Abfahrts-Niederlage für Riesch Vonn triumphiert im Chaos-Rennen

Was für ein Erfolg für die Top-Favoritin: Lindsey Vonn aus den USA hat bei den Olympischen Spielen in Vancouver triumphal die Goldmedaille in der Abfahrt gewonnen. Maria Riesch schaffte nur Platz acht - in einem harten Rennen mit spektakulären Stürzen.
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Riesch gegen Vonn: Einseitiges Duell

Foto: Alessandro Trovati/ AP

Lindsey Vonn

Hamburg - Doppelsieg für die USA in Kanada: hat den Abfahrtslauf der Frauen bei den Olympischen Spielen in Vancouver gewonnen. Sie war mit einer Zeit von 1:44,19 Minuten mehr als eine halbe Sekunde schneller als ihre Landsfrau Julia Mancuso (1:44,75), die Silber holte. Bronze ging an die Österreicherin Elisabeth Görgl (1:45,65).

Maria Riesch

Während Top-Favoritin Vonn dem Druck trotz einer schmerzhaften Schienbeinverletzung standhielt und als erste Amerikanerin Gold in der Abfahrt gewann, versagten der deutschen Medaillenkandidatin bei ihrer Olympia-Premiere die Nerven. Die Mit-Favoritin fuhr ein enttäuschendes Rennen und landete mit mehr als zwei Sekunden Rückstand (1:46,26) auf Siegerin Vonn auf Platz acht. Die zweite deutsche Starterin Gina Stechert beendete das Rennen auf Rang zehn (1:46,93).

Damit verpassten beide die erste Medaille in der Abfahrt für den Deutschen Skiverband seit dem Olympiasieg von Katja Seizinger 1998 in Nagano. Die deutschen alpinen Skifahrer warten nun seit 17 olympischen Wettbewerben auf eine Medaille. Zuletzt gewann Martina Ertl 2002 in Salt Lake City Bronze in der Kombination.

"Ich habe es selbst verbockt", sagte Riesch unmittelbar nach dem Rennen. Zwar hätten auch andere Einflüsse - die Stürze direkt vor ihr, die hohe Startnummer und die schlechten Trainingsbedingungen - zum schlechten Ergebnis beigetragen; Riesch räumte jedoch ein: "Alles auf äußere Umstände zu schieben, wäre zu einfach."

Mit-Favoritin Paerson nach Sturz "grün und blau"

Siegerin Vonn sagte: "Es war ein harter Kampf, ich musste mich die Piste förmlich nach unten arbeiten. Die Sprünge gingen höher und weiter, als ich das erwartet hatte. Aber ich habe es es trotzdem geschafft. Das ist ein super gutes Gefühl", so die Amerikanerin, deren Sieg von etlichen Stürzen auf der schwierigen Piste überschattet wurde.

Prominentestes Opfer der Ausfälle war die Mitfavoritin Anja Pärson aus Schweden, die bis kurz vor dem Ziel knapp hinter Vonn auf Silbermedaillenkurs lag, beim Zielsprung, der sie mehr als 60 Meter durch die Luft trug, jedoch schwer stürzte und ausschied. Pärson konnte sich aus eigener Kraft aufrichten, begab sich aber sofort ins Krankenhaus. "Das war das Schlimmste, was ich jemals erlebt habe", sagte die Dreifach-Weltmeisterin von 2007, die von Siegerin Vonn nach ihrer Ankunft im Zielraum tröstend in den Arm genommen wurde. Schwedens Cheftrainer Ulf Emilsson berichtete nach der ersten Untersuchung: "Anjas ganzer Körper ist grün und blau, sie hat große Schmerzen, aber es ist nichts gebrochen. Sie ist froh, dass sie noch gehen kann."

Pärson will nun kurzfristig über ihren Start in der Super-Kombination am Donnerstag entscheiden. Das sagte Schwedens Alpin-Chef Anders Sundqvist bei der Sitzung der Mannschaftsführer in Whistler. Pärson erlitt ersten Untersuchungen zufolge laut Sundqvist Prellungen am Bein und am Rücken.

Am Zielsprung hatte es schon nach dem Training Kritik gegeben. Der deutsche Frauen-Cheftrainer Mathias Berthold hatte zuvor vergeblich die Entschärfung des Sprungs gefordert. Insgesamt kamen von den 44 gestarteten Fahrerinnen sieben nicht ins Ziel. Ganz böse erwischte es die Rumänin Edith Miklos, die zunächst furchterregend stürzte, in hohem Tempo unter zwei Fangzäunen hindurchrauschte und erst am dritten zum Liegen kam. Die 21-Jährige musste nach langwieriger Erstversorgung mit dem Hubschrauber ausgeflogen werden. Für sie sind die Olympischen Spiele "aller Wahrscheinlichkeit nach" beendet. Das gab ein rumänischer Sprecher in Whistler bekannt. Demnach hat sich Miklos "eine Knieverletzung zugezogen, die typisch für Ski-Rennläufer ist", sagte er. Es handelt sich vermutlich um einen Kreuzbandriss.

Stürze wegen fehlender Kraft

Experten führten die meisten Stürze auf die sehr anspruchsvolle Piste zurück. Sie bot für die Fahrerinnen keine Pausen zur Erholung. So fehlte vielen insbesondere am Ende die Kraft, Fehler während der Fahrt auszugleichen.

Vonn, die mit Schmerzmitteln fuhr, profitierte auch von den wetterbedingten Verschiebungen der vergangenen Tage, die ihrem verletzten Bein Ruhe verschafften. Eigentlich sollte mit der Super-Kombination bereits am Sonntag der erste Wettbewerb stattfinden, der alpine Zweikampf wird jetzt aber erst am Donnerstag (18.30 und 21.30 Uhr, Liveticker SPIEGEL ONLINE) gefahren. "Das war das bestmögliche Szenario, das ich mir für mein Schienbein vorstellen konnte", sagte Vonn.

ham/sid/dpa
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