte. Ich habe völlig meinen Rhythmus verloren." Das Nationale Olympische Komitee Brasiliens legte noch am Abend beim Obersten Sportgerichtshof (CAS) Protest gegen die Wertung des Rennens ein.

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Marathon: Zuschauer zerrt Führenden von der Strecke

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Der Störenfried wurde von der örtlichen Polizei festgenommen. "Der Mann sagt, er sei Ire und außerdem war er stark angetrunken", gab ein Polizeisprecher an, "er erklärte uns, er habe den Nachmittag in einer Taverne verbracht." Heute soll der ehemalige Priester in Athen dem Haftrichter vorgeführt werden. Der Zuschauer trug eine Tracht und hatte auf seinem Rücken eine Botschaft befestigt, in der von der Erfüllung der Prophezeiung zu lesen war. Der griechische Rundfunk berichtete, dass es sich um den 56-jährigen Cornelius Horan handeln soll. Es soll derselbe Mann sein, der vor einem Jahr beim Formel-1-Grand-Prix von Großbritannien in Silverstone auf die Strecke gelaufen war.

Von umstehenden Personen unterstützt konnte der Sieger des diesjährigen Hamburg-Marathons sich befreien und den Lauf fortsetzen. Offenbar durch Tritte verletzt konnte Lima nur mit schmerzverzerrtem Gesicht weiterlaufen. Einen Kilometer später wurde der 35-Jährige von Baldini eingeholt, der schließlich einen ungefährdeten Sieg feiern konnte.

Beim Zieleinlauf im antiken Panathinaikon-Stadion feierten die 40.000 Zuschauer allerdings den Drittplatzierten Lima wie den Sieger. Das IOC hat den Bronzemedaillengewinner während der Schlussfeier mit der Ehrenmedaille "Pierre de Coubertin" ausgezeichnet. Lima erhielt diese Auszeichnung wegen seines besonderen "Fair Play im olympischen Geist" und wurde von den Zuschauern begeistert gefeiert.

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