Streit im Tischtennis Spieleraufstand gegen Chinareise

Auch Routinier Timo Boll will im November nicht nach China
Foto: Vasily Fedosenko / REUTERSDer deutsche Präsident des Tischtennis-Weltverbandes, Thomas Weikert, hat Verständnis für den Protest von Spielern gegen die geplante Austragung von drei Topturnieren während der Coronakrise in China. "Über die Protestnote war ich nicht überrascht, weil die Athletenkommission zuvor schon vehement gegen den geplanten Vergabemodus von Punkten für die Weltrangliste gestimmt hatte", sagte er der "Süddeutschen Zeitung".
Hintergrund ist, dass sich mehrere Profis um den deutschen Spitzenspieler Timo Boll beim Weltverband ITTF gegen die Turnierpläne wehren. Das Vorgehen sei "inakzeptabel und ein Verstoß gegen alle Prinzipien des Fair Play", heißt es in einem Schreiben. Die Unterzeichner werfen dem Verband vor, dass er sie mit seinen Plänen "in vielen Fällen Reisebeschränkungen, einem höheren Infektionsrisiko und Visa-Problemen" aussetzen würde.
Außerdem würde eine mehrwöchige und nicht abgestimmte Chinareise im November für die Spieler bedeuten, dass sie Verträge mit ihren Vereinen und Sponsoren brechen müssten. Sie werfen der ITTF in ihrem Brief auch vor, Spieler unter Druck zu setzen und im Falle einer Nichtteilnahme mit dem Abzug von Weltranglistenpunkten zu drohen.
"Eine Art Hilferuf"
Weikert wertete daher den Protest als "eine Art Hilferuf an die 'World Ranking Group', zu überlegen, ob man es nicht auch anders regeln kann". Er selbst gehöre der Kommission auch an, habe aber gegen den Modus gestimmt. Er sei der Meinung, man dürfe die Spieler mit dem Druckmittel Weltrangliste nicht zwingen teilzunehmen. Daher will Weikert das Thema im ITTF-Exekutivkomitee zur Sprache bringen. "Ich hoffe, dass das letzte Wort noch nicht gesprochen ist."
Der Weltverband ITTF hatte am vergangenen Freitag verkündet, den World Cup der Männer, den World Cup der Frauen sowie den Saisonabschluss "ITTF Finals" ab dem 13. November gebündelt an einem Ort in China austragen zu wollen. Wegen der Corona-Pandemie finden im Tischtennis seit März keine internationalen Turniere statt.