Wimbledon Die Gräfin mit viel Spaß im Mixed
London - Vor dem Vergnügen mit dem 40jährigen Tennis-Oldie hatte Steffi exakt eine Stunde lang zu tun, um Corina Morariu mit 6:1, 6:3 vom Platz zu jagen. Dabei wurde sie in keiner Phase ernsthaft gefordert.
Beim abendlichen gemischten Doppel floß dann erst recht kein Schweiß. Entspannt konnte das Traum-Paar bei den Seitenwechseln miteinander plaudern und fertigte nebenbei das Duo Eva Melicharova/Jeff Coetzee (Tschechien/Südafrika) auf dem vollbesetzten Platz eins mit 6:2, 6:4 im Schongang ab.
"Es war einer meiner größten Wünsche mit ihm zu spielen", hatte Steffi Graf nach ihrem Einzelsieg erwartungsvoll angekündigt und keine Angst vor den Eskapaden des am Morgen erst eingeflogenen "Big Mac" gezeigt. "Ich lasse ihm freien Lauf." Auf Mätzchen konnte der einst weltbeste Spieler getrost verzichten.
Über ihr Drittrundenspiel im Einzel hatte sie nicht so viel zusagen: "Irgendwie war es ganz komisch. Corina hat schlecht aufgeschlagen und wir hatten kaum Ballwechsel. Es war gar nicht so leicht, da draußen ins Match zu kommen."
Im Achtelfinale trifft sie nun auf die belgische Qualifikantin Kim Clijsters, die sich überraschend mit 6:2, 6:4 gegen Amanda Coetzer aus Südafrika durchsetzte. "Sie ist für mich keine Unbekannte. Sie spielt alles ganz solide", sagte dazu die 30jährige aus Brühl. Nach Clijsters wären Anna Kurnikowa oder Venus Williams Grafs nächste Gegnerin. Die Russin mußte gegen Ines Gorrochategui nur eine Kurzschicht verrichten, weil die Argentinierin wegen einer Schulterverletzung beim Stande von 7:5, 3:1 für Kurnikowa aufgeben mußte. Venus Williams aus den USA fegte Sarah Pitkowski (Frankreich) mit 6:1, 6:1 vom Platz
Auch Vorjahressieger Pete Sampras hat sich mit einem lockeren Drittrundensieg ins freie Wimbledon-Wochenende verabschiedet. Der fünffache Champion spazierte mit einem 6:3, 6:4, 7:5 in 103 Minuten gegen Danny Sapsford ins Achtelfinale und dachte schon an Boris Becker. "Es ist schwer zu sagen, ob er hier gewinnen kann. Aber Becker ist eine Gefahr."
Das aufregendste Match des bisherigen Turniers lieferte am fünften Tag der frühere Weltranglisten-Erste Jim Courier. Sampras' Landsmann raffte sich nach seinem Fünfsatz-Krimi gegen Carlos Moya (Spanien) in Runde zwei zu einer weiteren Energieleistung auf und kämpfte den Niederländer Sjeng Schalken nach viereinhalb Stunden mit 13:11 im fünften Durchgang nieder. Etwas flotter war Tim Henman am Ziel. 13.000 Zuschauer auf dem Center Court feierten den Briten nach seinem Viersatzsieg gegen Sabastien Grosjean aus Frankreich.
Monica Seles und Jewgeni Kafelnikow mußten die Hoffnung auf den ersten Wimbledonsieg dagegen begraben. Für die an Nummer vier gesetzte US-Amerikanerin kam das Aus beim 6:7 (4:7), 6:7 (4:7) gegen die Weltranglisten-17. Mirjana Lucic aus Kroatien. Wimbledon bleibt damit das einzige Grand-Slam-Turnier, das die 25jährige noch nie gewonnen hat. Der Australian-Open-Sieger aus Rußland mußte im Drittrundenmatch gegen Cedric Pioline beim Stande von 3:6, 6:4, 1:0 aus Sicht des Franzosen wegen einer Oberschenkelzerrung aufgeben.
Von Andreas Bellinger und Klaus Bergmann