Tour de France Haussler holt ersten deutschen Etappensieg
Hamburg - Starker Auftritt in den Vogesen: Heinrich Haussler hat den größten Erfolg seiner Karriere gefeiert. Am Ende einer 197 Kilometer langen Flucht verwies der 25-Jährige den Spanier Amets Txurruka mit über vier Minuten Vorsprung auf den zweiten Platz. Damit sorgte Haussler für den ersten deutschen Etappensieg bei der diesjährigen Tour.
Unweit seiner neuen Heimat Freiburg ging Haussler als 21. deutscher Etappensieger in die Geschichte der Tour de France ein. 48 Kilometer vor dem Ziel hatte Haussler auf der riskanten Abfahrt vom 1193 Meter hohen Col du Platzerwasel, einem Berg der ersten Kategorie, für die Vorentscheidung gesorgt. Der Cervelo-Profi setzte sich von seinem Mitausreißer Sylvain Chavanel aus Frankreich ab.
Der frühere Gerolsteiner-Profi Haussler hatte bereits drei Kilometer nach dem Start in Vittel mit Chavanel und dem Spanier Ruben Perez die Flucht ergriffen und bei der Fahrt über zwei Berge der dritten, zwei der zweiten und einem der ersten Kategorie zwischenzeitlich einen Vorsprung von 8:30 Minuten herausgefahren. Perez konnte dem Tempo am Platzerwasel schon nicht mehr folgen.
Erstmals in Szene setzte sich bei der Tour auch Milram-Kapitän Linus Gerdemann - jedoch erfolglos. Der 26-Jährige attackierte auf der Abfahrt des Col de la Schlucht und konnte fast zwei Minuten herausfahren, wurde beim darauffolgenden Anstieg aber wieder eingeholt.
Die Top-Favoriten um Alberto Contador und Lance Armstrong einigten sich bei der letzten Bergetappe vor den Alpen auf einen Nichtangriffspakt und brachten auf dem 200 Kilometer langen Teilstück von Vittel nach Colmar das Gelbe Trikot des Italieners Rinaldo Nocentini nicht in Gefahr.
An der Spitze des Gesamtklassements liegt Nocentini weiter sechs Sekunden vor Contador und acht vor Armstrong, dahinter gab es allerdings eine gravierende Änderung. Armstrongs Edelhelfer Levi Leipheimer, der bislang den vierten Gesamtrang belegt hatte, musste nach seinem am Donnerstag erlittenenen Bruch des rechten Handgelenks die Heimreise antreten. Durch den Ausfall des Tour-Dritten von 2007 rückte Andreas Klöden auf den fünften Platz vor. Youngster Tony Martin, der zum zehnten Mal in Folge das Weiße Trikot des besten Nachwuchsprofis erfolgreich verteidigte, ist nun Sechster.
Das Trikot des besten Bergfahrers eroberte der Italiener Franco Pellizotti, der nun 98 Punkte auf seinem Konto hat - und damit drei mehr als der bislang führende Spanier Egoi Martínez. Auch in der Sprintwertung hat es einen Führungswechsel gegeben: Das Grüne Trikot trägt nun wieder Hausslers norwegischer Teamkollege Thor Hushovd. Der Vorsprung auf den Briten Mark Cavendish beträgt fünf Punkte.
Armstrong poltert gegen Anti-Doping-Funktionär
Vor dem Start hatte sich Armstrong gegen die Kritik an einer angeblich laschen Dopingkontrolle bei Astana gewehrt. "Das ist lächerlich. Genug ist genug. Wir sind als Team schon lange zusammen und hatten nie einen positiven Test", sagte Armstrong.
Vier Fahrer der Astana-Equipe, unter ihnen Armstrong, waren am vergangenen Samstag um 6 Uhr morgens vor der Bergetappe nach St. Girons zum Dopingtest gebeten worden. Angeblich haben die Profis die Kontrolleure 55 Minuten warten lassen. Astana-Leute sollen den Tester sogar noch zu einer Tasse Kaffee eingeladen haben. Pierre Bordry, Präsident der französischen Anti-Doping-Agentur ALFD, hatte daraufhin behauptet, dass Armstrongs Rennstall von den Kontrolleuren bevorzugt behandelt werde.
Frankreichs Sportministerin Roselyne Bachelot pochte darauf, dass solch ein Vorfall nicht noch einmal passiere. Armstrong versteht die Aufregung jedoch überhaupt nicht. "Es gibt da auch einen menschlichen Aspekt. Das ist die Tour de France und da kann man einen Fahrer am Tag einer Bergetappe nicht um 6 Uhr wecken", sagte der 37-Jährige.
Am Samstag könnten auf der 14. Etappe über 199 Kilometer von Colmar nach Besancon noch einmal die Sprinter zum Zug kommen, ehe am Sonntag der Showdown in den Alpen beginnt. Auf dem 207,5 Kilometer langen Weg von Pontarlier zur Schweizer Skistation Verbier müssen die Fahrer vier Berge der dritten, einen der zweiten und einen der ersten Kategorie bewältigen.