Ermittlungen gegen Totilas-Besitzer
Reiter-Dachverband erwartet langes Verfahren
Die Staatsanwaltschaft Frankfurt hat Ermittlungen gegen die Besitzer und den Reiter von Millionenhengst Totilas aufgenommen. Ihnen wird Tierquälerei vorgeworfen. Die Beschuldigten sehen den Vorgängen gelassen entgegen, die Deutsche Reiterliche Vereinigung rechnet mit einem langen Verfahren.
Reiter Rath mit Totilas: "Alle wissen, wie gut es ihm geht"
Foto: DPA
Hamburg - Rauswurf aus dem Nationalkader, die Ermittler der Staatsanwaltschaft im Haus - für Matthias Rath, Reiter des einstmals besten Dressurpferds der Welt, häufen sich dieser Tage die schlechten Nachrichten. Doch in der Familie Rath bleibt man vorerst ruhig: "Kein Pferd in Deutschland stand in den vergangenen zwei Jahren so sehr unter Beobachtung wie Totilas. Alle wissen, wie gut es ihm geht. Daher können wir bei dieser Sache beruhigt sein", sagte Vater Klaus Rath der "Welt".
Die Frankfurter Staatsanwaltschaft hat nun das Ermittlungsverfahren eröffnet, das auf eine Anzeige aus dem Oktober zurückgeht. Die Tierschutzorganisation Peta hatte Reiter Rath, seinen Vater und die Totilas-Eigentümer Paul Schockemöhle und Ann-Kathrin Linsenhoff wegen Tierquälerei angezeigt. Die Verantwortlichen ließen den Hengst mit der umstrittenen Rollkur ausbilden, zudem gewährten sie Totilas nicht die fünf erforderlichen Weidestunden pro Tag, lauten die Vorwürfe.
"Diese Forderung ist Unsinn", sagt Susanne Hennig, Sprecherin der Deutschen Reiterlichen Vereinigung FN, SPIEGEL ONLINE. Extrem teure Pferde gingen wegen der Gefahr von Verletzungen nicht ungezügelt auf die Weide, "vor allem im Winter sehen die Koppeln schnell aus, als ob sie eine Horde Wildschweine durchpflügt hätten". Stattdessen würden die wertvollen Sporttiere rund um die Uhr gepflegt und von Tierärzten untersucht, "ihnen fehlt es an nichts, auch Totilas nicht", sagt Hennig.
Die FN ewarte zwar ein langwieriges Verfahren mit einer schwierigen Beweislage, doch laut Hennig betrachte man die Situation rund um das deutsche Wunderpferd gelassen. Gutachter machen sich im Zuge der Ermittlungen ein Bild von den Zuständen im Linsenhoff-Stall in Kronberg, anhand ihrer Einschätzungen entscheidet die Staatsanwaltschaft, ob tatsächlich Anklage erhoben wird.
Unklar, wann Rath und Totilas wieder aktiv werden
Aus Kronberg hat man bei der Reiterlichen Vereinigung in Warendorf jedoch längere Zeit nichts gehört. "Wir haben keine Informationen darüber, wann Reiter und Pferd wieder im Leistungssport aktiv sein werden", sagt Hennig.
Weil sich Rath und Totilas im vergangenen halben Jahr auf keinem Turnier gezeigt hatten, beschloss der FN-Dressurausschuss am Dienstagabend, das Duo vorerst nicht mehr im Nationalkader zu führen. "Ein völlig normaler Vorgang", sagt die Sprecherin, Klaus Rath bestätigte das der "Welt": "Das ist eine logische Folge der vergangenen Monate. Wenn er (Matthias Rath, Anm. der Red.) im kommenden Jahr wieder antritt, wird er wieder dabei sein."
Überhaupt soll 2013 das Jahr der Entscheidung über die sportliche Zukunft Totilas' und Raths werden. "Im nächsten Jahr wird ausschließlich der Sport im Vordergrund stehen", hatte Schockemöhle vor wenigen Wochen gesagt. Er hatte zudem erstmals eingeräumt, dass die Arbeit mit dem Hengst nicht gut gelaufen sei: "Mit Totilas ist eigentlich alles schiefgelaufen, was schieflaufen konnte." Der Unternehmer kündigte an, zugunsten des Sports weitgehend auf die Decktätigkeiten des Hengstes verzichten zu wollen.