
US-Basketball: "Godzilla mit den Fähigkeiten eines Flummis"
Basketballtalent Zion Williamson Eine andere Gewichtsklasse
Er ist noch nicht einmal Profi, aber trotzdem schon einer der aktuell mitreißendsten Basketballer: Zion Williamson, 18 Jahre alt, 2,01 Meter groß und 129 Kilogramm schwer. Williamson spielt für das US-College Duke University und gilt als größtes Talent außerhalb der nordamerikanischen Profi-Basketballliga NBA.
Würde Williamson in der NBA spielen, wäre er der zweitschwerste Spieler der Liga - nach Boban Marjanovic (131 kg) von den Philadelphia 76ers. Der Serbe ist ein Center, der Williamson um 21 Zentimeter überragt. Auch die übrigen NBA-Profis in seiner Gewichtsklasse sind Center und gute zehn Zentimeter größer als Williamson, der als Power Forward für die Duke Blue Devils aufläuft.
Anders als seine schwerfälligen Kollegen bewegt sich Williamson aber mit einer atemberaubenden Explosivität über das Parkett.
45 Kilogramm in zwei Jahren
In der Nacht von Freitag auf Samstag (1 Uhr) beginnt für Duke gegen die North Dakota State University die "March Madness". Die Blue Devils gehen als klarer Favorit in das Turnier um die nationale College-Meisterschaft. In den beiden Small Forwards R. J. Barrett und Cam Reddish stehen zwei der aktuell größten Basketballtalente im Kader. Zudem werden die Blue Devils nach wie vor von Trainerlegende Mike Krzyzewski angeführt, "Coach K" ist seit 1980 Basketballtrainer der Duke University. Die wichtigste Personalie des Teams ist aber der Power Forward.
Williamson ist mit einer beispiellosen Athletik gesegnet, nach eigenen Angaben hat er innerhalb von zwei Jahren 45 Kilogramm zugelegt. Außerdem verfügt er über gefühlvolle Hände und gute Instinkte in der Nähe des Korbs. In der regulären Saison erzielte er im Schnitt 22,1 Punkte pro Spiel - bei einer herausragenden Wurfquote von 69,3 Prozent.

US-Basketball: "Godzilla mit den Fähigkeiten eines Flummis"
Wer Williamson spielen sieht, fühlt sich an fiktive Kolosse wie Obelix oder Hulk erinnert. Bei einem Spiel im Februar zwischen den Duke Blue Devils und den Erzrivalen North Carolina Tar Heels stellte sich jedoch heraus, dass er tatsächlich verwundbar ist. Bei einer schnellen Drehung platzte sein Schuh auf. Williamson ging zu Boden und verstauchte sich das Knie.
Zion's shoe: destroyed 😳 pic.twitter.com/LqQ2te0Jay
— SportsCenter (@SportsCenter) February 21, 2019
Das Risiko im College
Karten für das Lokalderby hatte es auf Ticketbörsen ab 2500 Dollar gegeben. Im Publikum befanden sich einige Berühmtheiten, unter ihnen der ehemalige US-Präsident Barack Obama. Nach dem Vorfall fiel sogar die Aktie des Schuhherstellers Nike um mehr als 1,5 Prozent.
Die Verletzung löste eine Debatte darüber aus, ob Williamson in dieser Saison überhaupt zurückkehren sollte. Denn anders als die National Collegiate Athletic Association (NCAA) verdienen die Spieler im College kein Geld. Die US-Sender CBS und Turner hatten vor drei Jahren eine Verlängerung der Übertragungsrechte von der NCAA bis 2032 im Wert von 8,8 Milliarden Dollar unterzeichnet .
Let these kids go straight out of HS!!! Too much on the line to be messing with college if you got a legit chance to turn pro. One injury can change somebody career, Zion sit yo ass down lol and we will be ready for you in the big boy league #LookingOutForThePlayers
— Isaiah Thomas (@isaiahthomas) February 21, 2019
Duke stand zum Zeitpunkt von Williamsons Ausfall bei nur zwei Niederlagen aus 25 Spielen. Ohne ihn gingen drei der folgenden sechs Partien verloren. Trotz der Empfehlungen von NBA-Stars wie DeMarcus Cousins und Isaiah Thomas kehrte Williamson zurück - und führte sein Team zur Conference-Meisterschaft.
"Tanking for Zion"
In den sozialen Netzwerken ist der Satz "Tanking for Zion" inzwischen zu einem Trend geworden. NBA-Teams, die am Ende der Saison die wenigsten Spiele gewonnen haben, dürfen in der Draft zuerst einen Spieler auswählen - in diesem Jahr also Williamson. NBA-Teams wie New York, Phoenix, Cleveland, Chicago, Atlanta haben keine Chance auf die Playoffs und wollen verlieren, um bessere Chancen in der Draft zu haben. "Tanking" (deutsch: "abstürzen") wird diese kontroverse Strategie genannt.
Selten hatte ein Spieler noch vor seiner Ankunft in der NBA einen ähnlichen Hype ausgelöst. Seit LeBron James als Highschool-Spieler auf dem Cover der "Sports Illustrated" gelandet und "The Chosen One" getauft worden war, wurde kein Basketballer auf seinem Weg zu den Profis von lauteren Fanfaren begleitet. Die Erwartungen an Williamson sind riesig - und bislang spricht vieles dafür, dass er sie auch erfüllt.