Tour-Sieger unter Verdacht Rad-Weltverband fordert Sperre für Contador

Radstar Contador: Aberkennung des Tour-Sieges droht
Foto: PEDRO ARMESTRE/ AFPHamburg - Der Radsport-Weltverband UCI fordert nach der positiven Dopingprobe von Tour-Sieger Alberto Contador die Einleitung eines Verfahrens gegen den dreifachen Gewinner der Frankreich-Rundfahrt. Das gab die UCI am Montagabend bekannt. Damit droht dem Spanier eine zweijährige Sperre und die Aberkennung des Tour-Siegs.
Contador war am zweiten Ruhetag der Tour positiv auf Clenbuterol getestet worden. Der Spanier hatte die positive Probe, die nur geringe Spuren der verbotenen Substanz aufgewiesen hatte, mit verunreinigtem Fleisch zu erklären versucht. Die UCI hatte daraufhin eine vorläufige Sperre gegen Contador ausgesprochen und in Zusammenarbeit mit der Welt-Anti-Doping-Agentur (Wada) den Fall zur genaueren Untersuchung an Wissenschaftler weitergereicht.
Das Disziplinarverfahren müsste nun innerhalb eines Monats vom spanischen Radsport-Verband RFEC eingeleitet werden. Sollte sich die RFEC weigern, könnten die UCI oder die Wada vor dem Internationalen Sportgerichtshof Cas Einspruch einlegen.
Eigenblut-Doping als Ursache vermutet
"Am Ende einer langen und sorgfältigen Untersuchung, die von hochqualifizierten Wada-Experten durchgeführt wurde, und unter Berücksichtigung aller Informationen, ist die UCI zu dem Schluss gekommen, dass ein Disziplinarverfahren gegen Contador eröffnet werden sollte", hieß es in einer UCI-Pressemitteilung.
Das Contador-Lager versuchte, die Entscheidung der UCI herunterzuspielen. "Das ist das normale Prozedere, wobei wir gehofft haben, dass der spanische Verband über den Fall entscheiden wird", sagte sein Pressesprecher. "Contador wird alle Dokumente zur Verfügung stellen und demonstrieren, dass es verunreinigtes Essen war."
'Wenn wir ein Verfahren eröffnen, kann der Athlet seine Argumente vortragen. Für einen Fall wie diesen haben wir maximal drei Monate Zeit", sagte RFEC-Präsident Carlos Castano der Sportzeitung "Marca". Allerdings kritisierte er die Vorgabe des Weltverbandes, binnen drei Monaten eine Entscheidung zu fällen, da man es nicht schaffen werde, in diesem Zeitraum alle Akten zu lesen. Die Dokumentation sei einfach zu umfangreich, so der Spanier.
Zahlreiche Anti-Doping-Experten hatten als Erklärung für den positiven Test eine möglicherweise kurz vorher durchgeführte Eigenbluttransfusion ins Spiel gebracht. So soll in einer von Contadors Proben ein zehnfach erhöhter Wert von Plastikweichmachern festgestellt worden sein, was oftmals als Indiz für eine Bluttransfusion aus einem Plastikbeutel sprechen soll. Dem widersprach allerdings der Wissenschaftliche Wada-Direktor Olivier Rabin, der außerdem nicht bestätigen wollte, dass in Contadors Proben tatsächlich ein Plastikweichmacher gefunden wurde.