Tour-Bergetappen Härtetest in dünner Luft
Hamburg - An den Renntagen der Tour an diesem Dienstag und am morgigen Mittwoch in den Alpen wird sich der Kampf um das Gelbe Trikot zuspitzen. Auf der heutigen 16. Etappe der Tour de France müssen der neue Spitzenreiter Fränck Schleck vom Team CSC und seine Herausforderer zwei Berge der höchsten Kategorie erklimmen.
Nach dem Start im italienischen Cuneo geht es zunächst auf den 2351 Meter hohen Col de la Lombarde. Der Berg der höchsten Kategorie steht erstmals auf dem Tourprogramm. Direkt nach der Abfahrt beginnt die 26,7 Kilometer lange Klettertour zum diesjährigen "Dach der Tour". Der Cime de la Bonette (2802 Meter) stand zuletzt vor 15 Jahren auf dem Programm der Rundfahrt. Nach der zweiten Bergwertung der obersten Kategorie binnen 60 Kilometer folgt die 25 Kilometer lange Zielabfahrt von der höchsten Straße Europas in den Nationalpark Mercantour.
Morgen steht die diesjährige Königsetappe der Tour auf dem Programm. Auf dem 17. Tagesabschnitt müssen die Fahrer auf 210,5 Kilometern gleich drei Berge der höchsten Kategorie überwinden: den Col du Galibier, den Col de la Croix und die 21 Haarnadelkurven zum L'Alpe d'Huez (1850 Meter).
Auf diesen beiden Etappen ist eine Vorentscheidung über den Sieg in Paris wahrscheinlich. Der in Gelb fahrende Australier Cadel Evans ging am Sonntag mit gerade einmal einer Sekunde Vorsprung in die Alpen. Gegen die zahlreichen Attacken des Teams CSC auf der 15. Etappe konnte Evans sich nicht entscheidend wehren - der Luxemburger Schleck von CSC ist der neue Führende in der Gesamtwertung. Doch der Australier blieb nach der Etappe zuversichtlich. "Man sieht, was für ein tolles Rennen das ist. Es ist knapper denn je und noch ist nichts entschieden", sagte Evans, nachdem er mit acht Sekunden Rückstand auf Schleck und einer Sekunde auf den Österreicher Bernhard Kohl vom Team Gerolsteiner auf den dritten Platz des Gesamtklassements gefallen war.
Der Kapitän des Teams Silence-Lotto ist auch deshalb noch nicht abzuschreiben, da er als Favorit in das Einzelzeitfahren von Cérilly nach St. Amand-Montrond am Samstag geht. Bis zu zwei Minuten könnte er dort seinen Konkurrenten vermutlich noch abnehmen. Trotz der Machtdemonstration im italienischen Teil der Tour muss Schlecks CSC-Mannschaft den Vorsprung also noch vergrößern. Der sportliche Leiter von CSC, Bjarne Riis, kündigte am Montag am Ruhetag bereits an, dass der schwerste Teil noch auf Evans warte: "Das Teilstück vom Sonntag war keine Bergetappe. Mit den vielen Flachstücken kam es Evans entgegen", sagte Riis. "Morgen wird's erst richtig ernst".
"Das können wir noch viel besser", zeigte sich auch Schlecks jüngerer Bruder Andy zuversichtlich, der für das hohe Tempo sorgte, das Evans im Anstieg zum Prato Nevoso zurückfallen ließ.
Riis hat auch für die beiden anstehenden Bergfahrten bereits einen Plan: "Zuerst werden wir Evans los und dann kümmern wir uns um Mentschow", sagte der Däne. Der Russe Denis Mentschow vom Team Rabobank hatte am Sonntag drei Kilometer vor dem Ziel attackiert, rutschte jedoch auf regennasser Fahrbahn aus und musste viel Kraft aufbringen, um wieder an die Spitzengruppe anzuschließen.
Die größte Gefahr für Schleck könnte im eigenen Team lauern: Team-Kapitän Carlos Sastre liegt derzeit mit 49 Sekunden Rückstand auf Rang sechs.
luk/sid/rtr