Nike-Deal für Gatlin Leichtathleten kritisieren Vertrag für Dopingsünder

Gatlin bei den Olympischen Spielen 2012: Erst gesperrt, jetzt gesponsert
Foto: Christian Charisius/ dpaHamburg - Justin Gatlin war mal Olympiasieger über die Königsdisziplin 100 Meter, dann wurde er gleich zweimal des Dopings überführt und lange gesperrt (2006 bis 2010). Im vergangenen Jahr feierte Gatlin ein Comeback, das viele Experten mit Argwohn betrachteten: Als erster Sprinter seit Usain Bolt 2009 blieb der US-Amerikaner in einer kompletten Saison ungeschlagen. In 9,77 Sekunden lief er zudem schneller als jemals zuvor, sieben der zehn besten Zeiten über 100 Meter gingen 2014 auf Gatlins Konto.
Der Leichtathletik-Weltverband IAAF setzte den 33-Jährigen daraufhin auf die Kandidatenliste zum "Leichtathleten des Jahres". Nicht nur der dreifache Diskuswurf-Weltmeister Robert Harting hatte dafür wenig Verständnis.
Auch die großen Sportartikelhersteller hielten sich zunächst zurück, den überführten Dopingsünder unter Vertrag zu nehmen, in den vergangenen drei Jahren wurde Gatlin von einer chinesischen Firma ausgestattet. Doch nun hat Nike Gatlin wieder unter Vertrag genommen - und ruft damit viel Unverständnis in der Sportszene hervor.
"Da platzt mir nur noch der Kragen, das ist ein völlig falsches Zeichen", sagt zum Beispiel Sprinter Sven Knipphals, der mit der deutschen Sprintstaffel EM-Silber in Zürich gewonnen hatte: "Der kassiert ordentlich ab und wir können froh sein, wenn wir ein paar Klamotten bestellen dürfen."
Auch britische Athleten sind nach dem neuen Vertrag für Gatlin wütend. "Das ist ein Schlag ins Gesicht für 99 Prozent der Jungs, die sauber sind", sagte der britische Ex-Sprinter Marlon Devonish.
Auch Marathon-Weltrekordlerin Paula Radcliffe, die selber von dem Unternehmen gesponsert wird, zeigte sich "sehr enttäuscht. Ich glaube nicht, dass dies die Grundwerte von Nike, die ich stolz repräsentiere, noch die Integrität oder die Ideale der Menschen dort widerspiegelt, mit denen ich täglich zusammenarbeite."