
Olympiasieger Brink und Reckermann: Weggeschmettert und abgeblockt
Beachvolleyball Deutsches Duo holt sensationell Gold
Hamburg - Noch einmal der Blick zum Schiedsrichter. War der Ball wirklich im Aus? Dann die Gewissheit: Julius Brink und Jonas Reckermann jubelten über ihren Sieg im Finale des olympischen Beachvolleyball-Turniers. Das deutsche Duo besiegte auf der Horse Guards Parade die Top-Favoriten Alison Cerutti und Emanuel Rego aus Brasilien 2:1 (23:21, 16:21, 16:14).
In einem packenden Duell nutzten die Deutschen ihren vierten Matchball. Brink und Reckermann sind damit die ersten Europäer, die sich bei Sommerspielen im Beachvolleyball durchgesetzt haben. "Das ist unglaublich, unbeschreiblich, ein unfassbares Spiel", sagte Reckermann. Die bislang einzigen deutschen Medaillengewinner im Beachvolleyball waren Jörg Ahmann und Axel Hager in Sydney 2000 mit Bronze.
In London sicherten sich Martins Plavins und Janis Smedins aus Lettland die Bronzemedaille. Im Spiel um Platz drei setzten sie sich 2:1 (19:21, 21:19, 15:11) gegen Reinder Nummerdor und Richard Schuil aus den Niederlanden durch.
Im olympischen Finale vor rund 15.000 Zuschauern, die für eine tolle Stimmung sorgten, erwischten der 30-jährige Brink und sein drei Jahre älterer Partner Reckermann gegen die brasilianischen Weltmeister von 2011 einen guten Start. Das Duo hielt die Partie von Beginn an offen und setzte sich in der Mitte des ersten Satzes leicht ab. Doch Cerutti und Rego kämpften sich zurück und gingen sogar wieder in Führung.
Zweimal wehrten die Deutschen im Anschluss Satzbälle ab. Dabei war es Reckermann, dessen Schmetterbälle die Brasilianer nicht kontrollieren konnten. In der Folge bewiesen Brink und Reckermann ihre Nervenstärke und entschieden den ersten Durchgang knapp 23:21 für sich.
Deutsche Defensive zu gut für brasilianische Offensive
Im zweiten Satz konterten die Brasilianer. Rego, zusammen mit Ricardo Santos Goldmedaillengewinner von Athen 2004 und Dritter 2008 in Peking, hatte die Taktik vorgegeben: Die Südamerikaner spielten offensiver und setzten die Deutschen stärker unter Druck. Der 2,03 Meter lange Cerutti agierte phasenweise überragend. Geschickt erspielten sie sich einen Vorsprung, den sie immer weiter ausbauten. Das Aufbäumen von Brink/Reckermann kam zu spät - am Satzende stand es 16:21.
So ging es in den entscheidenden dritten Durchgang, der zunächst stark taktisch geprägt war. Abwechselnd punkteten die Teams, kein Duo konnte sich absetzen. Dann jedoch fanden die deutschen Defensivkünstler ein Mittel gegen die diagonalen Angriffsschläge der Brasilianer. Auf 12:8 setzten sich Brink und Reckermann ab, beim 14:11 schien der Triumph schon sicher.
Doch Cerutti und Rego kämpften sich noch einmal in die Partie zurück. Sie glichen aus. "Als der dritte Matchball vergeben war, ist mir schon das Herz in die Hose gerutscht", sagte Brink. "Aber der Beachvolleyball-Gott war heute auf unserer Seite."
Die Deutschen beruhigten sich, Reckermann gelang das 15:14. Im folgenden Ballwechsel hatten die Brasilianer Vorteile, doch Regos Angriffsschlag ging knapp ins Aus. Die Deutschen sprangen in die Höhe, fielen sich dann erleichtert in die Arme und vollführten einen Jubeltanz.
Beide hatten bereits getrennt voneinander bei Sommerspielen aufgeschlagen. 2008 war Brink in Peking mit seinem damaligen Partner Christoph Dieckmann in der Gruppenphase gescheitert. Für Reckermann war mit Dieckmanns Zwillingsbruder Markus 2004 in Athen im Achtelfinale Schluss.
Erst 2009 hatten sich Blockspezialist Reckermann und der starke Defensivspieler Brink zusammengetan, um sich den Traum von einer Olympia-Medaille zu verwirklichen - eine gute Entscheidung.