Radsport Bericht über weiteren Dopingfall bei der Tour
Hamburg - Nach der elften Etappe am 19. Juli von Marseille nach Montpellier wurde ein Fahrer positiv auf Testosteron getestet. Das meldet die französische Zeitung "L'Equipe" auf ihrer Internetseite unter Berufung auf den Radweltverband UCI. Der Name des Fahrers soll am Nachmittag bekanntgegeben werden. Die Dopingbeauftragte des UCI, Anne Gripper, wollte bei SPIEGEL ONLINE den aktuellen Fall nicht kommentieren. Sie kündigte allerdings an, dass es im Laufe des Tages eine Stellungnahme des Weltverbandes geben wird.
Nach der Etappe wurde ein Urintest durchgeführt, dabei wurde der erhöhte Testosteronwert festgestellt, meldet "L'Equipe" weiter. Die Dopingprobe war im Labor von Châtenay-Malabry untersucht worden. Testosteron dient dazu, kurzfristig die Leistungsfähigkeit zu steigern und die Schmerzgrenzen hinauszuschieben.
Auch beim deutschen T-Mobile-Profi Patrik Sinkewitz war ein erhöhter Testosteronwert festgestellt worden - allerdings bei einer Trainingskontrolle vier Wochen vor Tourbeginn.
Das elfte Teilstück war eine Flachetappe und wurde von Robert Hunter (Barloworld) gewonnen, der sich als erster Südafrikaner einen Etappensieg bei der Tour sicherte. Michael Rasmussen fuhr zu diesem Zeitpunkt bereits in Gelb. Nach ARD-Informationen wurden nach der Etappe Rasmussen, der Luxemburger Kim Kirchen, Erik Zabel, Tagessieger Robert Hunter aus Südafrika, Patxi Vila Errandonea aus Spanien, Lilian Jegou aus Frankreich, der Kasache Maxim Iglinskiy und der Italiener Cristian Moreni zur Doping-Probe gebeten.
Erst vor wenigen Stunden hatte "L'Equipe" gemeldet, Alexander Winokurow sei zweimal des Fremdblut-Dopings überführt worden. Der Kapitän des inzwischen abgereisten Astana-Teams habe beim Gewinn des Zeitfahrens am Samstag und bei seinem Etappensieg am Montag manipuliert. Dabei hatte der 33-Jährige in der französischen Zeitung in einem Interview seine Unschuld beteuert und von "Verschwörung" gesprochen.
Gestern war Winokurow eine positive Dopingprobe vom Zeitfahren der laufenden Tour de France vom 21. Juli nachgewiesen worden. Die Astana-Mannschaft erklärte daraufhin mit sofortiger Wirkung den Rückzug von der 94. Frankreichrundfahrt. Winokurow reiste ab, bevor die Polizei das Teamhotel filzte. Wo sich der Kasache jetzt aufhält, ist nicht bekannt. Mit dem Ausstieg des Teams ist die Tour auch für den Deutschen Andreas Klöden beendet.
Für Doping-Schlagzeilen hatten zuvor schon der im Gesamtklassement führende Däne Michael Rasmussen und Patrik Sinkewitz vom T-Mobile Team gesorgt. Allerdings beziehen sich beide Fälle nicht auf Vergehen während der laufenden Rundfahrt.
Rasmussen wird vorgeworfen, mehrfach bei unangemeldeten Kontrollen nicht angetroffen worden zu sein. Sinkewitz war Anfang Juni im Training positiv auf Testosteron getestet worden.
Erneute Kontrollen wurden auch heute vor der letzten Pyrenäen-Etappe durchgeführt. Bei keinem der 14 getesteten Fahrer wurde ein erhöhter Hämatokritwert festgestellt.
Insgesamt wurden seit dem Tour-Start am 7. Juli in London 225 Proben entnommen. Auch beim Ruhetag gestern waren die Kontrolleure des Radsport-Weltverbandes UCI bei 40 Fahrern vorstellig geworden, darunter auch bei Rasmussen und dem im Gesamtklassement zweitplatzierten Spanier Alberto Contador.
goe/sid