Roger Federers Karriereende Am Ende fließen die Tränen

»Abendessen mit ein paar Freunden.« So twitterte Roger Federer am Donnerstag, als er mit Andy Murray, Rafael Nadal und Novak Djoković im Smoking unterwegs war. Tennishelden unter sich.
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Vergangene Woche hatte Federer, 41, seinen Rücktritt vom Leistungssport bekannt gegeben. Ein Turnier wolle er aber noch spielen, die Wahl fiel auf den von Federer mitinitiierten Laver Cup – ein kontinentaler Vergleich der besten Tennisspieler. Federer betritt noch einmal die große Bühne.

Auf der ersten Pressekonferenz am Mittwoch erklärte Federer ein weiteres Mal, warum sein Körper kein professionelles Tennis mehr zulässt. »Ich hatte Angst, mich den Medien, Fans und allem zu stellen«, sagte der Schweizer. »Jetzt kann ich hier normal darüber sprechen, ohne emotional zu werden.« So ganz wollte es Federer aber doch nicht gelingen.
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Normalerweise ist Tennis kein Wunschkonzert. Für Federer wurde beim Laver Cup eine Ausnahme gemacht. Er wollte an der Seite von Rafael Nadal (r.) abtreten, und die beiden großen Rivalen der vergangenen Jahre wurden im Team Europa für das Doppel am Freitag nominiert.
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Was nun wie ein Klassentreffen unter Freunden wirkte, war mal eine beispiellose Dominanz des Weltsports. Fast 20 Jahren prägten Murray, Djoković, Federer und Nadal (v.r.n.l.) das Tennis, zusammen gewann das Quartett 66 Grand-Slam-Titel und stand in wechselnder Reihenfolge über 900 Wochen an der Spitze der Weltrangliste.
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Tatort o2-Arena in London: Roger Federer stand wieder auf dem Tenniscourt, zunächst nur im Training.
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Chef des Teams Europa ist kein Geringerer als Björn Borg (l.). Der Schwede prägte die Sportart in den Siebzigerjahren und trat 1982 im Alter von 26 Jahren zurück. Federer hielt deutlich länger durch – und hatte sichtlich Spaß an der Seite eines seiner Vorgänger.
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Der Spaß steht beim Laver Cup ohnehin im Vordergrund, es werden keine Weltranglistenpunkte vergeben.
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Sie spielen noch und können ihre Grand-Slam-Titel-Bilanz weiter verbessern: Rafael Nadal (l., 22 Siege) und Novak Djoković (21).

Roger Federer (M.) hat es »nur« auf 20 Grand-Slam-Titel gebracht. Für viele Fans und Experten ist er trotzdem der beste Tennisspieler der Geschichte.
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Am Freitag ging es dann los, und Casper Ruud hatte wohl noch nie so viel Tennis-Know-how im Rücken.
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Der Norweger, in diesem Jahr Finalist bei den French und den US Open, zeigte im Auftaktspiel gegen den US-Amerikaner Jack Sock einige spektakuläre Schläge.

Ruud besiegte Sock 6:4, 5:7, 10:7 und holte sich die Glückwünsche seiner Vorbilder ab.
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Stefanos Tsitsipas ließ im Anschluss Diego Schwartzman keine Chance. Europa führte gegen das Team »Rest der Welt« 2:0. Beim Laver Cup gibt es am ersten Tag für jeden Sieg einen, am zweiten Tag zwei und am dritten Tag drei Punkte. Wer zuerst 13 Punkte hat, gewinnt.

Bevor dann die sehnsüchtig erwarteten Roger Federer und Rafael Nadal den Platz betraten, war erst noch Andy Murray dran. Der 35-jährige Brite schnappte sich auch gleich den ersten Satz gegen den Australier Alex de Minaur.

Dann aber drehte der 23 Jahre alte Minaur auf und besiegte Murray mit 5:7, 6:3, 10:7. Es war der erste Punkt für das Team »Rest der Welt«.

Doch dann richtete sich die Aufmerksamkeit der Zuschauerinnen und Zuschauer in Richtung Federer und Nadal. Auch der immer noch verletzte deutsche Tennisprofi Alexander Zverev wollte sich den Abschied des Schweizers nicht entgehen lassen.

Schon als Federer das Spielfeld betrat, jubelten ihm die Zuschauer zu. Die Ticketpreise waren in den vergangenen Tagen nach oben geschossen, alle wollten den Meister noch einmal live sehen.

Im Spiel zeigten sich Federer und Nadal dann in guter Verfassung. Zwar war dem Schweizer die lange Pause anzumerken, vor allem auf seinen Aufschlag konnte er sich aber verlassen.

Sportlich rückte das Duell mit Jack Sock and Frances Tiafoe in den Hintergrund. Letztlich verloren Federer und Nadal 6:4, 6:7, 9:11.

Dennoch hatten die beiden langjährigen Rivalen schon während des Spiels viel Freude.

Danach wurde es emotional: Nach dem Spiel saßen die beiden auf der Bank und weinten. »Wenn Roger die Tour verlässt, geht auch ein wichtiger Teil meines Lebens«, sagte Nadal hinterher.
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Applaus für den Schweizer: Ob Roger Federer noch mal für Showmatches zurückkommt, ist noch ungewiss. »Alles, was ich weiß, ist, dass ich gerne an Orten spielen würde, an denen ich noch nie zuvor gespielt habe, oder mich bei all den Menschen bedanken, die mich all die Jahre unterstützt haben«, sagte er.

Auch Federers Frau Mirka war sichtlich ergriffen vom endgültigen Abschied ihres Mannes vom Tennissport.

Sowohl die eigenen Teamkollegen als auch die Gegner ließen Federer hochleben. 20.000 Zuschauerinnen und Zuschauer jubelten.

Dann verabschiedete sich der Maestro von der großen Tennisbühne. »Das ist hier nicht das Ende, das Leben geht weiter«, sagte er anschließend.