Radsport Ullrich verliert Klage gegen Dopingjäger

Das ging anders aus als geplant: Jan Ullrich ist vor Gericht mit einer Klage gegen den Dopingexperten Werner Franke gescheitert. Dieser darf nun offiziell behaupten, dass der Ex-Radprofi Geld an den Dopingarzt Fuentes gezahlt hat. Ullrich hat sich ausgerechnet heute krankgemeldet - er leidet an Burn-out.
Ex-Radstar Ullrich: Niederlage vor Gericht

Ex-Radstar Ullrich: Niederlage vor Gericht

Foto: dapd

Hamburg - Der ehemalige Radprofi Jan Ullrich hat im Streit um Dopingvorwürfe gegen ihn eine herbe Niederlage erlitten. Das Hamburger Landgericht hat seine Unterlassungsklage gegen den Heidelberger Dopingexperten Werner Franke abgewiesen. Dieser darf damit weiter behaupten, dass Ullrich mindestens 35.000 Euro an den spanischen Dopingarzt Eufemiano Fuentes überwiesen hat. Der Vorsitzende Richter sah es als erwiesen an, dass es 2006 diese Zahlung gegeben hat.

In der ersten Instanz hatte Ullrich Recht bekommen - dagegen hatte wiederum Franke Rechtsmittel eingelegt. Ullrich hat Kontakt zu Fuentes bislang immer abgestritten. Er hatte dafür sogar eidesstattliche Erklärungen abgegeben.

Kurz vor der Urteilsverkündung hatte der frühere Sieger der Tour de France (1997) auf seiner Homepage mitgeteilt, dass er an einem Burn-out-Syndrom erkrankt sei. Die Diagnose sei vor einigen Tagen erfolgt. Die Erkrankung erfordere wohl eine längere Behandlung. "Um eine baldige Genesung zu ermöglichen, werde ich mich deswegen in den nächsten Monaten vollständig aus der Öffentlichkeit zurückziehen", sagte der 36-Jährige.

"Ich gehe davon aus, dass Nachfragen unterbleiben"

Damit hat Ullrich auch sämtliche Nachfragen zu dem Landgerichtsurteil abgeblockt. "Ich appelliere an die Medien, unsere Privatsphäre zu respektieren und zu wahren. Meine Familie und ich gehen davon aus, dass Nachfragen bei Freunden, Verwandten und in unserem sonstigen Umfeld unterbleiben", erklärte er auf seiner Homepage.

Franke erwartet dagegen noch eine Reaktion des Ex-Stars. "Wenn Ullrich ein Fünkchen Anstand hätte, würde ich spätestens jetzt mal eine Entschuldigung von ihm erwarten", sagte der 70-Jährige dem Sport-Informations-Dienst. Der Dopingfachmann bezeichnete es als einen "Skandal, dass die Sache überhaupt so lange gedauert hat." Dass Ullrich zudem strafrechtlich nicht belangt worden ist, sei "abenteuerlich".

Mit dem Hamburger Urteil geht eine seit vier Jahren andauernde Fehde zwischen Franke und Ullrich zu Ende. Nach Ullrichs Suspendierung beim Radsport-Team T-Mobile 2006 waren zahlreiche juristische Auseinandersetzungen gefolgt. Ein Verfahren in Deutschland gegen ihn war im März 2008 gegen Zahlung einer Geldbuße in Höhe von 250.000 Euro eingestellt worden.

Das Landgericht konnte sich in seinem Urteil unter anderem auf einen umfassenden Bericht des Bundeskriminalamtes stützen. In dem Bericht aus dem Jahr 2009, der dem SPIEGEL vorlag, hatte es unter anderem geheißen: "Zusammenfassend kann festgehalten werden, dass der Beschuldigte Ullrich das Dopingsystem des spanischen Arztes Dr. Fuentes nutzte, um sich vertragswidrig mit leistungssteigernden Mitteln und Methoden auf seine Wettkämpfe vorzubereiten." Zudem hatten auch Ermittlungen der Bonner Staatsanwaltschaft die Vorwürfe gegen Ullrich erhärtet.

Zuletzt war auch Ullrichs langjähriger Betreuer, Rudy Pevenage, davon abgerückt, die Dopingpraxis abzustreiten. Pevenage hatte in einem Interview mit der französischen Zeitung "L'Equipe" Klartext geredet: "Wozu soll es gut sein, weiter zu lügen? Ich habe die Reisen von Jan nach Madrid zu Fuentes organisiert."

Der Radstar von einst verabschiedete sich von seinen Fans auf seiner Website mit dem Satz: "Ich werde mich in den kommenden Wochen dieser neuen Herausforderung stellen" - das Urteil des Hamburger Langerichts meinte er damit allerdings nicht.

aha/sid/dpa
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