Russischer Sportminister Mutko bestreitet Doping-Vertuschung

Eine ARD-Doku setzt den russischen Sportminister Witali Mutko unter Druck: Er soll eine positive Dopingprobe vertuscht haben. Der Politiker bestreitet jedoch sämtliche Vorwürfe.
Witali Mutko

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Foto: Yuri Kochetkov/ dpa

Russlands Sportminister Witali Mutko hat die in der ARD-Dokumentation "Geheimsache Doping - Showdown für Russland" erhobenen Vorwürfe zurückgewiesen. Die Behauptung, er habe die positive Probe eines Fußballers vertuscht, sei lächerlich, sagte Mutko in Moskau.

In dem neuen ARD-Film des Dopingexperten Hajo Seppelt wurde berichtet, der Sportminister habe maßgeblich an der Verschleierung eines Dopingfalls in Russlands oberster Fußball-Liga mitgewirkt.

Ein weiterer Vorwurf der Doku: Der umstrittene und lebenslang gesperrte Geher-Cheftrainer Wiktor Tschegin soll weiterhin im Auftrag des Verbands mit Top-Athleten zusammenarbeiten. Mutko widersprach dieser Darstellung. "Er ist kein offizieller Coach mehr. Vielleicht hat ihn einer seiner Schüler um Unterstützung gebeten. Offiziell arbeitet er nicht."

Mutko warf dem in die USA ausgereisten früheren Anti-Doping-Chef Grigori Rodschenkow persönliche Gründe für seine Kritik an Russland vor. Rodschenkow hatte Interna über gezielte Manipulation von Dopingproben im olympischen Labor in Sotschi ausgeplaudert . "Er hasst mich und auch meine Beraterin Natalia Schelanowa, weil sie ihn ständig kritisierte. Und ich habe ihn entlassen", sagte Mutko. In der ARD-Doku wird auch Schelanowa Vertuschung vorgeworfen.

"Eine sehr schwierige Entscheidung"

Der russische Leichtathletik-Verband ist aufgrund massiver Verstöße gegen die Anti-Doping-Richtlinien seit November suspendiert. Der Weltleichtathletikverband IAAF will am 17. Juni entscheiden, ob die Suspendierung des russischen Verbands aufgehoben wird oder der Bann für die Olympischen Sommerspiele in Brasilien bestehen bleibt. Laut Mutko reformiere Russland seine Leichtathletik ungeachtet der Vorwürfe weiter und bereite sich auf die Spiele im August (5. bis 21.) vor.

Kritik an Russland äußerte Michael Vesper, der Vorstandsvorsitzende des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB): "Ich finde den Film schockierend. Er zeigt: Doping zerstört das Ansehen des Sports, das Vertrauen in den Sport, die Werte des Sports und die Sportler, die es nehmen", sagte Vesper in der ARD. "Es muss dazu führen, dass es Konsequenzen gibt."

Ob die derzeit suspendierten russischen Leichtathleten daher von den Spielen in Rio ausgeschlossen werden sollten, sei aber eine sehr schwierige Entscheidung, so Vesper. "Bei kollektiven Vergehen ist man geneigt, kollektive Strafen auszusprechen. Aber es wird auch Sportler in Russland geben, die nicht dopen."

bka/sid/dpa

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