Peking 2008 Steiner gewinnt Gold im Gewichtheben
Hamburg - Gewichtheber Matthias Steiner hat die Goldmedaille im Superschwergewicht über 105 Kilogramm gewonnen. Der gebürtige Österreicher, der in Chemnitz lebt, bewältigte 461 Kilogramm (203+258) im Zweikampf und verwies damit Vizeweltmeister Jewgeni Tschigischew aus Russland mit 460 (210+250) Kilogramm und Europameister Viktors Scerbatihs aus Lettland mit 448 (206+242) Kilogramm auf die Plätze zwei und drei.

Gewichtheber Steiner: Sieg mit 461 Kilo
Foto: Getty Images"Wahnsinn, Wahnsinn, ich kann das nicht erklären. Dieses Gold widme ich Susann", sagte Steiner und war im größten Moment seiner sportlichen Karriere in Gedanken bei seiner vor einem Jahr bei einem Verkehrsunfall ums Leben gekommenen Frau: "Ich hoffe und denke, dass sie das mitbekommt. Ich bin kein abergläubischer Typ, aber ich wünsche mir, dass es so ist. Ich freue mich für jeden, der mir geholfen hat. Vor allem aber für meine Frau."
Der Sieg des 145 Kilo schweren Steiner war das erste deutsche Gewichtheber-Gold seit 16 Jahren. 1992 hatte Ronny Weller im Schwergewicht gesiegt. Steiner ist zudem der erste deutsche Gewichtheber, der Zweikampf-Gold im Superschwergewicht gewann. Der zweite deutsche Teilnehmer des Wettkampfes, Almir Velagic, steigerte seine persönliche Bestleistung um vier auf 413 Kilo (188+225) und belegte Rang acht.
Steiner steigerte im Reißen zwar seine Bestleistung um zwei auf 203 Kilo, schaffte aber im Anschluss die erhofften 207 Kilo nicht und geriet so für das Stoßen in Zugzwang. Im letzten Versuch der Konkurrenz wuchtete Steiner 258 Kilo im Stoßen in die Höhe, acht Kilo mehr als seine bisherige Bestmarke. Diese acht Kilo mehr reichten für den Sieg. "Eigentlich war das über meinem Vermögen. Ich war nicht in Topform," sagte Steiner.
"Das er das Ding noch rumzieht - einfach sensationell der Junge. Dem Druck muss man erst einmal standhalten. Das war beste Werbung für unsere Sportart", sagte Heimtrainer Stefan Grützner und fügte hinzu: "Wir sind alle sprachlos, es kullern die Freudentränen - es ist einfach nur bewegend." Auch Thomas Weise, Leiter des Olympiastützpunktes Chemnitz, freute sich: "Es ist die erste Medaille für den OSP Chemnitz, der bekanntlich seine Stärken eher im Winter hat. Der stärkste Mann der Welt trainiert in Chemnitz - das ist doch was."
Irans Olympiasieger von 2000 und 2004, Hossein Rezazadeh, hatte kurz vor den Spielen überraschend aus gesundheitlichen Gründen seinen Startverzicht erklärt. Mitfavorit Welitschko Tscholakow durfte nicht antreten, nachdem elf bulgarische Heber bei einem Dopingtest überführt worden waren. Der eigentlich angekündigte Olympia-Vierte von Sydney, Jaber Saeed Salem (Katar/ehemals als Bulgare Jani Matschorkow Junioren-Weltmeister), hatte seine Meldung im letzten Moment zurückgezogen.
Erfolgreichste Nation bei den 15 Gewichtheber-Wettkämpfen in Peking war Gastgeber China, das mit seinen insgesamt zehn Startern acht Goldmedaillen gewann (jeweils vier bei den Frauen und Männern). Von der deutschen Mannschaft schafften außer Steiner und Velagic auch Julia Rohde (7.) und Jürgen Spieß (9.) Top-Ten-Plätze.
ulz/sid/dpa