
Skandal beim Badminton: Mit Absicht verlieren
London 2012 Olympische Badminton-Spielerinnen wegen Manipulation angeklagt
London - Sie schlugen Bälle offensichtlich mit Absicht ins Aus oder ins Netz: Gegen acht Badminton-Spielerinnen hat der Badminton-Weltverband WBF ein Verfahren wegen unsportlichen Verhaltens eröffnet. Er wirft den Doppeln vor, nicht ihr Bestes gegeben zu haben, um ein Spiel zu gewinnen. Ihr Verhalten sei "für den Sport herabsetzend und schädlich", hieß es in einer Mitteilung.
Welche Sanktionen den beteiligten Spielerinnen drohen, ist noch unklar. Für Mittwoch wurde eine Anhörung angesetzt. Das Internationale Olympische Komitee (IOC) betonte, es habe "volles Vertrauen", dass der Weltverband die "Angelegenheit angemessen behandeln und alle notwendigen Maßnahmen ergreifen wird".
Es handelt sich um die Weltmeister Wang Xiaoli/Yu Yang aus China, Greysia Polii und Meiliana Jauhari aus Indonesien sowie die südkoreanischen Doppel Jung Kyung Eun/Kim Ha Na und Ha Jung-eun/ Kim Min Jung. Die Spielerinnen waren am Dienstag wegen ihrer absichtlich schlechten Leistungen von Zuschauern ausgebuht und beschimpft worden.
"Die chinesische Delegation nimmt diesen Vorfall bei den Frauen-Doppeln im Badminton sehr ernst", zitierte die staatliche chinesische Nachrichtenagentur Xinhua einen Sprecher. Man verurteile Verhalten, das dem olympischen Geist zuwiderlaufe.
Chinas Cheftrainer bestreitet unsportliches Verhalten
Der südkoreanische Cheftrainer Sung Han-kuk gab zu, seine beiden Doppel hätten versucht, ihre Spiele gegen die Chinesinnen und Indonesierinnen herzuschenken - aber das sei eine Reaktion auf das Verhalten des chinesischen Doppels gewesen, das die Situation herbeigeführt habe. Die Chinesen hätten damit angefangen, um sicherzustellen, dass sich die beiden besten chinesischen Doppel erst im Finale gegenüberstehen würden. "Die Chinesen haben dies begonnen. Sie haben es zuerst getan", sagte Sung. "Sie wollten nicht im Halbfinale aufeinandertreffen. Also haben wir das Gleiche gemacht."
Die Chinesinnen Yu und Wang verloren schließlich 14:21, 11:21 gegen Jung und Kim aus Südkorea. Zuvor hatte ein Schiedsrichter beiden Teams mit Disqualifikation gedroht. Chinas Cheftrainer Li Yongbo verneinte jedes unsportliche Verhalten. "Da war nichts. Es war nur ein Spiel", sagte er. "Wir waren schon qualifiziert, wir wollten Kraft sparen für die K.-o.-Runden", verteidigte Yu Yang ihr Verhalten.
Später am Abend wiederholte sich die Farce beim Spiel der Indonesierinnen gegen das südkoreanische Paar. Während Zuschauer die Spielerinnen aufforderten, die Halle zu verlassen, zeigte ein Schiedsrichter beiden Doppeln die schwarze Karte - sie bedeutet Disqualifikation. Sie wurde nach Protesten beider Seiten zurückgenommen. Das Spiel endete schließlich mit einem Dreisatzsieg der Südkoreanerinnen.
Spieler aus anderen Ländern verurteilten das Verhalten der Asiatinnen scharf. Die Bulgarin Alesia Zaitsave sagte, das chinesische Team manipuliere regelmäßig Spiele, um rein chinesische Duelle möglichst lange zu vermeiden. Deutschlands bester Badmintonspieler Marc Zwiebler berichtete von ähnlichem Vorgehen der Südkoreaner bei einem Turnier 2008. "Wenn es der Fall war, dass sie absichtlich verloren haben, ist das eine große Schande", sagte Zwiebler. Der Vorfall schade dem Image des Sports.
Allerdings haben die Olympia-Funktionäre im Vorfeld dieser Spiele selbst die Möglichkeit für solch unsportliches Verhalten geschaffen. Denn in London werden im Badminton erstmals Gruppenspiele ausgetragen. Seit den Spielen 1992 in Barcelona ist die Sportart im olympischen Programm. Und bis Peking 2008 wurde von Beginn an im K.-o.-Modus gespielt.