Tour de France Burghardt siegt in Saint-Etienne
Hamburg - Mit einer 150 Kilometer langen Flucht auf der 18. Touretappe hat Marcus Burghardt den größten Erfolg seiner Karriere gefeiert. Der 25-Jährige vom T-Mobile-Nachfolgeteam Columbia setzte sich im Schlussspurt des Teilstücks von Bourg d'Oisans nach St. Etienne (196,5 Kilometer) gegen seinen spanischen Mitausreißer Carlos Barredo (Quick-Step) durch und sicherte seiner Mannschaft nach vier Sprintsiegen des Engländers Mark Cavendish bereits den fünften Tageserfolg bei dieser Frankreich-Rundfahrt.
Zudem war es nach Stefan Schumachers Zeitfahrsieg auf der vierten Etappe der zweite deutsche Erfolg bei der 95. Tour. Nachdem er im bisherigen Tourverlauf vor allem Helferdienste hatte leisten müssen, nutzte Burghardt damit gleich seine erste Chance zum Etappenerfolg. "Ein Tour-Etappensieg war mein Traum - jetzt habe ich ihn mir erfüllt", so Burghardt nach dem Rennen. Er hatte sich nur 1500 Meter nach dem Start mit einer siebenköpfigen Gruppe vom Hauptfeld abgesetzt, wurde eingeholt und attackierte erneut.
Ab dem ersten von drei Anstiegen des Tages hatte er dann mit Barredo das Spitzenduo gebildet. Im Finale, das die beiden mehrere Minuten vor den ersten Verfolgern ausfuhren, spielte er dann mit einem kraftvollen Antritt seine Qualitäten als Klassikerspezialist aus. "Ich denke, dass mir meine Ausbildung auf der Bahn von Kindesbeinen an in diesem Finale entgegen gekommen ist", so Burghardt.
An der Spitze der Gesamtwertung gab es unterdessen keine Veränderungen. Spitzenreiter Carlos Sastre, der das Gelbe Trikot am Tag zuvor in Alpe d'Huez erobert hatte, führt weiter mit 1:24 Minuten Vorsprung vor seinem CSC-Teamkollegen Fränk Schleck aus Luxemburg. Dritter bleibt der Österreicher Bernhard Kohl vom Team Gerolsteiner mit 1:33 Minuten Rückstand auf Sastre. Der 26-Jährige steht zudem bereits als Gewinner der Bergwertung dieser Tour fest, wenn er Paris erreicht.
Gute Chancen auf den Gesamtsieg hat weiterhin der Australier Cadel Evans als Vierter (1:34 Minuten zurück). Der Lotto-Kapitän gilt als Favorit für das 53 Kilometer lange Zeitfahren am Samstag, in dem zwischen Cerilly und St. Amand Montrond die endgültige Entscheidung im Kampf um Gelb fällt.
Etappensieger Burghardt durfte den Triumph indes mit seinen Eltern feiern, die den Tagesabschnitt an der Strecke verfolgten. Der letztjährige Sieger des Halbklassikers Gent-Wevelgem, der seine zweite Tour bestreitet, hatte zuvor schon angekündigt, seine Chance auf einer der letzten Etappen suchen zu wollen. "Mal sehen, ob ich eine Gruppe erwischen kann", hatte er vor dem Start erklärt, um dann gleich die erste Möglichkeit zur Flucht zu nutzen.
Pech hatte dagegen der frühere Girosieger Damiano Cunego aus Italien, der nach wenigen Kilometer schwer stürzte, jedoch weiterfuhr. Stark bandagiert und unterstützt von einigen Helfern fuhr der Lampre-Kapitän dem Peloton daraufhin mehr als 150 Kilometer lang hinterher. Am Ende hatte Cunego über 10 Minuten Rückstand auf das Feld mit allen Top-Fahrern und hat somit kaum noch Chancen auf eine Top-10-Platzierung.
Ausreißversuche wird es auch am Freitag auf dem 19. Teilstück geben, bei dem allerdings auch die Sprintspezialisten nochmals auf eine Siegchance hoffen. Die 165,5 Kilometer lange Etappe von Roanne nach Montluçon führt zunächst über zwei Bergwertungen der dritten und vierten Kategorie und verläuft auch in der Endphase durch welliges Gelände. Allerdings sind die letzten 10 Kilometer vollkommen flach, sodass es erstmals seit einer Woche wieder zu einem Massensprint kommen könnte.
jar/sid