Gut zu wissen Warum leiden Fußballprofis unter psychischen Problemen?

Profispieler der Premier League
Foto:Javier Garcia / Shutterstock
England ist Marktführer im Profifußball, die Kicker verdienen fürstlich. Deshalb hat jetzt eine Umfrage der Spielergewerkschaft PFA unter 843 Profis für Furore gesorgt. Aktive Fußballer der Premier League und der zweitklassigen EFL waren in der vergangenen Saison zu ihrer mentalen Gesundheit befragt worden. Gut neun Prozent gaben an, schon einmal gemobbt worden zu sein, fast fünf Prozent hatten Suizidgedanken. Und etwas mehr als ein Fünftel der Befragten sagte, sich in den vergangenen Monaten Sorgen gemacht zu haben oder sich unsicher zu fühlen.

Die Rückkehr der Atomangst
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Die PFA nennt vor allem die Transferperiode als Risiko für die mentale Gesundheit – wenn der Kader ausgedünnt werden soll und Spieler schon mal aussortiert werden, um allein oder mit der zweiten Mannschaft zu trainieren. Dabei ließ die PFA-Umfrage offen, ob die Spieler von anderen Spielern, Mitarbeitenden oder dem Management schikaniert fühlten.
Den Geschäftsführer der deutschen Spielergewerkschaft VDV, Ulf Baranowsky, überraschen die Ergebnisse aus England nicht: »Auch wir beobachten das in fast jeder Transferperiode. Spieler fühlen sich dann nicht mehr erwünscht, eine Ausmusterung kann Spuren auf der Seele hinterlassen.« Der Konkurrenzkampf im Profifußball sei groß. Zudem verbrächten die Teams viel Zeit miteinander, da komme es regelmäßig zu Konflikten, sagt Baranowsky. Darum sei es umso wichtiger, »die Spieler schon in der Jugend auf solche Situationen vorzubereiten. Dafür braucht es ein geschultes Trainer- und Betreuungsteam.«
In Deutschland wurde vor allem nach dem Suizid des früheren Nationaltorwarts Robert Enke darüber diskutiert, wie die Psyche von Profifußballern geschützt werden kann. Die VDV hat gemeinsam mit der Robert-Enke-Stiftung , der Verwaltungs-Berufsgenossenschaft (VBG) und der Deutschen Sporthochschule Köln die Initiative »MentalGestärkt « ins Leben gerufen. Sie soll eine Anlaufstelle für alle Sportler sein, die über psychische Probleme sprechen möchten, und vermittelt sie gegebenenfalls an Ärzte oder Psychologinnen.
»Das ist ein guter Schritt, aber es bleibt weiterhin ein langer Weg«, sagt Baranowsky. Seine Organisation fordert schon seit Längerem, dass jedes Profiteam einen Sportpsychologen beschäftigen muss.