Belgiens Lukaku über seine Kindheit "Jedes Spiel war für mich ein Endspiel"
Armut und Rassismus waren die prägenden Erlebnisse seiner Kindheit. In einem bewegenden Bericht schildert Belgiens Stürmerstar Romelu Lukaku, warum und wie er zum Superstar wurde.
Der belgische Stürmerstar Romelu Lukaku hat beim WM-Auftakt gegen Panama mit zwei Treffern geglänzt. In einem Beitrag für das Magazin "The Players Tribune" schreibt er über seine Kindheit in ärmlichen Verhältnissen, seinen Aufstieg zum Fußballstar, aber auch über Rassismus in Belgien.
"Ich weiß nicht, warum einige Leute in meinem eigenen Land mich scheitern sehen wollen. Wirklich nicht", so Lukaku. Schon früher sei er nach guten Spielen "Romelu Lukaku, der belgische Stürmer", genannt worden. "Als es nicht gut lief, nannten sie mich Romelu Lukaku, den belgischen Stürmer kongolesischer Herkunft."
Lukaku, 25, wuchs in ärmlichen Verhältnissen auf. Das Geld fehlte überall. "Wir hatten keinen Fernseher, manchmal keine Elektrizität oder heißes Wasser. Und als meine Mutter Wasser mit der Milch mischte, wusste ich: Wir sind pleite", schreibt Lukaku über sein früheres Leben in der belgischen Hafenstadt Antwerpen. Als Sechsjähriger schwor er sich: Ich hol uns hier raus. Ich werde meiner Familie ein besseres Leben ermöglichen.
Er wollte "der beste Fußballer der belgischen Geschichte sein. Das war mein Ziel. Nicht gut. Nicht großartig. Der Beste", sagt Lukaku heute. Er habe mit so viel Wut gespielt, wegen "der Ratten, die in unserer Wohnung rumgelaufen sind" und "weil ich die Champions League nicht sehen konnte. Ich war auf einer Mission."
Traum vom Profivertrag
Fortan verbrachte er jede freie Minute auf dem Bolzplatz. "Jedes Spiel, das ich gespielt habe, war für mich ein Endspiel", im Park oder in der Pause im Kindergarten. Bis sich im Alter von 16 Jahren der große Traum erfüllte: ein Profivertrag beim RSC Anderlecht.
"Menschen im Fußball lieben es, über mentale Stärke zu sprechen. Nun, ich bin der stärkste Typ, den du jemals treffen wirst. Weil ich mich erinnere, wie ich mit meinem Bruder und meiner Mutter im Dunkeln saß, unsere Gebete sprach und dachte, glaubte, wusste... es wird passieren", sagt Lukaku.
Inzwischen ist der gläubige Katholik ganz oben angekommen. Nach 27 Saisontoren in seiner Premierensaison für Manchester United soll die WM in Russland sein Turnier werden. Der Anfang ist mit den beiden Treffern gegen Panama gemacht, es waren im 70. Länderspiel seine Tore Nummer 37 und 38.
Im Kreis der belgischen Nationalmannschaft fühlt sich Lukaku geborgen. In den 19 Spielen unter Trainer Roberto Martinez traf er 19 Mal. Ob er sich angesichts seines starken Auftritts zum Auftakt Chancen ausrechne, bester Torschütze des Turniers werden zu können. "Nein. Ich denke nicht in persönlichen Dingen", sagt Lukaku. Das Wichtigste sei es nun, "weitere Matches zu gewinnen". Nächste Gelegenheit dazu ist am Samstag gegen Tunesien.
brt/sid