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Vincent Keymer 14-Jähriger nimmt es mit der Schach-Elite auf

Magnus Carlsen, Fabiano Caruana, Viswanathan Anand: In Karlsruhe und Baden-Baden messen sich ab heute die Schach-Größen der Welt. Und dann ist da noch das größte deutsche Talent, ein Junge von 14 Jahren.

Vincent Keymer ist erst 14 Jahre alt - und gilt als das größte Talent im deutschen Schach. Beim Grenke Chess Classic vom 20. bis 29. April in Karlsruhe und Baden-Baden tritt er nun gegen neun internationale Spitzenspieler an.

Keymer hatte im vergangenen Jahr die parallel stattfindenden Open gewonnen, ein offenes Turnier, an dem in verschiedenen Spielklassen über 2000 Spieler teilnehmen und bei dem sich der Gesamtsieger fürs Chess Classic qualifiziert.

Keymers Entscheidung ist mutig, denn die Wahrscheinlichkeit, dass der Schüler von den erfahrenen Routiniers der Schachwelt deklassiert wird, ist nicht gering. Im internationalen Vergleich der weltbesten Jugendlichen unter 16 Jahren nimmt Keymer Rang sieben ein, mit einer Wertungszahl von 2516  ist er im Feld des Chess Classic allerdings nur krasser Außenseiter. An der Spitze des Teilnehmerfelds stehen Weltmeister Magnus Carlsen (2845) und Fabiano Caruana (2828).

Als Kind spielte Keymer, der mit dem Ungarn Richard Rapport und Boris Gelfand aus Israel schon Weltklassespieler schlagen konnte, regelmäßig gegen einen Schachcomputer. Irgendwann konnte er das Gerät in jeder Spielstufe besiegen. Seine Eltern meldeten ihn in einem Schachklub an. In rasantem Tempo entwickelte sich seine Spielstärke immer weiter:

  • Mit zehn Jahren hatte Keymer schon zwei deutsche Jugendmeistertitel in der Tasche.
  • Als Elfjähriger gewann er mit der Jugendnationalmannschaft den U18-Europameistertitel.
  • Ein Jahr später verpasste Keymer nur knapp den Weltmeistertitel in seiner Altersklasse.

Aktuell spielt Keymer in der Bundesliga für die Schachfreunde Deizisau und belegte mit seinem Team in der abgelaufenen Saison Platz vier. Beim nächsten großen Erfolg wird der Weltschachbund ihn zum Großmeister ernennen. Keymer wird seit einiger Zeit vom früheren Weltklassespieler Peter Leko, WM-Herausforderer von 2004, trainiert. Leko war selbst einst ein "Wunderkind" und hat in jungen Jahren schon bei Topturnieren mitgespielt. Er wird seinem Schützling die richtigen Ratschläge geben können.

Carlsen hat seine Form wiedergefunden

Wenn es um den Sieg beim Chess Classic geht, wird es vor allem auf das Duell zwischen Carlsen und Caruana ankommen. Im vergangenen Herbst hatten die beiden in London noch den Wettkampf um die Weltmeisterschaft bestritten - Carlsen gewann knapp im Tiebreak. Der Weltmeister schien schachmüde, doch beim Gashimov-Memorial in Aserbaidschan spielte der Norweger die Konkurrenz vor zwei Wochen dank überlegener Strategien in Grund und Boden. Carlsen ist wieder in Bestform.

Caruana kommt als Titelverteidiger nach Karlsruhe zurück. Im vergangenen Jahr hatte er Carlsen beim Chess Classic die Show gestohlen und das Turnier mit einem Punkt Vorsprung gewonnen.

Fotostrecke

Schach: Die Teilnehmer des Turniers von Karlsruhe

Foto: Georgios Souleidis/ DPA

Die weiteren Teilnehmer

Den dritten Platz der Setzliste nimmt Viswanathan Anand ein. Der Inder, Carlsens Vorgänger als Weltmeister, hat Schach in seinem Heimatland zum Volkssport gemacht. Im Dezember wird Anand 50 Jahre alt und ist damit der Turniersenior. Von seiner Spielstärke hat er allerdings kaum etwas eingebüßt. Zur Zeit ist er Nummer sechs in der Weltrangliste.

Mit Maxime Vachier-Lagrave aus Frankreich, dem besten armenischen Spieler Levon Aronian und dem russischen Routinier Peter Svidler nehmen drei weitere Spieler der absoluten Weltspitze teil. Die Plätze sieben und acht nehmen Arkadij Naiditsch und Francisco Vallejo Pons ein. Naiditsch war die deutsche Nummer eins, wechselte dann aber im Streit mit dem Deutschen Schachbund den Verband und spielt nun für Aserbaidschan. Naiditsch ist eine Art Angstgegner von Carlsen. Zweimal konnte er den Weltmeister schon besiegen. Vallejo Pons aus Spanien ist wie Keymer nur Außenseiter.

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