Schach Deutscher Ehrenpräsident kritisiert Weltmeister Carlsen

Schach-Weltmeister Carlsen: "Gewonnen, weil er der bessere Sportler ist"
Foto: Manjunath Kiran/ AFPHamburg - In seiner Heimat genießt Magnus Carlsen Kultstatus, gerade erst hat er dem langjährigen Schach-Weltmeister Viswanathan Anand den WM-Titel abgenommen - doch nicht alle halten den Norweger für den besten Spieler.
Als prominenter Kritiker hat sich nun der Ehrenpräsident des deutschen Schachverbands, Robert von Weizsäcker, hervorgetan: Carlsen sei vom reinen Schachverständnis her nicht der beste Spieler. Darin sei ihm etwa der russische Ex-Titelträger Wladimir Kramnik überlegen, so Weizsäcker im Deutschlandfunk.
"Carlsen hat gewonnen, weil er der bessere Sportler und nicht der bessere Schachspieler ist. Carlsen spielt und spielt und zwingt den anderen, der über 20 Jahre älter ist, in die vierte und fünfte Stunde. Die Stellung ist im Grunde remis. Aber er spielt immer weiter und sitzt Anand aus", so Weizsäcker, selbst internationalen Fernschach-Großmeister und früherer Präsident des deutschen Schachverbands.
"Computerähnlich, blutlos und seelenlos"
Carlsen hatte am vergangenen Freitag mit einem Remis den Inder Anand als Schachweltmeister abgelöst, ohne Niederlage, dafür mit drei Siegen. 6,5:3,5 stand es am Ende. Doch Ehrenpräsident Weizsäcker war nicht begeistert von der WM: "Ich kenne keine Weltmeisterschaft, die ich so enttäuschend fand, wie die, die gerade stattgefunden hat."
Die Strategie von Sieger Carlsen empfand Weizsäcker als nicht überzeugend. "Denn er hat ihn nicht überspielt, sondern einfach keine Fehler gemacht, abgewartet und dann zugeschlagen." Das Spiel des 22-Jährigen beurteilte er als sehr computerähnlich, blutleer und seelenlos. "Es würde mich interessieren, wie er gegen einen Schachcomputer abschneidet", sagte Weizsäcker.