19 Medaillen Michael Phelps, König von Olympia

Michael Phelps: 15-mal Gold, zweimal Silber, zweimal Bronze
Foto: Barbara Walton/ dpaHamburg - So ganz wollte es nicht klappen, was sich Michael Phelps für London vorgenommen hatte. "Einfach Spaß" wollte der 27-Jährige haben, hatte er im Vorfeld seiner letzten Olympischen Spiele angekündigt. Ihm gehe es nur noch um die "zusätzlichen Schokoladenstückchen auf meiner Eiscreme".
Doch Michael Phelps bleibt Michael Phelps - wenn er ins Schwimmbecken steigt, will er gewinnen. Und das klappte in London bislang nicht so recht.
In seinem ersten Rennen über 400 Meter Lagen schaffte er es ausnahmsweise einmal nicht aufs Podest. Sein siegreicher Landsmann Ryan Lochte fand es regelrecht "merkwürdig", den Rivalen und Freund nicht neben sich zu sehen. Phelps sprach nach dem vierten Platz auf seiner Facebook-Seite davon, "alles andere als zufrieden" gewesen zu sein: "Es ist richtig frustrierend, so in die Wettbewerbe zu starten", sagte er. Mit der Staffel über 4x100 Meter gab es dann immerhin Silber.
Dann der nächste Rückschlag am Dienstagabend: Erstmals seit zwölf Jahren musste er sich bei einem wichtigen Rennen über seine Spezialstrecke 200 Meter Schmetterling geschlagen geben. Phelps wurde trotz großen Vorsprungs auf den letzten Zentimetern noch vom Südafrikaner Chad le Clos abgefangen. Mit Silber zog er in der ewigen Medaillenliste mit 18-mal Edelmetall mit der sowjetischen Turnerin Larissa Latynina gleich, die zwischen 1956 und 1964 bei Sommerspielen auf dem Podest gestanden hatte.
Zeitweise fehlte Phelps die Trainingsmotivation
Doch statt Freude stand Phelps eher Ärger über den verpassten Titel ins Gesicht geschrieben. Mit Wut im Bauch erhöhte er nur kurze Zeit später als Schlussschwimmer der Staffel über 4x200 Meter Freistil die Zahl seiner Olympiasiege auf 15.
Damit ist Phelps in den olympischen Geschichtsbüchern auch der Sportler mit den meisten Medaillen. 15-mal Gold, je zweimal Silber und Bronze stehen für den Ausnahmeschwimmer in den Statistiken zu Buche. Ein Rekord, vielleicht für die Ewigkeit.
In den zwölf Jahren seit seinen ersten Spielen in Sydney hat Phelps den Schwimmsport geprägt wie wohl niemand zuvor. Durch den Triumph 2008 in Peking, als er mit dem Rekord von acht Goldmedaillen in ungeahnte Dimensionen vorstieß, wurde er zum "Außerirdischen" erklärt. Acht Starts, acht Siege - sieben davon mit Weltrekord.
Für eine angemessene Rückkehr hatte Phelps wieder so hart trainiert wie zu seinen besten Zeiten. Das war keine Selbstverständlichkeit. Dem Multimillionär hatte nach der WM 2009 in Rom, wo er als fünffacher Sieger nur Paul Biedermann über 200 Meter Freistil unterlag, nach eigener Aussage zeitweise die Motivation gefehlt. Statt Bahnen zu ziehen, vertrieb er sich die Zeit lieber mit Poker oder Golf. Es sah so aus, als würde er eine verpasste Jugend nachholen.
Im Januar 2009 tauchte dann auch noch ein Foto auf, das ihn mit einer Marihuana-Pfeife zeigte. Er verlor einen Großsponsor, der US-Verband sperrte ihn kurz. Der Tiefpunkt aber war das Auslassen der nationalen Meisterschaften im Sommer 2010; er fuhr lieber nach Las Vegas.
Imposant wie die Erfolge war seine Rückkehr danach. Sieben WM-Medaillen in Shanghai, darunter vier goldene, hieß die Ausbeute 2011. Der wirkliche Antrieb aber waren die Spiele in London. Und nun, mit dem ersten Londoner Gold und dem nächsten Rekord, dürfte auch der Spaß wieder da sein.