Goldener Dienstag
Vier Stunden, fünf Medaillen, eine Zündkerze
Das deutsche Olympia-Team holte am vierten Olympia-Tag satte fünf Medaillen, sogar zwei goldene. Die Stimmung beim Chef de Mission, Michael Vesper, ist nach schwachem Start wieder blendend. Dennoch wird es schwer, so erfolgreich abzuschneiden wie einst in Peking.
Reiter Jung: Olympia ist ein schnelllebiges Geschäft
Foto: Jochen Lübke/ dpa
Hamburg - Der Sport ist ein schnelllebiges Geschäft. Heute noch der Star, ist man morgen schon der Depp. Aus einem Totalversager kann binnen kürzester Zeit ein umjubelter Leistungsträger werden. Das ist bei den Olympischen Spielen in London nicht anders. Auch da ändern sich die Dinge schnell. Schnell sind in diesem Fall 4:18 Stunden. Denn exakt so lange brauchte das deutsche Olympia-Team, um gleich fünf Medaillen zu gewinnen, davon sogar zwei goldene. Und schon war aus einer Ansammlung von Enttäuschungen der goldene Dienstag geworden - so schnell kann das gehen.
Schon am Vortag hatte Fechterin Britta Heidemann mit ihrem olympischen Silber den Anfang gemacht. Für Michael Vesper war das der Durchbruch, auch wenn es der Chef de Mission bei der Einordnung der Silbermedaille dann doch etwas übertrieb: "Britta Heidemann hat für die ganze Mannschaft eine Kerze angezündet", sagte Vesper. Und schwurbelte weiter: "Wir werden sie nicht ins Fenster stellen, aber als Zündkerze nutzen, um den Motor ins Laufen zu bringen."
Um im schrägen Bild zu bleiben, der deutsche Motor läuft: Die fünf Medaillen am vierten Wettkampftag sorgten für große Erleichterung unter Athleten und Verantwortlichen. "Der Knoten ist geplatzt, aber ich bin nie nervös gewesen", sagte Vesper.
Vergessen sind die ersten beiden Tage
Für den goldenen Höhepunkt hatten die Reiter mit einem Doppel-Olympiasieg gesorgt. Die Vielseitigkeitsreiter in der Mannschaft und Michael Jung im Einzel holten zweimal Gold und einmal Bronze durch Sandra Auffahrt. Jeweils Silber erkämpften Judoka Ole Bischof und Slalom-Kanute Sideris Tasiadis. "Was die Vielseitigkeitsreiter angeht, das ist ohne Worte. Großartig", freute sich Vesper.
Und schon sind die ersten beiden Tage vergessen, an denen das deutsche Team komplett leer ausgegangen war. Vor allem die enttäuschenden Schwimmer hatten sich viel Kritik gefallen lassen müssen. "Die Beckenschwimmer sind nicht zufrieden", sagte auch Vesper, hat aber noch Hoffnung auf Besserung. "Ich halte noch die eine oder andere Überraschung für möglich."
Etwas unerklärlich ist ihm hingegen das Abschneiden von Paul Biedermann, "der ein großartiger Schwimmer ist und es mit den Besten aufnehmen kann". Bei diesen Olympischen Spielen bislang nicht.
In China vor vier Jahren holten die deutschen Athleten am Ende 41 Medaillen (16 Gold, 10 Silber, 15 Bronze) und am Ende Platz fünf im Medaillenspiegel. "Den Platz halten, wäre schon ein Erfolg. Es wird aber sehr viel schwerer als in Peking." Trotzdem ist das Ziel, erneut so viele Medaillen zu sammeln.
Tischtennis-Ass Timo Boll konnte dazu nichts beitragen. Er schied bereits im Achtelfinale aus. "Schade, schade, schade", sagte Vesper. Auch die Florett-Fechter um Olympiasieger Benjamin Kleibrink und Weltmeister Peter Joppich kamen noch nicht einmal in Medaillennähe. Kritik üben wollte Vesper aber nicht. "Am meisten enttäuscht sind die Athleten selbst", so Vesper.
Immerhin: Bei weitaus mehr Athleten dürfte am Dienstag Freude vorgeherrscht haben.