Judo-Silber für Bischof Gut erholt von Stefan Raab

Judoka Bischof (l.): "Ich habe ein bisschen zu viel Kräfte gelassen"
Foto: Quinn Rooney/ Getty ImagesEs sind die Olympia-Recken von Peking, die die Medaillenbilanz des deutschen Teams veredeln. Erst Fechterin Britta Heidemann, dann die Vielseitigkeitsreiter, jetzt Judoka Ole Bischof. Eine Goldmedaille im Rücken macht stark.
Bischof war in London in einer Verfassung, die keiner mehr von dem 32-Jährigen erwartet hatte. Er selbst auch nicht. "Eigentlich ist es unglaublich, in meinem Alter noch einmal in ein solches Finale zu kommen." In dem er allerdings gegen den Südkoreaner Kim Jae-Bum chancenlos war. So blieb ihm am Ende Silber in der Gewichtsklasse bis 81 Kilogramm.
Judo ist mehr noch als andere Disziplinen eine Sportart, die nur bei den Sommerspielen alle vier Jahre ins Blickfeld der Öffentlichkeit rückt und danach wieder dem kollektiven Vergessen anheimfällt. Im Fernsehen findet Judo so gut wie gar nicht statt, es wird ungefähr so viel darüber berichtet wie über Bogenschießen und Gewichtheben.

Bischof hat im Grunde mehr Bekanntheit dadurch erlangt, dass er einmal bei "Schlag den Raab" den Moderator herausforderte, als durch seinen Olympia-Triumph vor vier Jahren. Anders als auf der Matte war er bei seinem Ausflug ins Privatfernsehen allerdings wenig erfolgreich und landete gegen Stefan Raab gerade einmal drei Punkte.
Davon jedoch scheint sich der Judoka gut erholt zu haben. In London präsentierte er sich vom ersten Kampf an aggressiv, bissig bis an die Grenze des Erlaubten, manchmal sogar darüber hinaus. Im Viertelfinale ließ er seinen japanischen Gegner Takahisha Nakai mit Nasenbluten zurück, sein Halbfinalkontrahent Travis Stevens aus den USA trug eine Platzwunde über dem Auge davon und sah anschließend mit seinem rund ums Gesicht gewickelten Verband aus wie ein Römer im Asterix-Comic, nachdem er von den Galliern verhauen worden war.
Stevens nahm dem Deutschen dies durchaus übel, versuchte ihn noch während des Kampfes zu provozieren. Irgendwann standen beide Stirn an Stirn, der Kampfrichter musste schlichtend eingreifen. Szenen, die man im Judo selten sieht. "Wir haben das Regelwerk sehr offen interpretiert", nannte Bischof das anschließend: "Ich war allerdings nicht derjenige, der die Gangart hochgetrieben hat."
Fürs Finale keine Kraft mehr
Das Halbfinale gegen den Amerikaner war ein typischer Bischof-Kampf bei diesen Spielen, eng, auf Augenhöhe, aber mit einem Bischof, der jederzeit bemüht war, die Initiative zu übernehmen. Genau das hat ihm überhaupt die Finalteilnahme gesichert. Nachdem der Fight gegen Travis unentschieden endete, entschieden die Kampfrichter pro Bischof, weil er der aktivere Kämpfer gewesen war.
Im Endkampf gegen den Südkoreaner war der Deutsche dann sichtlich müde. "Er war einfach besser, ich habe ein bisschen zu viel Kräfte gelassen", hatte Bischof anschließend auch kein Problem damit, seine Niederlage einzugestehen. Vor vier Jahren hatten sich beide auch in Peking im Finale gegenübergestanden. Damals war Kim Jae-Bum der Müde gewesen. "Ich weiß jetzt genau, wie er sich damals gefühlt haben muss", sagte Bischof.
Er sei deswegen auch "überhaupt nicht enttäuscht", sagte er. Eine Gold- und eine Silbermedaille, das ist für einen Athleten des Deutschen Judo-Bundes eine glänzende Bilanz. Zwar wird der Sport längst nicht mehr nur von den Asiaten dominiert, dennoch ist es für Europäer immer noch etwas besonderes, in die Phalanx der Japaner und Koreaner einzubrechen. Dies jetzt schon zum zweiten Mal bei Olympischen Spielen geschafft zu haben, "das macht mich natürlich stolz".
Mit Bischofs Medaille haben die Judoka ihr Soll an sich erfüllt. Für Bundestrainer Detlef Ultsch könnte die Erfolgsgeschichte bei diesen Spielen aber noch weitergehen. Denn der eigentliche Medaillenkandidat im Team für London hieß gar nicht Ole Bischof. Der Verband setzte eigentlich auf seinen schwersten Jungen, Andreas Tölzer. Der 135-Kilo-Mann tritt jetzt am Freitag mit noch mehr Schub durch Bischofs überzeugenden Auftritt an. Auch eine Silbermedaille kann stark machen.