Radsport Jaksche gesteht jahrelanges Doping

Der deutsche Radprofi Jörg Jaksche hat in seiner Karriere über viele Jahre Doping-Mittel genommen. Er wolle sich nun den Sportverbänden und deutschen Ermittlungsbehörden als Kronzeuge zur Verfügung stellen, kündigt er in einem SPIEGEL-Interview an.

Hamburg - Jaksche, 30, gesteht in der an diesem Montag erscheinenden Ausgabe des SPIEGEL sowie am Sonntag bei SPIEGEL TV (21.50 Uhr, RTL) als erster Rennfahrer, dass er sich als Kunde des spanischen Doping-Arztes Eufemiano Fuentes von 2005 an verbotenen Eigenbluttherapien unterzogen hat, um seine Leistung zu steigern.

Jaksche bestätigt auch Teile des Untersuchungsberichts der spanischen Guardia Civil. So sei er bei Fuentes unter dem Codenamen "Bella" sowie auch als Nr. 20 geführt worden.

"Ich glaube, dass es wichtig ist für die Zukunft dieses Sports, dass einer mal sagt: Okay, so läuft das hier", sagt Jaksche. Ausführlich legt er im SPIEGEL anhand seiner eigenen Karriere dar, wie systematisch und umfassend im Radsport mit Doping-Mitteln gearbeitet wird. In den Rennställen Polti, Team Telekom, Once, CSC und Liberty Seguros, für die Jaksche seit 1997 fuhr, sei das Doping teilweise aktiv von der Mannschaftsführung betrieben worden. "Natürlich hat mir niemand den Arm für die Spritze festgehalten, aber die Teamleiter, die sich früher an dir bereichert haben, die dir die Sachen besorgt haben, ausgerechnet die tun plötzlich so, als würden sie alle für einen sauberen Radsport eintreten", sagt er. Er wolle sich nun den Sportverbänden und deutschen Ermittlungsbehörden als Kronzeuge zur Verfügung stellen.

Bereits in seiner ersten Profisaison sei er vom damaligen Chef des Polti-Teams, Gianluigi Stanga, zum Doping gebracht worden. Jaksche: "Stanga sagte, er wolle jetzt anfangen mit der Behandlung. Er wollte herausfinden, was bei mir wirkt." Stanga, heute Chef des Teams Milram, nennt die Vorwürfe in einer Stellungnahme gegenüber dem SPIEGEL "absurd".

Von der Tour de Suisse im Juni 1997 an nahm Jaksche Epo, ein im Leistungssport verbotenes Hormon, das die Produktion von roten Blutkörperchen stark anregt. Schon im zweiten Profijahr habe es keine Skrupel mehr gegeben. "Die Logik ist: Du passt dein Leistungsniveau dem Rest an, weil jeder es tut. Im Radsport lebst du in einer Parallelwelt."

Nachdem Jaksche für die Saison 1999 ins Team Telekom gewechselt war, an die Seite von Jan Ullrich, sei er von den Ärzten der Freiburger Uni-Klinik mit Medikamenten versorgt worden. Walter Godefroot, der belgische Rennstallchef, sei über das Doping informiert gewesen, sagt Jaksche dem SPIEGEL: "Die Mannschaftsleitung wusste alles. Es war ein fest installiertes System." Godefroot bestreitet dies. Als Jaksche bei der Tour de France 1999 nicht gedopt hatte, habe Godefroot ihn nicht über 2000 hinaus weiterverpflichten wollen.

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