Teamkollegin entlastet Szabo "Das Mittel war für mich bestimmt"

Der Fall der des Dopings verdächtigten Leichtathletin Gabriela Szabo nimmt eine unerwartete Wende. Eine Mannschaftskollegin der rumänischen Olympiasiegerin gestand inzwischen, dass sie das verbotene Präparat hätte erhalten sollen, welches in Szabos Auto gefunden worden war.

Paris - Das am 9. Mai beim Grenzübertritt von Italien nach Frankreich in Szabos Wagen entdeckte Mittel Actovegin sei für sie bestimmt gewesen, gestand die rumänische Läuferin Mihaela Botazan in einer schriftlichen Erklärung, die Szabos Agentur Global Sports am Donnerstag veröffentlichte.

Die WM-Fünfte über 10.000 Meter berichtete weiter, ihr sei Ende April am Sportinstitut in Bukarest ein Mangel an roten Blutkörperchen attestiert und das Mittel als unbedenklich verschrieben worden. Tatsächlich steht Actovegin jedoch seit Dezember 2000 auf der Dopingliste des Internationalen Olympischen Komitees (IOC).

"Es war nicht meine Absicht, den Status von Gabriela Szabo zu gefährden", führte die 26 Jahre alte Botazan weiter aus, der laut Angaben eines Sprechers des rumänischen Leichtathletik-Verbandes nun eine Sperre von zwei Jahren drohtl. "Ich bin ja nicht verrückt, hier, wo mich alle kennen, so ein Mittel zu nehmen", sagte Szabo am Mittwochabend dem rumänischen Fernsehsender "Pro-TV".

Szabos Manager Jos Hermens teilte darüber hinaus in dem Statement mit, für die Olympiasiegerin von Sydney über 5000 Meter sei das ebenfalls im Auto beschlagnahmte Steroidhormon Progesteron bestimmt gewesen. Diese habe ein Arzt Szabo gegen ihren Stress und wegen Problemen mit der Menstruation verschrieben.

Zollvergehen oder Dopingschmuggel?

Ansonsten hätten sich in dem vom inzwischen inhaftierten Rumänen Daniel Vlad gesteuerten Wagen nur Multivitaminmittel befunden, behauptete Hermens. Polizisten hatten am vergangenen Wochenende bei einer Routinekontrolle an der italienisch-französischen Grenze in Szabos Auto unter anderem das verbotene Actovegin entdeckt. Die Arzneien sollten nach Font Romeu gebracht werden. In der Höhenlage der Pyrenäen bereiten sich etliche rumänische Leichtathleten auf die WM in Paris (23. bis 31. August) vor.

Nach Angaben der französischen Tageszeitung "Le Parisien" ist unklar, ob es sich bei dem Fall um ein einfaches Zollvergehen oder einen Schwarzhandel mit Dopingmitteln handelt. Das aus Kälberblut gewonnene Medikament Actovegin, eigentlich ein Mittel gegen Arterienverkalkung, dient Sportlern dazu, den Verdickungseffekt des Blutes nach der Einnahme von Erythropoietin möglichst gering zu halten. Epo erhöht die Anzahl der für den Sauerstofftransport verantwortlichen roten Blutkörperchen und steht auf der Dopingliste.

Nachweis von Actovegin kaum möglich

Ein sicheres Nachweisverfahren für das Naturprodukt Actovegin, mit dem im Juli 2000 auch der viermalige Toursieger Lance Armstrong in Verbindung gebracht worden war, gibt es noch nicht. Deshalb ist unklar, ob das von der Staatsanwaltschaft in Nizza eingeleitete Ermittlungsverfahren überhaupt Konsequenzen für Botazan oder andere Beteiligte haben wird.

"Es gibt keine positive Dopingprobe, und damit ist ihr schwerlich etwas nachzuweisen", sagte Clemens Prokop, Präsident des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV) und Mitglied der Anti-Doping-Kommission des Weltverbandes IAAF, der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung". Auch IAAF-Generalsekretär Istvan Gyulai geht nicht davon aus, das Szabo etwas zu befürchten hat: "Tatsache ist, dass ihr das Auto gehört. Aber das bedeutet noch gar nichts."

Die Wiedergabe wurde unterbrochen.
Merkliste
Speichern Sie Ihre Lieblingsartikel in der persönlichen Merkliste, um sie später zu lesen und einfach wiederzufinden.
Jetzt anmelden
Sie haben noch kein SPIEGEL-Konto? Jetzt registrieren