Zweiter Start, zweites Gold: Ye Shiwen hat auch über 200 Meter Lagen triumphiert - und dabei den olympischen Rekord gebrochen. Doch die Zweifel an den Leistungen der 16-Jährigen werden immer größer.
Hamburg - Die 16-jährige Ye Shiwen ist bei den Olympischen Spielen erneut allen davon geschwommen. Drei Tage nach ihrem Turbo-Sieg mit Weltrekord über 400 Meter Lagen ließ die Chinesin auch auf der 200-Meter-Strecke der Konkurrenz in 2:07,57 Minuten keine Chance.
Als Zweite sicherte sich Vizeweltmeisterin Alicia Coutts aus Australien (2:08,15 Minuten) ihre dritte Medaille in London. Bronze ging an die Amerikanerin Caitlin Leverenz (2:08,95). Die deutsche Meisterin Theresa Michalak war im Halbfinale gescheitert.
Dabei lag die Chinesin lange Zeit nicht in Führung und musste hart um den Erfolg kämpfen. Erst auf der abschließenden Freistil-Bahn hängte sie die Konkurrenz ab. Schon über 400 Meter Lagen hatte sie in dieser Disziplin am besten geschwommen, auf den letzten 50 Metern sogar schneller als Männer-Champion Ryan Lochte.
Unterdessen sind aber die Zweifel an den Leistungen der Chinesin größer geworden. John Leonard, der Vorsitzende der Weltvereinigung der Schwimmtrainer, klagte die 16-Jährige bislang am deutlichsten an. Der Amerikaner verglich Ye mit den gedopten DDR-Schwimmerinnen. Dem Schlussspurt der Chinesin über 400 Meter Lagen verpasste er den Stempel "unmöglich".
"Es gibt kein Problem mit Doping"
"Ye sah aus wie Superwoman. Und immer, wenn jemand in der Geschichte unseres Sports aussah wie Superwoman, stellte sich später heraus, dass Doping im Spiel war", sagte Leonard, der seit mehr als 40 Jahren im Geschäft ist: "Die letzten 100 Meter erinnerten mich an einige Schwimmerinnen aus der DDR und eine junge Irin im Finale über 400 m Lagen bei den Spielen in Atlanta 1996."
Er spielte auf Michelle Smith an, die in Atlanta drei Goldmedaillen geholt und direkt unter Dopingverdacht gestanden hatte. Erst zwei Jahre später wurde sie vom Weltverband Fina wegen etlicher Dopingvergehen für vier Jahre gesperrt. Ye selbst wies alle Vorwürfe zurück: "Es gibt kein Problem mit Doping. Das chinesische Team hat eine strikte Politik, deshalb gibt es kein Problem damit."