Umstrittener Handball-Boss Moustafa hatte Geheimvertrag mit Vermarktungsagentur

Handball-Funktionär Moustafa: "Gute Beziehungen zu Entscheidungsträgern"
Foto: Jens Wolf/ picture-alliance/ dpaHamburg - Hassan Moustafa, der Präsident der Internationalen Handball-Föderation (IHF), hatte über seine nahe Kairo ansässige Firma Sport Group einen geheimen Beratervertrag mit der Sportvermarktungsagentur Sportfive. Demnach zahlte das Hamburger Unternehmen, das bis zum 31. Dezember 2009 die Fernsehrechte des Welthandball-Verbandes verwertete und bis dahin der mit Abstand wichtigste Geschäftspartner der IHF war, dem Spitzenfunktionär von Oktober 2007 bis zum 31. Dezember 2009 für seine Lobbyistendienste 602.000 Euro. Mindestens die Hälfte dieses Honorars wurde Moustafa auf ein Privatkonto bei einer Filiale der Bank BNP Paribas in der ägyptischen Stadt Gizeh überwiesen.
Wie es in dem Vertrag heißt, der dem SPIEGEL vorliegt, sollte seine "guten Beziehungen zu Sportorganisationen und ihren Entscheidungsträgern" sowie zu Mediengesellschaften exklusiv für die kommerziellen Interessen von Sportfive nutzen. Zudem sollte Moustafa Sportfive "nach besten Kräften in seiner Anstrengung unterstützen, sich die Vermarktungsrechte an bedeutenden Veranstaltungen zu sichern".
Moustafa bestätigte die Existenz des Vertrages. Auch der frühere Sportfive-Geschäftsführer Robert Müller von Vultejus, der den Vertrag im Oktober 2007 mitunterzeichnet hatte, bestätigte den Vorgang. Der heutige Geschäftsführer der Hamburger Sportrechteagentur Ufa Sports sagte auch, dass Sportfive mit Moustafa bereits im Frühjahr 2007 einen Beratervertrag abgeschlossen habe, der dann im Oktober 2007 "auf Wunsch von Herrn Moustafa geringfügig modifiziert" worden sei. In der Neufassung, die den ursprünglichen Vertrag unwirksam machte, schloss Sportfive es ausdrücklich aus, Moustafas "gute Beziehungen" zu "Entscheidungsträgern" im Handball und in der Vereinigung Olympischer Sommersportverbände zu nutzen. Dieser Passus fehlt in der Version vom Frühjahr 2007.
Moustafa teilte dem SPIEGEL mit, er habe der Ethikkommission des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) sowohl einen Entwurf als auch die unterschriebene Version seines Beratervertrages vom Oktober 2007 zugesandt. Die Ethikkommission habe keine Einwände gehabt. Einblick in diese Stellungnahme wollte er nicht gewähren. Er habe "nicht das Recht", das Dokument "offen zu legen". Das IOC teilte mit, dass Moustafa erst im Jahr 2008 den "Rat der Ethikkommission gesucht" habe. Da waren die 602.000 Euro längst überwiesen.
Für seine Gegner ist er der Prototyp des anrüchigen Funktionärs
Moustafa ist ein bedeutender Mann der internationalen Sportpolitik. Für seine Gegner ist er der Prototyp des anrüchigen Funktionärs, mit einem Hofstaat, in dem Abnicker und Ja-Sager agieren, und einer Vetternwirtschaft, in der auf merkwürdigen Wegen Gelder hin- und hergeschoben werden.
Eine der am häufigsten wiederholten Anschuldigungen lautet, Moustafa habe sich über die Jahre mit schlampigen Spesenabrechnungen über mehrere hunderttausend Schweizer Franken bereichert.
Doch kein anderer Fall erregte weltweites Aufsehen wie der Skandal um ein geschobenes Spiel bei einem Qualifikationsturnier für die Olympischen Spiele 2008 zwischen Kuwait und dem favorisierten Team aus Südkorea. Moustafa sorgte dafür, dass nicht wie geplant zwei Schiedsrichter aus Deutschland zum Einsatz kamen, sondern zwei Referees aus Jordanien, die alle Zweikampfsituationen gegen Südkorea entschieden. Kuwait gewann. Das Turnier musste wiederholt werden, das Urteil des Sportgerichtshofs Cas lautete: Spielmanipulation. Den Vorwurf der Korruption wird Moustafa seither nicht mehr los.