Positive Doping-Probe ARD und ZDF steigen vorläufig aus Tour-Berichterstattung aus

Nach der positiven A-Probe von Radprofi Patrik Sinkewitz ziehen ARD und ZDF drastische Konsequenzen: Bis auf weiteres werden die Öffentlich-Rechtlichen nicht mehr von der Tour de France berichten.

Hamburg - Den Ausstieg teilte ZDF-Sprecher Thomas Stange der Deutschen Presse-Agentur dpa mit. Die beiden öffentlich-rechtlichen TV-Sender reagieren damit auf die Doping-Anschuldigungen gegen T-Mobile-Profi Patrik Sinkewitz, der nach Mitteilung der Nationalen Anti-Doping-Agentur Nada bei einer Trainingskontrolle am 8. Juni positiv getestet worden ist. Der Boykott werde so lange anhalten, bis die Angelegenheit geklärt sei, sagte der ZDF-Sprecher.

Der Ausstieg hatte sich angekündigt. Wie SPIEGEL ONLINE von ARD-Tour-Teamchef Roman Bonnaire erfahren hatte, berieten sich die beiden Sender bis vor Kurzem. "Wir beraten gerade noch mit dem ZDF über den Tour-Ausstieg. Jetzt müssen erstmal alle zusammenkommen, im Verlauf des Nachmittags wird dann eine Entscheidung fallen", sagte Bonnaire.

"Ich habe heute Morgen mit meinem Kollegen, dem Programmdirektor des Ersten deutschen Fernsehens, Herrn Struve, gesprochen. Wir haben uns intensiv beraten über den Fall und haben entschieden, dass wir jetzt erst einmal bis zur Klärung des Falles aus der Tour aussteigen", ZDF-Chefredakteur Nikolaus Brender. sagte Brender im "Mittagsmagazin".

"Da kann man nicht warten, bis die Tour zu Ende ist und dann zur Klärung beitragen. Das geht nicht. Die Tour steht unter einem ständigen Doping-Verdacht", so Brender. "Das ist ein sehr konkreter Fall, von einem jungen Fahrer, der zu den jungen wilden Sauberen gehört. Ob er nun wirklich gedopt ist, oder nicht, das wird die B-Probe zeigen. Aber die Verdachtsmomente sind so hoch, dass wir zu diesem Entschluss sehr schnell jetzt kommen mussten."

Zudem soll es eine Ausstiegsklausel in den TV-Verträgen geben, die den Ausstieg erlaubt, sollte es während der Übertragungen zu neuen Dopingfällen kommen. Bei der Sitzung Anfang Juni hatte eine knappe Mehrheit des für Grundsatzfragen zuständigen ZDF-Fernsehrats gar gegen die Übertragung der Frankreich-Rundfahrt gestimmt.

20 Mitglieder hatten sich damals gegen die Übertragung ausgesprochen, 19 votierten für den Forderungskatalog, der an die Veranstalter gerichtet wurde. In der ZDF-Struktur ist der Fernsehrat nicht für Programmfragen verantwortlich, insofern war die Abstimmung lediglich als Empfehlung zu verstehen gewesen. Künftig werde das ZDF bei allen Sportverträgen Dopingklauseln einbauen, hatte der Intendant im Juni angekündigt.

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