Hamburg - Erst wurde das Internationale Olympische Komitee wegen seiner nachgiebigen Haltung kritisiert - nun gerät auch Vesper unter Druck, der Generaldirektor des Deutschen Olympischen Sportbundes. Politiker von SPD und Grünen warfen ihm an diesem Dienstag vor, das Vorgehen der chinesischen Behörden zu verharmlosen.
Der frühere Grünen-Politiker und ehemalige NRW-Sportminister Vesper hatte in der am Sonntag ausgestrahlten ARD-Sendung "Weltspiegel" gesagt, dass in allen Ländern der Welt Web-Seiten blockiert würden, auch in Deutschland."Bei uns sind es rechtsradikale Seiten, die gesperrt werden. Und es ist natürlich auch in China so, dass einzelne Seiten gesperrt werden. Es muss aber der freie Zugang zu allen wichtigen Informationen, die Journalisten brauchen, um ihre Arbeit zu tun, gewährleistet sein", so Vesper.
Der Vorsitzende des Bundestags-Sportausschusses, Peter Danckert (SPD), nannte die Äußerung merkwürdig. Vespers Vergleich verbiete sich, sagte er laut "Kölner Stadt-Anzeiger". "Wir sprechen hier doch nicht über Internet-Seiten mit strafrechtlich relevanten Inhalten. Wir sprechen über Amnesty International."
Der Grünen-Fraktionsgeschäftsführer Volker Beck sagte, die Äußerungen Vespers seien absurd und irritierend. "Anstatt Forderungen an die chinesische Seite zu richten, die Pressefreiheit sicherzustellen, wird das chinesische Vorgehen durch Vesper auch noch bagatellisiert und gerechtfertigt."
Auch die deutsche Sektion von Reporter ohne Grenzen reagierte empört. "Der Vergleich ist unsäglich", sagte Geschäftsführerin Elke Schäfer im Deutschlandfunk.
Der Deutsche Journalisten-Verband fordert die chinesischen Behörden auf, von immer neuen Einschränkungen der Berichterstattung und von Repressalien gegen Journalisten Abstand zu nehmen. Die Freiheit der Berichterstattung über die Olympischen Spiele und über China sei "akut gefährdet", erklärte der DJV-Bundesvorsitzende Michael Konken.
Menschenrechtsbeauftragter Nooke in Peking
Der Menschenrechtsbeauftragte der Bundesregierung, Günther Nooke, traf an diesem Dienstag zu einem viertägigen Besuch in Peking ein. Bei Gesprächen mit Bürgerrechtlern, Wissenschaftlern, Kirchen- und Medienvertretern will sich der CDU-Politiker kurz vor Beginn der Olympischen Spiele ein Bild von der Menschenrechtslage machen. Gespräche mit Regierungsvertretern sind nicht vorgesehen.
Die Fechterin Imke Duplitzer bekräftigte nach ihrer Ankunft in Peking ihre Entscheidung, der Eröffnungsfeier fernzubleiben. Sie wolle nicht Teil einer Inszenierung werden, sagte sie laut N24. "Da muss ich mich nicht drauf einlassen. Wenn ich zum Zirkus hätte gehen wollen, wäre ich zu Roncalli gegangen."