NBA-Profi Draymond Green Rodmans Erbe

Draymond Green
Foto: Michael Wyke/ APEs sind gerade einmal 67 Sekunden gespielt, da geht Draymond Green auf James Harden los. Green legt seinen Arm an den Hals von Harden, stößt ihn weg. Die Schiedsrichter verhängen gegen den Star der Golden State Warriors ein unsportliches Foul. Doch die Nachricht, die Green an Harden und die Houston Rockets senden wollte, ist angekommen: Ich mache es euch in dieser NBA-Halbfinal-Serie verdammt schwer.
"Bei der Aktion war ich ein bisschen übereifrig, ein bisschen zu heiß", sagte Green über seine Aktion in der ersten Playoff-Partie gegen Houston. "Aber so ist es mir lieber."
Der 28-Jährige legt sich gerne mit Gegnern an, zieht deren Aufmerksamkeit und die der Fans auf sich. Green will nerven. Die Idee dahinter: Wenn er selbst die Zielscheibe ist, haben die Stars im Team, Kevin Durant und Steph Curry etwa, ihre Ruhe.
"Er spielt sehr grenzwertig", sagt Warriors-Trainer Steve Kerr. "Aber wir brauchen das. Er steht für die Härte des Teams." Kerr räumt ein, dass Green manchmal zu weit geht. Aber: "Ohne ihn bringen wir manchmal nicht die nötige Energie auf das Parkett."
Wenn er foult, foult er hart
Green lebt von seinen Emotionen. Wenn er foult, tut er es oft hart. Und Green foult oft. Seine 185 Vergehen in der regulären Saison bedeuten Rang zwei unter allen NBA-Spielern. 15-mal bekam der Center, der auch als Power Forward eingesetzt werden kann, ein technisches Foul. Schiedsrichter geben sie zum Beispiel, wenn ein Spieler einen Gegner verspottet oder auf jemanden losgeht.
Bei einem weiteren technischen Foul wäre Green für ein Spiel gesperrt gewesen. Doch er war clever und hielt sich zurück, um die Sperre zu verhindern. In den Playoffs werden die technischen Fouls für jeden Spieler wieder auf null gestellt. Auch in den Serien um die NBA-Meisterschaft gehört Green wieder zur Ligaspitze, was Fouls angeht.
Der 2,01 Meter große und 104 Kilogramm schwere Green liefert den Warriors aber nicht nur Emotionen auf dem Court. Er führt den Titelverteidiger gleich in vier wichtigen Statistik-Kategorien an. Keiner seiner Kollegen kommt in den Playoffs auf mehr Rebounds, Vorlagen, Steals und Blocks pro Partie. Er macht also das, was Fans weniger, Basketball-Trainern aber umso wichtiger ist.
Green kommt auf fast zwölf Punkte pro Partie. Das ist solide, die Warriors brauchen ihn aber sowieso nicht als Korbjäger. Denn mit Durant, Curry und Klay Thompson haben sie gleich drei hervorragende Schützen.
Vergleiche mit Dennis Rodman
In der vergangenen Saison wurde Green als bester Verteidiger der NBA ausgezeichnet. Außerdem gelang ihm Historisches: In einer Partie kam er auf zwölf Rebounds, zehn Vorlagen und zehn Steals. Die Amerikaner sprechen von einem Triple-Double, wenn einem Spieler in drei verschiedenen Statistik-Kategorien eine zweistellige Ausbeute gelingt. Green war der erste NBA-Spieler, der dazu keine zweistellige Punkteausbeute benötigte.

Dennis Rodman (l.), Michael Jordan
Foto: © STR New / ReutersDie Spielweise von Green erinnert an den Bad Boy der NBA in den Neunzigerjahren: Dennis Rodman. "Dieses Konkurrenzdenken von Dennis, er wollte immer unter die Haut seines Gegners", erinnert sich Warriors-Coach Kerr, der mit Rodman und den Chicago Bulls drei Meisterschaften holte. "Draymond hat das auch. Er will das Spiel durch seine Emotionen dominieren. Du brauchst diese Freaks, die unbedingt gewinnen wollen."
"Rodman war der beste Verteidiger, als er bei den Pistons war. Bei den Spurs wurde er zum besten Rebounder", sagte der ehemalige College-Basketballer und Experte Doug Gottlieb im Podcast "The Herd". "Bei den Bulls nahm Rodman durch sein körperliches Spiel sehr viel Druck von Michael Jordan." Green mache das auch. "Draymond ist der Bad Guy. So können sich Curry, Durant und Thompson auf das Basketballspielen konzentrieren."
Heute Nacht ist der Bad Guy der Warriors wieder im Einsatz (3 Uhr MESZ): Im Halbfinale gegen die Houston Rockets steht es 2:2, das Team, das zuerst vier Spiele gewinnt, zieht in die NBA-Finals ein. Golden State auf dem Weg zum dritten Titel in vier Jahren zu stoppen, dürfte schwer werden. Dafür wird Draymond Green schon sorgen.