Goldgewinnerinnen Meilutyte und Ye Shiwen
Jugend schwimmt bei Olympia
Erst eine 16 Jahre junge Chinesin, dann eine 15-Jährige aus Litauen: Bei den olympischen Schwimm-Wettbewerben sorgen Teenager für Medaillen. Im Lager der deutschen Schwimmer weiß jedoch kein Nachwuchsathlet zu überzeugen.
Ruta Meilutyte: 15 Jahre alt - und Olympiasiegerin
Foto: ODD ANDERSEN/ AFP
Hamburg - Im Becken wirken sie wie Vollprofis, bei der Siegerehrung merkt man, dass sie doch noch Kinder sind. Die 15-jährige Ruta Meilutyte aus Litauen hatte sich in einem packenden Finale in 1:05,47 Minuten gegen die dreifache Weltmeisterin Rebecca Soni aus den USA durchgesetzt - als sie ihre Goldmedaille entgegen nahm, sah Meilutyte aus wie ein junger Teenager, der sich auf einen Partyabend vorbereitet: knallbunte Fingernägel, kleine Zahnlücke und ein breites Grinsen.
"Ich kann es nicht glauben, das ist zu viel für mich. Es war hart und schwierig. Im Moment kann ich nicht viel sagen, aber ich bin unheimlich stolz", so die 15-Jährige aus dem Baltikum, die sich einreiht in eine Riege von jungen Schwimm-Olympiasiegern in London. Die Chinesin Ye Shiwen (16 Jahre) verblüffte mit Gold und Weltrekord über 400 Meter Lagen. Die Amerikanerin Missy Franklin (17) wurde ihrer Favoritenrolle über 100 Meter Rücken ebenso gerecht wie der 20-jährige Franzose Yannick Agnel und der gleichaltrige Chinese Sun Yang.
Keine Medaillen für deutschen Nachwuchs
"Es gibt viele junge Talente, die bei den Olympischen Spielen auf sich aufmerksam gemacht haben", sagt der deutsche Leistungssportdirektor Lutz Buschkow. "Da müssen im Nachwuchsbereich im frühen Kinder- und Jugendalter Trainingsprozesse in den Nationen realisiert worden sein, die zur Spitze hinführen."
Während der internationale Schwimmnachwuchs überraschend für Medaillen sorgt, können die jungen Deutschen keine Erfolge vorweisen: Die 17-jährige Alexandra Wenk schied über 100 Meter Schmetterling bereits im Vorlauf aus. Man müsse in Ruhe nachhaken, welche Möglichkeiten es in anderen Ländern gebe und "wie an der Stelle unsere Bedingungen sind", sagt Buschkow.
Auch wenn die jungen Schwimmerinnen auffallen, ein reiner Vormarsch der Nachwuchsathleten auf den Goldrängen ist es nicht. Die anderen der bisherigen Olympiasieger im Aquatics Centre sind zwischen 24 und 27 Jahre alt.
"Man kann nicht sagen, dass man eine Tendenz ablesen kann. Es gibt mal mehr jüngere und dann wieder ältere. Ich denke da nur an Dara Torres", sagt Norbert Warnatzsch. Der Trainer von Britta Steffen erinnerte an die Amerikanerin Torres, die 2008 in Peking mit 41 Jahren dreimal Silber holte. "Für mich bleibt der beste Weg, kontinuierlich und behutsam aufzubauen", sagt Warnatzsch.
Ob die Teenagerinnen konstant solche Ausnahmeleistungen erbringen können, müssen sie noch beweisen: Ye startet am Dienstagabend über 200 Meter Lagen, Meilutyte am kommenden Mittwoch über 100 Meter Freistil.