Olympia in Rio 2016 Hier soll in einem Jahr gespielt werden
Fragt man nach den schönsten Städten der Welt, ist Rio de Janeiro immer auf den Top-Plätzen zu finden. Zuckerhut, Erlöserstatue, Copacabana - starke Argumente. Die Stadt, da können Usain Bolt und Co. Rekorde aufstellen wie sie wollen, wird der große Star, wenn in einem Jahr die Olympischen Spiele zu Gast sind.
Doch für das Flair von Rio hat das IOC derzeit keine Augen, bei den Veranstaltern sorgt anderes für Verzückung. Ein Foto aus dem Juni zum Beispiel: Eine schwebende Dachkonstruktion über einer Tribüne aus Holz und Stahl. Darauf montiert vereinzelte Klappsitze, noch umwickelt mit Folie. Wenig spektakulär, eher trist - eine Baustelle eben.
Das Olympische Komitee aber überschlug sich fast: "Exciting new images have been released by the City of Rio", hieß es auf der Homepage über den Fortschritt bei der Carioca Arena 3, in der die Fechter und Kampfsportler antreten sollen. Aufregende Bilder wohl nur, wenn man sich Sorgen machen muss, dass sich Rio auch wirklich schick gemacht hat, wenn die Gäste kommen.
Und so muss auch IOC-Präsident Thomas Bach, wenn er über den Stand der Vorbereitungen spricht, seinem Lob ("Auf der einen Seite sehen wir große Fortschritte") umgehend die Mahnung hinterherschicken: "Andererseits gibt es keine Zeit zu verlieren."
Wie weit die Neu- und Umbauten der Spielstätten sind, sehen Sie in unserem Überblick:
Neben den Bauarbeiten bereitet vor allem die Wasserqualität an den Wettkampfstätten der Ruderer, Segler und Langstreckenschwimmer Sorgen. Der Segelverband warnte seine Sportler vor dem Wasser in der Guanabara-Bucht, das IOC hielt dagegen, selbst die Weltgesundheitsorganisation hat sich eingeschaltet.
Bach und Co. können sich darauf einstellen, dass es bis zur Eröffnungsfeier immer wieder Diskussionen geben wird, Gründe gibt es reichlich. Die Umsiedlungspolitik der Stadt, den Bau des Golfplatzes im Naturschutzgebiet Marapendi, die Verstrickungen von gleich sieben für Olympia-Projekte zuständige Bau-Großunternehmen in einen gewaltigen Korruptionsskandal um den Mineral-Öl-Giganten Petrobras.
Das IOC ist geübt darin, solche Diskussionen kleinzureden oder zu ignorieren. Sport ist Sport, Politik ist Politik, heißt es dann. Den Stand der Bauarbeiten aber muss Bach genau im Auge haben.
Er stichelte schon in Richtung von Rios Bürgermeister Eduardo Paes: "Ich glaube, bei der Eröffnungsfeier werden meine Mitstreiter und ich noch die Chance haben, vor Ort einigen Bauarbeitern persönlich die Hand zu geben und sie für ihre Leistung zu beglückwünschen."
Olympische Sommerspiele 2016 in Rio de Janeiro
Einwohner Stadtgebiet: 6,45 Mio (Schätzung der brasilianischen Statistikbehörde IBGE für 2014, 6,32 Mio bei der letzten offiziellen Erhebung 2010)
Einwohner Großraum: 11,97 Mio (Schätzung IBGE für 2014)
Größe: 1200,3 km² (Erhebung IBGE 2010)
Einwohner in Brasilien: Schätzung heute 204 Mio.
Vorsitzender: Carlos Arthur Nuzman, Olympiateilnehmer 1964 in Tokio im Volleyball
Letzter offizieller Stand vom 24. April: 38,2 Mrd Reais (11,01 Mrd. Euro), davon 24,6 Mrd. (7,09 Mrd.) Infrastruktur, 13,6 Mrd. (3,92) für die Spiele
Hinweis: der Etat wird offiziell in der Landeswährung Real (Plural: Reais) vom staatlichen Rechnungshof TCU veröffentlicht. Die Umrechnung in Dollar weicht je nach Tageskurs ab, da der Dollar im Moment steigt. Angaben in Real und Euro.
7,5 Mio Tickets, davon 3,8 Mio billiger als 23 Euro. Die billigste Eintrittskarte kostet 13 Euro, die teuerste 1325 Euro (Eröffnungsfeier)
Olympiapark Barra mit Olympischem Dorf und beiden Medienzentren (IBC und MPC): Velodrom Olímpico do Rio (Bahnrad), Arena Carioca 1 (Basketball), Arena Carioca 2 (Judo, Ringen), Arena Carioca 3 (Fechten, Taekwondo), Arena do Futuro (Handball), Schwimmstadion 1 (Schwimmen, Wasserball), Arena Olímpica do Rio (Kunstturnen, Rhythmische Sportgymnastik, Trampolin), Schwimmstadion 2 (Wasserspringen, Synchronschwimmen), Golfkurs, Pontal (Rad Straßenrennen und Zeitfahren), Riocentro mit Pavilion / Port: Pavilion 2 (Gewichtheben), Pavilion 3 (Tischtennis), Pavilion 4 (Badminton) und Pavilion 6 (Boxen)
Deodoro: Hockeystadion, Whitewater Stadium (Estádio de Canoagem, Kanu-Slalom), Centro Olímpico de BMX, Centro de Mountain Bike, Arena de Juventude (Moderner Fünfkampf Fechten, Basketball), Estádio de Deodoro (Rugby, Moderner Fünfkampf Reiten und Combined), Centro Olímpico de Tiro (Schießen), Centro Aquático de Deodoro (Moderner Fünfkampf Schwimmen), Centro Olímpico de Hipismo (Reiten Dressur, Vielseitigkeit, Springen)
Olympiastadion Maracanã (Leichtathletik, Eröffnungs- und Schlussfeier, Fußball), Maracanãzinho (Volleyball), Julio De Lamare Aquatics Centre (Wasserball), Sambódromo (Bogenschießen, Leichtathletik Marathon)
Copacabana: Marina da Glória (Segeln), Estádio da Lagoa (Rudern, Kanu-Rennsport), Arena de Vôlei de Praia (Beachvolleyball), Forte de Copacabana (Freiwasserschwimmen, Triathlon Radrennen) - dazu Fußball neben dem Marancanã auch in Brasília, Belo Horizonte, São Paulo, Salvador, Manaus und Rio de Janeiro (Estádio Olímpico)
Quelle: sid
Offizielles Video des IOC zum Stand der Bauarbeiten (auf portugiesisch)