Vorwürfe gegen Tennisstar Kyrgios räumt ein, seine Ex-Freundin gestoßen zu haben – und berichtet von Depressionen

Nick Kyrgios auf dem Weg zum Amtsgericht von Canberra: »Impulsives und rücksichtsloses Verhalten«
Foto:MICK TSIKAS / EPA
Auf dem Tennisplatz gilt er als Enfant terrible, zertrümmert Schläger, bepöbelt Schiedsrichter und Publikum. Nun hat sich der australische Tennisstar Nick Kyrgios für sein Verhalten als Privatperson vor einem Gericht in seiner Heimatstadt Canberra verantworten müssen – und mit einem Eingeständnis überrascht. Der Wimbledon-Zweite von 2022 räumte ein, seine damalige Freundin Chiara Passari während eines Streits im Januar 2021 zu Boden gestoßen zu haben.
Eine Verurteilung wegen Körperverletzung muss Kyrgios allerdings nicht befürchten. Die Richterin habe die Schwere der Tat als geringfügig eingestuft und keine Wiederholungsgefahr gesehen und die Klage abgewiesen, berichteten die Nachrichtenagentur AAP und andere örtliche Medien aus dem Gericht. Sie beschrieb die Tat demnach als »Dummheit« und nannte »Frustration« als möglichen Hintergrund. Kyrgios habe Passari während eines Streits nahe ihrer Wohnung im Januar 2021 umgestoßen. Die junge Frau sei zu Boden gefallen und habe später von Schmerzen in der Schulter und einer Schürfwunde am Knie berichtet, hieß es weiter.
Den Vorfall habe Passari rund zehn Monate später nach der Trennung des Paares offiziell angezeigt. Kyrgios drohten den Berichten zufolge wegen des Angriffs bis zu zwei Jahre Haft. Seine Anwälte hatten demnach vergeblich versucht, das Verfahren aus psychischen Gründen einstellen zu lassen.
Depressionen und Suizidgedanken
Ein Psychologe berichtete vor Gericht, Kyrgios habe in der Vergangenheit unter schweren Depressionen, Selbstmordgedanken und Schlaflosigkeit gelitten sowie Alkohol und Drogen konsumiert. Dies habe zu impulsivem und rücksichtslosem Verhalten geführt.

Kyrgios bei seinem Finaleinzug in Wimbledon im Juli 2022
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Kyrgios, aktuell die Nummer 20 der Weltrangliste, erschien nach einer Operation am linken Knie an Krücken vor Gericht. Über sein Management ließ der 27-Jährige später erklären: »Ich respektiere die heutige Entscheidung und bin dem Gericht dankbar, dass es die Anklage ohne Verurteilung abgewiesen hat. Ich war in keiner guten Verfassung, als dies geschah, und ich habe in einer schwierigen Situation auf eine Weise reagiert, die ich zutiefst bedauere. Ich weiß, dass das nicht in Ordnung war, und es tut mir aufrichtig leid, dass ich jemanden verletzt habe.«
Inzwischen habe er Hilfe in Anspruch genommen, erklärte Kyrgios weiter, »um mich besser zu fühlen und besser zu sein«. Auch seine jüngste Knieverletzung habe leichte bis mittelschwere depressive Symptome nach sich gezogen, sagte der Psychologe, seine mentale Gesundheit habe sich insgesamt aber deutlich verbessert.
Der Wimbledon-Finalist von 2022 hatte im Januar seine Teilnahme an den Australian Open kurzfristig wegen Knieproblemen abgesagt. Der hochtalentierte, aber auch oft launische Australier galt als einer der großen Werbeträger für das erste Grand-Slam-Turnier des Jahres. In der neuen Tennis-Doku »Break Point« bei Netflix ist Kyrgios der Protagonist der Auftaktfolge.