Telekom-Fahrer Gröne "Epo oder Karriere-Ende"
Hamburg - Mit Bernd Gröne, deutscher Straßenmeister von 1993 und Mitglied im Team Telekom bis 1995, belastet ein weiterer Fahrer den Bonner Rennstall schwer. Der ehemalige Radprofi stand nach eigener Aussage vor zwölf Jahren vor der Alternative: "Entweder Epo oder Karriere-Ende. Ich habe mich für die zweite Variante entschieden", sagte der heute 44-Jährige der Nachrichtenagentur dpa. Gröne gewann 1988 in Seoul olympisches Silber hinter dem damaligen DDR-Fahrer Olaf Ludwig. Dritter wurde Christian Henn, der in der vergangenen Woche ebenfalls die Dopingeinnahme gestand.
Gröne habe in seiner Karriere "nur einmal" Doping angeboten bekommen: "1995 bot mir ein Teamleiter Epo an. Ich erkundigte mich bei unserem Arzt Andreas Schmid über die möglichen Wirkungen. Er riet mir ab und ich nahm es nicht, zumal mich Meldungen über 'unerklärliche Todesfälle' bei jungen Fahrern, die ich aus Amateurzeiten bestens kannte, damals sehr verwirrten", so Gröne.
Diese Entscheidung kostete Gröne neben seiner Karriere auch viel Geld. "Ich stand vor der Wahl: Entweder ich hätte chemisch nachgeholfen und meine Leistung 'um 10 bis 15 Prozent' wie mir versichert wurde, gesteigert, oder ich beende meine Laufbahn. Durch mein quasi erzwungenes Karriereende sind mir mindestens zwei Jahre verloren gegangen, in denen ich noch hätte ordentlich verdienen können", erzählte Gröne.
Zum Saisonende 1995 sei der damalige sportliche Leiter Rudy Pevenage, der im selben Jahr zusammen mit Jan Ullrich ins Team gekommen war, zu Gröne gekommen und hätte gesagt: "Wenn sich deine Leistungen nicht bessern, bekommst du keinen neuen Vertrag mehr." Gröne: "Ich konnte Rudy damals beruhigen. Ich habe ihm gesagt, dass ich 1996 aufhöre." Gegen den belgischen Ullrich-Intimus Pevenage ermittelt die Bonner Staatsanwaltschaft wegen Betruges zum Nachteil seines früheren Arbeitgebers T-Mobile genauso wie gegen den Tour-de-France-Sieger von 1997.
mig/dpa