Iverson-Billups-Trade
Ein Gewinn für Denver und Detroit
Der bislang spektakulärste Wechsel dieser NBA-Saison sorgt für hitzige Diskussionen. Profitiert Denver mit dem Tausch von Allen Iverson gegen Detroits Chauncey Billups mehr als die Pistons? Oder sind es die Nuggets? "FIVE"-Autor André Voigt sieht zwei Sieger.
Detroit profitiert von dem Wechsel, weil im Sommer 2009 die Verträge von Power Forward Rasheed Wallace und Iverson auslaufen. 35,6 Millionen Dollar werden dann von der Gehaltsliste gestrichen das ist mehr als der gesamte Restkader der Pistons verdient.
Detroit ist also für 2009/2010, wenn große Namen wie Carlos Boozer (Utah Jazz), LeBron James (Cleveland Cavaliers), Dwyane Wade (Miami Heat) oder Dirk Nowitzki (Dallas Mavericks) auf dem Free-Agent-Markt auftauchen, gut gerüstet.
Guards Iverson (l.), Billups: Ringtausch mit Nebenwirkungen
Foto: Getty Images
In Detroit bricht zudem langsam aber sicher die Stuckey-Mania aus. Dabei hat Guard Rodney Stuckey bisher zwar gute Ansätze und 2008 sehr erfreuliche Playoffs gespielt, ist aber bei weitem kein Billups. Doch das soll der 22-Jährige auch noch nicht sein. Zusammen mit den anderen Talenten im Kader soll er "on the job" lernen und reifen, bis die Verstärkung von außen kommt.
NBA-Ergebnisse
Charlotte - Philad.
93:84
Orlando - Milwau.
108:101
Miami - Houston
98:107
Memphis - San Ant.
81:94
Utah - Chicago
100:101
Portl. - Sacramento
91:90
Clippers - New Orl.
87:99
Mit Iverson haben die Pistons im Backcourt jetzt die Qual der Wahl. Stuckey, Richard Hamilton, Tayshaun Prince, Walter Herrmann und eben Iverson sollen alle auf den drei Außenpositionen spielen. Coach Michael Curry wird die Minuten ganz genau verteilen müssen, um keinen Ärger im Kader herauf zu beschwören.
In der Vergangenheit war die Offense der Schwachpunkt der Pistons. Einen echten "Go-to-Guy" gab es nicht - Iverson löst dieses Problem und ist so gereift, dass er sich jetzt wegen sehr guter Playoff-Chancen ganz in den Dienst der Mannschaft stellen wird.
Zudem dürften Wallace, Hamilton oder Prince davon profitieren, dass sich die gegnerische Verteidigung stark auf den treffsicheren Iverson konzentriert. Bisher zog kein Pistons-Profi dauerhaft einen zweiten Verteidiger.
Auch für Denver ist der Trade gut. Die Nuggets brauchen einen Guard, der das Spiel leitet, den Ball zu Small Forward Carmelo Anthony und J.R. Smith bringt und aus der Distanz gefährlich ist.
Iverson brachte zwar die Assists, nahm aber auch sehr viele Würfe, was bei seiner Dreierquote (Karriere: 31,3 Prozent) zeitweilig problematisch war. Billups löst beide Probleme: Er ist defensiv viel stärker und ein Top-Distanzschütze (2007/2008: 40,1 Prozent).
Außerdem benötigt Nuggets-Coach George Karl einen Leader auf der Spielmacherposition, der seine nicht unbedingt für ihre Schussauswahl bekannten Scorer auf Linie hält. Billups besitzt das Standing (und den Meisterring), um sich sofort Respekt zu verschaffen. Schließlich stammt Billups aus Colorado und hatte immer wieder darüber nachgedacht, seine Karriere in der Heimat zu beenden.
Carmelo Anthony ist einer der wenigen Spieler, die immer gedoppelt werden müssen. Nun stehen mit Smith und Billups gleich zwei Dreierschützen parat, um diese Taktik zu bestrafen. In der Vergangenheit war es den Gegnern ein leichtes, ihre Defensive so einzustellen, dass Anthony den Ball eben nicht zu Smith bringen konnte.
Ist der Deal auch langfristig sinnvoll? Immerhin ist Billups schon 32 Jahre alt, dessen Vertrag läuft noch bis 2011, dann haben die Nuggets die Option, ihn ein weiteres Jahr an sich zu binden. Er ist ein großer Guard (1,91 Meter) und sicherer Distanzschütze. Spieler mit solchen Merkmalen tendieren dazu, weniger schnell ihre Leistungsfähigkeit einzubüßen. Nur: Was kann ein Kernkader um Billups, Smith, Anthony, Nene Hilario und Kenyon Martin erreichen?
Die Playoffs scheinen machbar, doch den Denver Nuggets fehlt einiges zum Erreichen der Finals. Dieses Ziel zu erreichen, diente im Dezember 2006 die Verpflichtung Iversons aus Philadelphia. Hilfe dürfte frühestens 2011 kommen, wenn Martins Vertrag ausläuft und er für jüngere Talente abgegeben werden könnte. Dann aber ist Billups 35.