Entscheidung in MotoGP
Rossi flucht über Verhalten von Márquez
"Peinlich", "unglaublich", "schlecht": Valentino Rossi hat nach dem verlorenen Kampf um den WM-Titel Marc Márquez heftig kritisiert und den Rivalen als "Bodyguard" für den neuen Champion Jorge Lorenzo bezeichnet.
Valentino Rossi: "Sehr, sehr schlimme Nachrichten"
Foto: JAVIER SORIANO/ AFP
Normalerweise kennt man Valentino Rossi mit einem strahlenden Lächeln, doch am Sonntag in Valencia konnte sich der 36 Jahre alte Italiener dies nicht abringen. Rossi war sauer, er schimpfte in die Mikrofone. "Heute war es für alle einfach peinlich. Es war unglaublich. Das Verhalten von Marc Márquez ist schlecht, gerade für den Sport."
Der Spanier Márquez war in den vergangenen beiden Jahren MotoGP-Weltmeister gewonnen, konnte seinen Titel diesmal zwar nicht verteidigen - spielte bei der WM-Entscheidung aber dennoch eine gewichtige Rolle. Eine skandalöse Rolle, wie Rossi fand.
Denn Márquez hatte beim Saisonfinale keine Anstalten gemacht, seinen Landsmann Jorge Lorenzo anzugreifen. Dabei war deutlich zu sehen, dass Márquez' Honda schnell genug war, um den Führenden und seine Yamaha zu attackieren. Márquez wollte nicht, trotz Marken-Konkurrenz, am Ende hieß der Weltmeister Lorenzo.
"Unglaublich gute Arbeit von Honda, nicht wahr?", sagte Yamaha-Fahrer Rossi ironisch. Auch Alex Hoffmann, ehemaliger MotoGP-Pilot und als Eurosport-Fachmann an der Strecke, hatte kein Verständnis für das Schauspiel. "Die stehen an wie an der Bushaltestelle", sagte der 36-Jährige und kritisierte, dass Márquez und dessen Teamkollege Dani Pedrosa nicht vorbeizogen. Pedrosa - ebenfalls ein Spanier - wollte, aber Márquez hielt dagegen. Rossi bezeichnete ihn deshalb sogar als "Lorenzos Bodyguard".
"Das sind sehr, sehr schlimme Nachrichten"
"Es erwartet niemand, dass ein Honda-Fahrer einem Yamaha-Fahrer zum Sieg verhilft und dabei nur ans Maximum geht, wenn es darum geht, seinen eigenen Teamkollegen in Schach zu halten", wunderte sich Rossi: "Das sind sehr, sehr schlimme Nachrichten."
Lorenzo holte seinen fünften Weltmeistertitel und spielte irgendwie doch nur eine Nebenrolle. Thema waren wie in den Vorwochen Márquez und Rossi, dessen Traum vom insgesamt zehnten WM-Titel platzte. "Il Dottore" war in Malaysia bestraft worden, weil er nach Provokationen von Márquez wohl gegen dessen Maschine getreten und ihn aus dem Rennen befördert hatte.
Konsequenz war der letzte Startplatz in Valencia. Rossi wurde noch Vierter. "Meister ist nach dieser wahnsinnigen Aufholjagd Valentino Rossi", kommentierte in dessen Heimat der "Corriere della Sera". "Gegen das unkorrekte und unloyale Spiel der Spanier war er machtlos", stand in "Il Messaggero".
Noch deutlicher wurde "Repubblica": "Die schönste WM in der Geschichte des Motorsports, ausgewogen und umkämpft, ist zu einem spanischen Absprachegeschäft geworden." Die spanische Presse sah es naturgemäß anders. "Makelloser Sieg des Mallorquiners" ("As") oder "Lorenzo gewinnt in großem Stil" ("Marca") hieß es dort.